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Robert Bothner im Bezirksrathaus in Stuttgart-Wangen

Eine kleine Ausstellung mit Fotografien erinnert an das Wirken des Fotomeisters, der früh die Basis für das Bildarchiv im Landesmedienzentrum in Stuttgart-Ost zusammengestellt hat.

Elf Fotografien von Robert Bothner sind im Bezirksrathaus von Stuttgart-Wangen zu sehen. Foto: Jürgen Brand

Elf Fotografien von Robert Bothner sind im Bezirksrathaus von Stuttgart-Wangen zu sehen. Foto: Jürgen Brand

Von Jürgen Brand

Robert Bothner hat so einige Spuren hinterlassen, obwohl der Fotomeister sich nie in den Vordergrund gedrängt hat. In auf Kunst und Fotografie spezialisierten Online-Auktionshäusern ist das eine oder andere Foto von ihm schon für einige hundert Euro verkauft worden. Bei den Naturfreunden nicht nur in Botnang und Wangen hat er einen festen Platz. Im Landesmedienzentrum sowieso, dort werde immer noch mit Hochachtung von ihm gesprochen, ist zu hören, obwohl Bothner vor mehr als 50 Jahren, 1967, verstorben ist. Auch auf der Liste der Bundesverdienstkreuzträgerinnen und -träger ist er zu finden. Aktuell sind elf ausgewählte fotografische Werke von ihm im Bezirksrathaus Wangen zu entdecken - und im November im Stadtpalais in einer eigenen Vitrine noch mehr von ihm und über ihn.

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Robert Bothner wurde am 19. August 1899 in Botnang geboren. Der Ort war zu der Zeit noch eigenständig, wurde erst 1922 nach Stuttgart eingemeindet. Dort wuchs Robert Bothner auf, ging zur Schule. Die allgemeine Schulpflicht endete damals nach sieben Schuljahren, also nach der siebten Klasse. Da war er gerade einmal 13 Jahre alt. Damals war es durchaus üblich, dass die Jugendlichen möglichst rasch Geld verdienten, um ihr Elternhaus zu entlasten. Die Jungs arbeiteten dann nicht selten als Hilfsarbeiter in Fabriken, die Mädchen als Hausangestellte bei wohlhabenden Stuttgarter Familien oder als Strickerin oder Näherin in einer der damals zahlreichen Textilfabriken.

Foto-Lehre bei Hirrlinger

Dass ein Jugendlicher eine richtige Lehre machen durfte, war also keine Selbstverständlichkeit. Bothners Vater, selbst Handwerksmeister, ermöglichte ihm das aber. Deswegen begann der Junge im Herbst 1912 eine Lehre als Fotograf bei Oscar Hirrlinger, der sein Geschäft an der Ecke Lange Straße und Calwer Straße hatte. Zur Ausbildung gehörte vieles, was auch heute in Zeiten der Digitalfotografie für ambitioniertere Fotografinnen und Fotografen hilfreich ist: Wissen um Optik, die Wahl der richtigen Objektive, die beste Belichtungszeit, ein Gespür für Motive, Perspektiven, Licht. Die Lehre wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, den der junge Botnanger unversehrt überstand. Erst danach konnte er sie erfolgreich abschießen.

Bothner war in den 1920er Jahren viel mit seiner Plattenkamera samt Stativ unterwegs, in Österreich, Italien, der Schweiz oder Frankreich

Am 1. November 1926 begann er als Fotomeister bei der Württembergischen Bildstelle GmbH, aus der später das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg wurde und das seinen Sitz an der Rotenbergstraße in Stuttgart-Ost hat. Bothner war in den 1920er Jahren viel mit seiner Plattenkamera samt Stativ unterwegs, in Österreich, Italien, der Schweiz oder Frankreich, aber auch in Botnang, wo ganze Bildreihen entstanden. Er engagierte sich früh bei den Naturfreunden. Und er legte mit seiner Arbeit früh den Grundstock für das Landesbildarchiv.

Wiederaufbau mit der Kamera begleitet

Nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau zog Robert Bothner 1939 nach Stuttgart-Wangen. Nur wenig später wurde er zur Wehrmacht einberufen. Bothner war nie Mitglied der NSDAP, mit der NS-Ideologie hatte er nichts zu tun. Aber als Fotograf und Kriegsberichterstatter dokumentierte er mit seinen Bildern Konferenzen, Truppenaufmärsche, Städte vor und nach Angriffen, die Not der Menschen. Nachdem er als sozusagen “Unbelasteter” aus dem Krieg zurückkehrte, begleitete er auch den Wiederaufbau mit seiner Kamera. Und er setzte vor allem seine Arbeit bei der Landesbildstelle fort.

Viele seiner Bilder wurden veröffentlicht, in wissenschaftlichen Abhandlungen, in künstlerischen Werken, in Heimat- oder Lehrbüchern, auch in Kunstführern oder Wandkalendern.

Bis zu seinem Ruhestand schuf er eine Sammlung von mehr als 50.000 Aufnahmen aus den unterschiedlichsten Bereichen, egal ob Natur, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft. Viele seiner Bilder wurden veröffentlicht, in wissenschaftlichen Abhandlungen, in künstlerischen Werken, in Heimat- oder Lehrbüchern, auch in Kunstführern oder Wandkalendern. Im September 1963 wurde Robert Bothner in den Ruhestand verabschiedet. Ein Jahr später, 1964, verlieh ihm der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke das Bundesverdienstkreuz am Band. Robert Bothner starb am 20. Juni 1967, er wurde 68 Jahre alt. Sein Grab ist auf dem Friedhof in Stuttgart-Wangen zu finden.

Fotografien in einer Holzkiste entdeckt

Bothners Wirken wurde erst vor wenigen Jahren wieder in Erinnerung gerufen. In der heimatgeschichtlichen Reihe des Botnanger Bürgervereins, “Botnanger Heimat”, wurde im Dezember 2020 ausführlich über den Fotomeister berichtet. Im Februar 2021 folgte eine Ausstellung mit einigen seiner Fotografien im Botnanger Bezirksrathaus. Die Werke waren eher zufällig im Keller der Naturfreunde-Geschäftsstelle in einer Holzkiste entdeckt worden, wohl noch von Bothner selbst zusammengestellt, aber dann in Vergessenheit geraten. Die Fotogruppe Untertürkheim der Naturfreunde rettete sie.

Martin Ehmann hat sich intensiv mit Robert Bothner beschäftigt. Foto: Jürgen Brand

Jetzt hat sich der Wangener Martin Ehmann (Foto: Jürgen Brand) intensiv mit Robert Bothner beschäftigt. Dafür hat er in Archiven gekramt, mit dem Landesmedienzentrum Kontakt aufgenommen, sogar mit einer Enkelin des Fotomeisters. Sie hatte noch eine Kiste mit Dias von Robert Bothner, die belegen, dass er bis zu seinem Ruhestand und wohl auch noch danach mit offenen Augen und vor allem mit Kamera durch Wangen und Umgebung gewandert ist. Die Fotografien, die jetzt im Wangener Bezirksrathaus zu sehen sind, zeigen Wangener Ansichten, von einem Blick ins Neckartal aus dem Jahr 1932 über die Michaelskirche im Jahr 1936 bis hin zu Bildern aus dem damals noch ziemlich neuen Hafen Anfang der 1960er Jahre.

Wieder öfter Ausstellungen im Bezirksrathaus

Die Fotografien sind über die öffentlichen Bereiche des Wangener Bezirksrathauses verteilt, sodass alle, die dort zu tun haben - und vielleicht auch einmal kurz warten müssen - sie entdecken können. Es ist die erste kleine Ausstellung im Bezirksrathaus seit vielen Jahren, “und vielleicht ja ein Ansatz, das jetzt wieder öfter zu machen”, sagt Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer. Denn: “Der Blick zurück ist wichtig, gerade auch im Hinblick auf künftige Veränderungen im Stadtbezirk, etwa beim Kodak-Areal.” Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Bezirksrathauses zu sehen, der Eintritt ist selbstverständlich frei.

Die Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart e. V. zeigt anlässlich des 19. Tags der Stadtgeschichte vom 2. November 2024 bis 26. Januar 2025 im StadtPalais die Ausstellung “Klick! Blicke in die bemerkenswerte Stuttgarter Fotogeschichte”. Dort wird eine Vitrine Robert Bothner gewidmet sein.

QUELLEN
  • Gespräch mit Martin Ehmann und Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer im Bezirksrathaus Wangen

  • Außerdem:

https://www.naturfreunde-wuerttemberg.de/robert-bothner-seiner-zeit-zeit?page=1 (Abre numa nova janela)https://www.kontextwochenzeitung.de/schaubuehne/514/raus-aus-der-holzkiste-7281.html (Abre numa nova janela)

S-OST-KARTE

https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1IYkhkrpnt2a-Q33gRq5S33ql-2iXcs0&usp=sharing (Abre numa nova janela)





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