Warnung vor dem Schnuller
Die überaus erfolgreiche Schriftstellerin und Sachbuchautorin Elisabeth Behrend (1887-?) schrieb 1928 ein mit vielen Zeichnungen versehenes Buch über die Säuglingspflege. So schön das Buch auf den ersten Blick wirkt, so grausam sind die darin enthaltenen Pflegeanweisungen. Strenge Einhaltung eines Stundenplans fordert sie wie die meisten ihrer zeitgenössischen Kolleg*innen vom ersten Tag an.
Beruhigungssaugen gibt es für sie nicht. Das Saugen darf lediglich der Nahrungsaufnahme dienen.
„Saugen: Der angeborene, unwillkürliche Saugtrieb ist notwendig, damit das Kind seine Nahrung an der Mutterbrust findet. Lutschen ist ein Mißbrauch dieses Triebes.
Die Nachteile und Gefahren des Lutschens sind:
Speichelschlucken, Luftschlucken, nutzlose Betätigung der Saugmuskeln, daher vorschnelle ermüdung beim Saugen an der Mutterbrust; u. U. Appetitlosigkeit, Ernährungsstörungen.
Unnötige Speichelabsonderung (Speichelvergeudung!), Hautreizung und Wundwerden der Umgebung des Mundes. Wunden oder Geschwüre im Mund oder am Finger.
Einschleppen von Schmutz und Krankheitskeimen, auch von Wurm-Eiern!
Formveränderung des Kiefers, später schlechte Zahnstellung. Man beobachte selbst wie oft an dem schief oder nach vorn gezogenen Gaumen genau zu sehen ist, wie der Lutschfinger zu liegen pflegt! Sehen überzeugt besser als Worte!
Pflegeregel:
Keinen Schnuller angewöhnen!
Das Kind vermißt ihn nicht, wenn es ihn nicht kennt! (...)
Fingerlutschen vom ersten Tage an verhüten, damit es gar nicht erst zur Gewohnheit wird!“
Kieferveränderungen und Keimeinschleppung kann ich ja noch als Gefahren des Schnullers akzeptieren, aber was soll Speichelverschwendung sein? Wo soll die Gefahr beim Speichelschlucken liegen? Und wieso ist es so schwer zu erkennen und zu akzeptieren, dass das Saugen eben nicht einzig und allein der Nahrungsaufnahme dient?
Mit welchen Mitteln Behrend das Fingerlutschen verhindern will, erspare ich Dir heute.
Zitat des Tages aus: Bild und Wort zur Säuglingspflege, Unterrichts- und Nachschlagebuch, Elisabeth Behrend, 3. Auflage, Verlag und Druck von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin, 1931
Außerdem …
Andere Autor*innen, die sich gegen den Schnuller aussprachen, hatten ähnliche abstruse Vorstellungen. Aber es gab auch welche, die den Schnuller befürworteten. Einen Einblick verschafft Dir dieser Blogbeitrag: Der Schnuller (Abre numa nova janela)
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