#3 Gastgeberin sein und Katja Lewina
Ihr Lieben,
vor ein paar Jahren war ich mit meiner Freundin Ali in New York. Jeden Morgen aßen wir abwechselnd Riesen-Portionen French Toast oder Pancakes und dann liefen wir mit schweren Mägen stundenlang durch die Gegend, in Museen, in Bars, in Buchläden, und eines Tages landeten wir im Zoo.
Dort, zwischen lustigen Flughunden und giftigen Fröschen, entdeckten wir hinter einer Scheibe einen Haufen Fell:
![](https://assets.steadyhq.com/production/post/a1478bc8-dd4d-459b-9872-5fd07b77c7d5/uploads/images/dsenh5wxkb/WhatsApp_Image_2025-02-03_at_12.09.10.jpeg?auto=compress&w=800&fit=max&dpr=2&fm=webp)
Neben der Scheibe stand auf einer Infotafel, dass es sich bei dem Haufen um Mangusten handelt. Mangusten leben sehr ungeschützt in offenem Gelände und bei aufziehender Gefahr, rotten sie sich zusammen und bilden Haufen. Auf Englisch “Mob” genannt.
Ich muss seitdem immer mal wieder an die Mangusten und ihren Mob denken.
Denn gerade in letzter Zeit gab es viele Momente, in denen ich mich am liebsten ganz un-mangusten-mäßig alleine verrammelt hätte, in der Hoffnung, dass mich die Welt doch bitte mal für ein paar Stunden in Ruhe lässt und keine*r mit mir über die Politik- oder die jeweilige Psycholage reden will. Aber die Welt pfeift selbstverständlich drauf und fegt wie Berliner Wind durch Fensterritzen einfach in jede Verrammelung wieder rein.
Verrammeln also zwecklos, Mobs müssen gebildet werden. Und wie bildet man Mobs? Meine Mitbewohnerin und ich jedenfalls haben beschlossen, unser Arbeitszimmerfenster mit Isolierband abzudichten und 2025 ansonsten zum Jahr des Leute-zu-uns-einladens zu machen. Zum reden, essen, gemeinsam in die Käseplatte heulen. Vielleicht ein bisschen Biedermeier, aber halt politisch.
Gute Gastgeberin zu sein ist dabei ja schon eine kleine Kunst. Und damit meine ich nicht die geschmeidige Umsetzung von anlassgebundenen Deko-Tipps, sondern eher eine Haltung, die dabei zum Ausdruck kommt.
Eine der wundervollsten Gastgeberinnen, die ich kenne, ist meine Freundin Katja (Lewina). Ein Grund dafür ist, dass Katja Genuss-Virtuosin ist. Denn nur wer selbst die Klaviatur des la dolce vita beherrscht, kann auch andere Menschen damit beglücken. Hinzukommt das Katja - und das ist alles andere als banal oder selbstverständlich - Essen und Trinken mit einer solch ehrlichen Begeisterung liebt, dass man als ihre Gästin fast im Blindflug eine gute Zeit hat.
Aber was noch?
Ich habe Katja gefragt, was für sie der Kern des Gastgeberin Seins ist:
Ich liebe es, wenn Leute bei mir eine gute Zeit haben. Da kommt es nicht auf den Wein an oder das Essen, sondern darauf, emotional da zu sein und zu schauen „Wer braucht was?“. Wenn alles gut läuft, entsteht so für einen Abend eine richtige Gemeinschaft, und man geht aufgetankt nach Hause. Oder in die Küche zum Abwasch!
Und was wünschst Du Dir von einer Gästin?
“Ein Gespür für die Gruppe, Lust, sich zu unterhalten, sich einzubringen. Das kann man übrigens auch mal mit nem Heulkrampf! Selbst die Erörterung eines Liebeskummers kann den perfekten Abend machen, also bitte keinen Smalltalk.”
“Wenn ihr kommt, dann richtig deep.”
Und daher machen wir direkt mit Katja weiter: in diesem Abschnitt stelle ich immer eine tolle Ü40-Frau vor und das ist heute Autorin Katja Lewina (40)
![](https://assets.steadyhq.com/production/post/a1478bc8-dd4d-459b-9872-5fd07b77c7d5/uploads/images/di6ywrap64/Bildschirmfoto_2025-02-03_um_12.20.39.png?auto=compress&w=800&fit=max&dpr=2&fm=webp)
Katja (Abre numa nova janela) ist Vielschreiberin, derzeit schreibt sie an ihrem fünften Buch, sie hat bereits die SPIEGEL-Bestseller “Sie hat Bock (Abre numa nova janela)”(2020), “Bock. Männer und Sex (Abre numa nova janela)” (2021) und “EX (Abre numa nova janela)” (2022) geschrieben und im letzten Jahr erschien “Was ist schon für immer (Abre numa nova janela)” - ein ganz zartes, ganz starkes Buch über’s Leben und das Sterben. Damit ist Katja auch noch auf Lesetour, z.B. am 20. März in Nürnberg, am 21. März in Bönen, am 22. März in Gelsenkirchen und am 8. Juli in Marburg. Alle Termine und Tickets hier. (Abre numa nova janela)
Also, Katja, sag mal…
Ich bin Ü40, aber…
Nix mit Aber! Ich find’s einfach nur toll. Wie geil ist das denn bitte, es so weit geschafft zu haben?
Was machen die 40er besser als die 30er?
Bisher war für mich ja jedes Lebensjahrzehnt besser als das davor, und dieses hat gerade erst angefangen … Aber irgendetwas wird es schon damit auf sich haben, wenn alle Frauen, die älter sind als ich, behaupten, die Vierziger seien das absolut beste Alter jemals.
Was möchtest Du in den 40ern lernen?
Noch mehr auf mein eigenes Gefühl zu hören. Da liegen oft so viele Stimmen drüber, dass es mir schwer fällt, es überhaupt mal wahrzunehmen. Aber jedes Mal, wenn ich das schaffe, bin ich erstaunt, wie sich dann plötzlich alles fügt.
Was ist für dich die ultimative Gönnung?
Zeit mit Menschen, die ich liebe, ist der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann. Alles andere ist Schnickschnack.
Wann warst du das letzte Mal wütend?
Als ich letzten Mittwoch im Hotelzimmer die Glotze anschaltete – und direkt in Beatrix von Storchs Gesicht bei Markus Lanz blickte.
Was ist dein liebstes Self-Care-Tool?
Tagebuch schreiben und baden, beides bringt herrlich runter. Eigentlich auch Meditation, aber für die bin ich leider oft zu unruhig.
Wie sieht der perfekte freie Tag aus?
Ehrlich? Mit Arbeit. Nichts befriedigt mich mehr, als das Gefühl, was Gutes geschrieben zu haben. Wenn ich könnte, würde ich das sogar am Wochenende machen, aber das würden mir meine Liebsten, fürchte ich, übel nehmen …
Was ist eine gute Freundschaft für dich?
Die überdauert einfach alles. Durststrecken, unterschiedliche Meinungen, Partnerschaften …Man kann auf einander zählen, egal, was kommt.
Auf was bist Du stolz?
Auf meine Kinder.
Darauf, dass ich noch halbwegs bei Trost bin, obwohl eins starb.
Auf meine bald fünf Bücher, darauf, dass ich das mit dem Schreiben dann doch noch durchgezogen hab.
Ihr Lieben, das war’s für heute.
Am 17. Februar kommt die nächste Ausgabe.
Habt’s so-gut-es-geht <3
Fix&Vierzig ist ein kostenloser Newsletter. Ich freue mich, wenn ihr ihn gerne lest und weiterempfehlt. Und ich freue mich auch über Feedback und Anregungen - schreibt mir einfach an newsletter@fixundvierzig.de oder lasst einen Kommentar da. Auf Instagram (Abre numa nova janela) gibt es noch zusätzlichen Mittelalter-Content und eine nette Community.
Über mich
Meine Name ist Gunda, ich bin 44 Jahre alt - freie Journalistin, Podcasterin und Autorin. Infos zu mir und meiner Arbeit findet ihr auf meiner Website (Abre numa nova janela) und bei Instagram (Abre numa nova janela). Dort gibt’s Kaffeefotos, Buchtipps, Gewichte und Blümchen.
Disclaimer: Ein Link in diesem Newsletter ist ein affiliate link, d.h. wenn ihr etwas über die Verlinkung kauft, erhalte ich ein bisschen Kaffeegeld. Für euch entstehen keine zusätzlichen Kosten. Grundsätzlich sind alle Empfehlungen völlig unbezahlt und auf meinem eigenen Mist gewachsen.