Sie wusste, was sie wollte
Someone said I'll never see your face again
Part of me just can't believe it's true
Pictures of us sharing songs and cigarettes
This is how I'll always picture you
(Foo Fighters)
146/∞
Schön, dass Ihr da seid!
Inhaltswarnung: Heute geht es viel um Tod und Trauer. Falls das gerade nicht die passenden Themen sind, lies diesen Newsletter lieber nicht. Und falls es Dir gerade nicht gut geht und Du mit jemandem reden möchtest, ruf bitte bei der Telefonseelsorge an: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222.
Ich weiß nicht, ob Ihr es wusstet, aber Spekulatius auf Brot ist das Beste. In Holland gibt es Spekulatius-Creme, die ist okay, aber richtig gut sind eigentlich nur echte Kekse auf Toast, Rosinenstuten oder Brötchen und die Mischung aus weichem Brot und hartem Belag. Meine Tante Dörte und ich, wir lieben das beide und wir schicken uns seit vielen Jahren immer wieder Fotos von Backwaren mit Spekulatius drauf: zur Saisoneröffnung, an Adventssonntagen und zum Saisonabschluss im Januar/Februar, wenn die letzten, schon zerbrochenen Kekse aus der Packung geholt und noch mal auf dem gebutterten Brot drapiert werden.
Dieses Jahr habe ich die Saison eröffnet und Dörte im September ein Foto von meinem ersten Spekulatius-Toast geschickt, auf meinem rotgeblümten Omma-Geschirr, im Hintergrund meine VfL-Tasse. Ihre Antwort kam prompt: „Wow, da bist du dieses Jahr schneller als ich! 😂🥰“
Eine Woche später schrieb Dörte mir zu meinem Geburtstag, wie immer mit jeder Menge Herzchen-Emojis. Sie war gerade ins Krankenhaus gekommen, weil irgendwas nicht stimmte. Zwei Tage später die Diagnose: Gehirntumor. Die Ärzt*innen sprachen von Wochen, nicht von Monaten. Am 25. Oktober ist Dörte im Alter von 65 Jahren gestorben.
Dörte war - und es fühlt sich immer noch unwirklich an, das im Präteritum zu schreiben - die kleine Schwester meiner Mutter und meine Patentante. Sie hatte ihre Geburtsstadt Dinslaken so schnell es ging verlassen, war aber immer zurückgekehrt, um uns, ihre Mutter und alte Freund*innen zu besuchen. Wenn Dörte über mehrere Tage zu Besuch kam, erst alleine, dann mit ihren Kindern, war ich so aufgeregt, dass ich meine Kindergärtnerin aus Versehen Dörte nannte. Sie hat mir in einem Spielwarengeschäft in Dinslaken meine erste Gitarre gekauft und versucht, sie zu stimmen (es sollte noch zehn Jahre dauern, bis ich auf einer richtigen Gitarre zu spielen gelernt habe, aber diese Kindergitarre mit Sunburst-Lackierung hat mich mit zunehmend weniger Saiten, die alle aus dem Material für Käseschneider hergestellt sein mussten, bei meinen ersten Soloshows im Kinderzimmer begleitet).
Dörte war Grundschullehrerin und entsprechend ernst genommen habe ich mich von Anfang an von ihr gefühlt. Sie hatte die Qualität, dass man sich immer an sie erinnern würde, wenn man sie nur für einen kurzen Moment kennengelernt hatte, die ich sonst nur von meiner Omi kannte. Sie war neugierig, offen, am konstruktiven Austausch interessiert und vor allem: von einer Herzlichkeit, die irgendwie immer in warmen, herbstlichen Farben zu leuchten schien, die zu ihren roten Haaren passten.
Von ihrer eigenen Mutter, meiner Omi Nate (Abre numa nova janela), war sie zu gesellschaftlichem Interesse und Engagement inspiriert worden, sie war schon in der Frühphase bei den Grünen aktiv und hat sich bis zuletzt für Umweltschutz, eine freie und tolerante Gesellschaft und gegen konservative und reaktionäre Weltbilder engagiert. Anders als Omi Nate, die später gerne ihre verkaterten Enkelkinder am Frühstückstisch zu parteipolitischen Positionen befragte, ging es Dörte aber eher um das ganz Konkrete und das ganz Abstrakte: die einzelnen Menschen und die komplette Menschheit.
Nach einigen Umzügen und Lebensphasen (heute würde man „Eras“ sagen) hatte Dörte seit 23 Jahren in Nordhorn, an der niederländischen Grenze, ihre Heimat gefunden. Dort hatte sie ihren lieben Mann Georg kennengelernt, zwei ihrer Kinder und die meisten ihrer Enkelkinder leben auch in der Stadt. Besonders stolz war sie, dass ihre beiden ältesten Enkelinnen seit Beginn des Schuljahrs auf die Schule gingen, die Dörte seit Jahren geprägt hatte und deren Schulleiterin sie jetzt war.
Sie wollte die Welt verbessern — eine Haltung, die Zyniker Anfang der 1980er Jahre genauso belächelt haben wie heute. Aber Dörte hat es gemacht, ein Kind nach dem anderen, und im Laufe der Jahrzehnte werden es Hunderte Kinder gewesen sein, in denen Dörte etwas erkannt hat, das andere nicht gesehen haben, und denen sie - ihrem großen Vorbild Maria Montessori folgend - half, die Welt selbst zu erkunden. Im digitalen Kondolenzbuch haben so viele Kinder und Eltern ihre Dankbarkeit ausgedrückt und das ist es wahrscheinlich, wofür Menschen Lehrer*innen werden, und das ist es, wofür man überhaupt irgendetwas anfangen sollte. (Und die Zyniker, die „Weltverbesserer*in“ ernsthaft für ein Schimpfort halten, damals wie heute, sind so traurige Wichte, dass man ihnen nicht mal einen Halbsatz.)
Die Wochen zwischen Ende Oktober und Ende November sind eh immer besonders grau: Omis Todestag, dann die Friedhofsfeiertage Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag, dazwischen die Geburtstage von zwei meiner verstorbenen Großeltern. In diese Atmosphäre fiel jetzt Dörtes Beisetzung am vergangenen Mittwoch.
Gestaltet wurde der Gottesdienst von zwei Pfarrern, die auch Freunde von Dörte waren, und die Trauerrede war eine perfekte Mischung aus Anteilnahme, Trost und Humor — um ehrlich zu sein, habe ich ESC-Moderationen erlebt, die bedeutend uninspirierter und unlustiger waren.
Solang ich mich erinner kann, hatte Musik in Dörtes Leben immer eine große Rolle gespielt: Sie liebte es, zu tanzen, aber sie achtete auch auf die Texte; vor allem hatte sie, trotz Kindern, Job und all dem, was einem im Leben so widerfährt, nie den Anschluss verloren. Mein Vertrauen in sie war so groß, dass ich, wenn sie begeistert von Musikern wie Johannes Oerding oder Tim Bendzko sprach, den Fehler natürlich erstmal bei mir suchte, weil ich mit deren Schaffen, das medial zu mir herübergeweht worden war, so gar nichts anfangen konnte. Es war total naheliegend für mich gewesen, am Tag ihres Todes zu meinem Lieblingsort in meiner Nachbarschaft zu gehen, über die Stadt und in den strahlend blauen Himmel zu blicken und Musik zu hören, die ich immer mit Dörte verbunden hatte: Udo Jürgens, Pur, Bon Jovi. Bei „It’s My Life“ (Abre numa nova janela) („It's now or never / I ain't gonna live forever / I just want to live while I'm alive“) brachen alle Dämme und ich werte es auch als Zeichen meiner Persönlichkeitsentwicklung, es nicht für einen Moment peinlich gefunden zu haben, jetzt ausgerechnet bei Bon Jovi zu heulen, sondern den Moment voll zu akzeptieren und eben buchstäblich zu leben, während ich am Leben bin.
Völlig klar, dass sie die Lieder für ihre Trauerfeier selbst ausgesucht hatte. Ich war nicht darauf vorbereitet, die Stimme von Lena Meyer-Landrut zu hören, die bei „Sing meinen Song“ das Lied „Mama“ (Abre numa nova janela) interpretiert hatte, das die Kelly Family vor Jahrzehnten für ihre viel zu früh verstorbene Mutter geschrieben hatte. Ich hätte nicht erwartet, von Johannes Oerding gerührt zu werden, aber Dörte hatte natürlich recht gehabt und „Bis der Himmel uns bestellt“ (Abre numa nova janela) ist eine wunderbar poetische Hymne auf die Freundschaft. Nichts auf der Welt hätte mich darauf vorbereiten können, meine Cousine Malena neben dem Sarg ihrer Mutter „Diamonds“ von Rihanna mit einer Intensität singen zu sehen, die Rihanna selbst vermutlich selten erreicht — es war, wie einem Naturereignis beizuwohnen, einer riesigen Welle, die immer wieder bricht und deren tosende Gischt einen Regenbogen malt.
Und dann, zum Auszug aus der Friedhofskapelle: Udo Jürgens. Der Mann, dessen Musik Dörte ihr Leben lang begleitet hatte. Es existieren Zeitungsfotos (Abre numa nova janela), die sie und meine Mutter bei einem Auftritt des unvergessenen Entertainers in Dinslaken in der ersten Reihe zeigen, und es liegt eine ganz besondere, bittere Ironie darin, dass ich ausgerechnet ihr jetzt im kommenden Februar nicht das YouTube-Video werde schicken können, in dem Udo Jürgens „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ singt. Ihr letzter Musikwunsch war „Ich weiß, was ich will“ (Abre numa nova janela) und das ist - Interpret, Titel - die absolute Perfektion. 10/10, no notes.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man auch zu einem Disco-Song zu Grabe getragen werden kann, und muss meine eigene Wahl jetzt noch einmal überarbeiten (von „Don’t Look Back In Anger“ (Abre numa nova janela) zu „Mr. Brightside“ (Abre numa nova janela) oder „Atlantic City“ in der Hold-Steady-Version (Abre numa nova janela)), und eigentlich hätten wir in Dörtes Sinne aus der Kirche tanzen müssen. Vor der Kapelle standen buchstäblich Hunderte Menschen Spalier, und unter normalen Umständen hätte mich das überwältigen müssen, aber ich war immer noch viel zu sehr damit beschäftigt, Dörtes letzten badass move zu feiern – klar, dass mir jemand, dem Musik so wichtig war, nahestand. (Bonuspunkte übrigens noch dafür, ein Gotteshaus und einen halben Friedhof mit einem Schlager beschallen zu lassen, in dem es an einer Stelle relativ explizit ums Vögeln geht.)
So sehr der Fokus des Gottesdienstes darauf gelegen hatte, Dörtes Leben zu feiern, so unmissverständlich wie immer war der Anblick eines offenen Grabs. Mein Bruder hatte Erde aus Dinslaken mitgebracht und ich einen einzelnen Spekulatius.
Andere würden es einen „merkwürdigen Zufall“ nennen, dass Dörte ausgerechnet am 25. Oktober gestorben ist, dem zweiten Todestag meiner Omi. Dörte wurde 65; Omi war 96 geworden. Und während Du noch denkst, dass das ein Unterschied von 31 Jahren ist, kommt die Nachricht (Abre numa nova janela), dass Liam Payne von One Direction mit genau jenen 31 Jahren gestorben ist. Da passt ein ganzes Leben zwischen — und manche sind nicht mal so lang.
Es liegt ein gewisser Trost darin, dass Dörte sich so schnell mit der Situation abgefunden hatte; dass sie sich mit reinem, womöglich gar leichtem Herzen von ihren Liebsten hatte verabschieden können. Das Leben ist nicht immer fair, aber wenn man das einmal weiß, kann man vielleicht besser damit umgehen. Enjoy every sandwich & Tell them you love them.
Es war rührend zu sehen, wie die Menschen aus Dörtes Umfeld - die Familie, Freund*innen, Kolleg*innen, Bekannten - zusammenkamen, um ihr Leben zu feiern und füreinander da zu sein, und es beruhigt mich, zu wissen, dass ihre Liebsten da eine echte Gemeinschaft um sich herum haben, die sie in den nächsten Wochen und Monaten begleiten wird. It takes a whole village.
Trauer ist, wie Anderson Cooper in seinem wunderbaren Podcast „All There Is“ (Abre numa nova janela) immer wieder betont, nichts, was kommt und irgendwann wieder geht. Wer lernt, die Trauer als Teil des Lebens anzuerkennen, wird es auf lange Sicht leichter haben, neben der Trauer auch wieder Freude zu empfinden. Diese Gleichzeitigkeit auszuhalten, müssen die meisten von uns erst lernen in einer Gesellschaft, in der die Reaktionen auf eine traurige Nachricht immer noch viel zu oft ein mitfühlendes „Oh“, ein paar hastig weggewischte Tränen am Grab, Ablenkung und Verdrängung sind. Niemand glaubt, dass er oder sie sterblich ist, aber - spoiler alert - wir sind es alle. (Gerade gestern Abend habe ich zufällig einen sehr interessanten, englischsprachigen Text von Tobi Ayé über Trauer und Deutschland gelesen: „A Society That Doesn’t Grieve Looks Like Germany“ (Abre numa nova janela).)
Diese Zusammenkünfte in Nordhorn haben mich aber daran erinnert, dass Menschen das exakte Gegenteil von Social Media sind: sie helfen sich, unterstützen einander, verteilen Liebe und Anteilnahme. Wenn Ihr auf ein Zeichen wartet, das Handy wegzulegen und rauszugehen, sei es gerade diesig und regnerisch auf dem Land oder Hauptverkehrszeit in der Großstadt: Hier ist es!
Ich will auf keinen Fall das unkritische Loblied des Dorfes oder der Kleinstadt singen — es gibt gute Gründe, warum ich Dinslaken nach dem Zivildienst verlassen habe, und ich würde auch niemals dorthin zurückkehren wollen. Aber zu sehen, wie alte Freund*innen und Verwandte sich jetzt um meine Mama kümmern, wie sie unangekündigt vor der Tür stehen, um sie „wenigstens einmal zu drücken“, das rührt mich in einem Maße, das ich nie für möglich gehalten hätte. Und so gut der digitale Austausch mit meinen Freund*innen und Verwandten tut: Eine echte, von Herzen kommende Umarmung ist durch wirklich nichts zu ersetzen.
Und es ist ja nicht so, dass so ein Zusammengehörigkeitsgefühl (Deutsch ist auch, wärmste Emotionen wie eine gesetzliche Verordnung zu benennen) in Großstädten gar nicht existierte: Kinder sind so. Die nehmen sich in den Arm, besuchen sich so lange gegenseitig, bis sie sich alleine draußen treffen dürfen, und reden ungefiltert über alles. Natürlich kommen dann irgendwann eigene Familie, Beruf, Hobbies und generell alle Begleiterscheinungen einer hyperkapitalistischen Welt im Endstadium, aber wir haben halt auch verlernt (anders: uns wurde aberzogen), das zu tun, was uns Freude bereitet, so dass wir uns heute Schilder aus dem Möbelhaus in die Wohnung hängen müssen, die uns daran erinnern, mehr von dem zu tun, was uns glücklich macht, wobei viele Erwachsene, mich eingeschlossen, vermutlich erst mal überlegen müssen, was das überhaupt ist.
Am Morgen nach Halloween schrieben viele amerikanische Threads-User, wie toll so ein Feiertag sei, der nicht auf die eigene Familie ausgerichtet sei, sondern auf die Nachbarschaft, die eigene Stadt, wo man die Menschen mal mehr, mal weniger (im Sinne von: gar nicht) gut kennt, und manche gingen gleich einen Schritt weiter und analysierten (Abre numa nova janela), dass viele nach dem Dorf hungern würden, nach der Gemeinschaft. Das hat, wenige Tage vor der wichtigsten Präsidentschaftswahl der letzten hundert Jahre, auch ein bisschen mit Politik zu tun, es ist aber ein Problem, das weit über die USA und Politik hinausgeht: Das Gefühl, die Gesellschaft sei so polarisiert wie noch nie (lies eine Zeitung von 1968, bevor wir weiterreden, Schätzchen!), ist ja vielmehr ein Symptom dieser Entkopplung, und weniger eine Ursache.
Es sollte keine Beerdigungen brauchen, damit Menschen, die sich jahrelang nicht gesehen haben, sich mal wieder in den Armen liegen. Es sollte keine Schreckensnachrichten benötigen, um sich darauf zu besinnen, das eigene Leben sinnvoll und ohne Groll zu leben.
Es werden immer mehr Menschen, zu deren Ehren ich irgendwelche Dinge tue. Bis ich erkenne: Das bin ja alles ich, es sind nur immer mehr Stützräder ab.
Das weirdeste in alldem ist das Wissen, dass dieser Newsletter auch an Dörtes E-Mail-Adresse geht.
Was macht der Garten?
Sind bei Euch auch noch so viele Blätter grün und an den Bäumen?
Was hast Du veröffentlicht?
Für die „wochentaz“ (Abre numa nova janela) hab ich mich über Navigations-Apps aufgeregt, die einen auf absurdesten Wegen irgendwohin schicken.
Für Coffee And TV hab ich ein neues Mixtape (Abre numa nova janela) zusammengestellt. Zwar hab ich nur zu sechs der 22 Songs irgendwelche liner notes geschrieben, aber ehrlich gesagt waren die letzten Wochen ein bisschen wild und ich mach den Quatsch ja auch in meiner Freizeit und unbezahlt und am Ende ist es mir wichtiger, dass Ihr gute Musik hört, als dass ich mir da jetzt noch ein paar Dutzend Absätze aus den Fingern sauge, von denen ich gar nicht so genau weiß, ob Ihr sie überhaupt lest. *hust*
Außerdem habe ich im Rahmen unserer 1999-Serie (Abre numa nova janela) über „There Is Nothing Left To Lose“ (Abre numa nova janela) von Foo Fighters geschrieben; ein Album, das ich erst zweieinhalb Jahre nach seiner Veröffentlichung für mich entdeckt habe, das mich dann aber durch die Zeit nach den Abi-Prüfungen trug und mir bis heute ein treuer Begleiter ist.
Und zum 30. Geburtstag des deutschen „Rolling Stone“ haben Stefan Niggemeier und ich bei Übermedien die 30 besten Songs für Listenliebhaber (Abre numa nova janela) zusammengestellt. Es war eine sehr spannende Zusammenarbeit, bei der wir uns mit heiligem Ernst völlig überdrehten Unfug an die Köpfe geworfen haben, und die mich insofern an unsere gemeinsamen Anfänge (Abre numa nova janela) vor *checks notes* siebzehneinhalb Jahren erinnert hat.
Was hast Du gehört?
„Fate & Alcohol“ (Anti; Apple Music (Abre numa nova janela), Spotify (Abre numa nova janela), Amazon Music (Abre numa nova janela), Tidal (Abre numa nova janela), YouTube Music (Abre numa nova janela), Bandcamp (Abre numa nova janela)), das vierte und finale Album von Japandroids. Die Band hat mich mit ihrer Mischung aus Bruce Springsteen und Hüsker Dü seit 2012 begleitet; ihre Musik klingt immer noch, als würde sie vom ersten bis zum letzten Ton das Leben feiern, aber anders als auf den ersten Alben nicht aus jugendlicher Ignoranz heraus, sondern aus erwachsenem Verständnis und Trotz: Ja, das Leben enthält auch Enttäuschungen, Trauer und andere Tiefschläge und genau deshalb ist es so wertvoll und wunderschön. „If the worst should happen / Well, at least I got this song“ — ein Bengalo in der Nacht.
Wenn ich noch so was küren würde wie ein Album des Jahres, wäre es letztes Jahr „Proof Of Life“ von Joy Oladokun gewesen, wie ich in unserer 2023-Sendung (Abre numa nova janela) schon erzählt habe. Jetzt ist mit „Observations From A Crowded Room“ (Amigo Records; Apple Music (Abre numa nova janela), Spotify (Abre numa nova janela), Amazon Music (Abre numa nova janela), Tidal (Abre numa nova janela), YouTube Music (Abre numa nova janela)) bereits das fünfte Album der Musikerin, die als Kind nigerianischer Eltern in Casa Grande, Arizona und mit Country- und Folk-Musik, aber auch Bob Marley und Lauryn Hill aufgewachsen ist. Noch immer ist Tracey Chapman eine gute Referenzgröße, um ihre Musik zu beschreiben, aber das Album ist stellenweise noch hymnischer, gospeliger. Es grenzt an ein Wunder, wie Joy Oladokun es schafft, Songs über Einsamkeit und das Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören, mitunter so hoffnungsvoll und umarmend klingen lassen kann, aber ich bin hier für die kleinen und großen Wunder dieser Welt.
Die Zeiten, in denen man sich darüber gewundert hat, dass auch Acts aus Europa - Deutschland gar! - musikalisch mit UK oder USA mithalten können, sind schon länger vorbei. Da kann auch eine Band aus Solingen einen Americana-Sound spielen, der an die späten Cardigans, First Aid Kit oder Brandi Carlile erinnert. Suzan Köcher’s Suprafon klingen auf ihrem dritten Album „In These Dying Times“ (Unique Records; Apple Music (Abre numa nova janela), Spotify (Abre numa nova janela), Amazon Music (Abre numa nova janela), YouTube Music (Abre numa nova janela), Bandcamp (Abre numa nova janela)) nach staubiger, weiter Wüste, sternenklaren Nächten und Filmen von Tarantino oder den Coen Brothers in den 1990er Jahren — und manchmal sogar nach klassischem James-Bond-Film.
Was hast Du gesehen?
Nach „Paddington“ (s. letzter Newsletter (Abre numa nova janela)) haben wir uns auch „Paddington 2“ (Trailer (Abre numa nova janela)) angeschaut. Es ist, als hätte Wes Anderson ein Remake von „Die Technohose“ gedreht, ergänzt um Hugh Grant als Wiedergeburt von Peter Sellers, mit mehr als einem Hauch „Mission: Impossible“ (aktuell im Abo enthalten bei Disney+ (Abre numa nova janela) und WOW (Abre numa nova janela)).
Im Kino haben wir „Der wilde Roboter“ (Trailer (Abre numa nova janela)) geschaut, ein Animationsfilm über einen Roboter, der in der Natur landet und ein Gänseküken großzieht. Das ist alles sehr anrührend, und sieht toll aus, aber wenn Du zwei Zehnjährige hast, die Dir erklären, dass der Film auch an einer bestimmten Stelle hätte enden und der Rest der zweite Teil hätte sein können, dann hätte Dein Drehbuch ein, zwei rewrites vertragen können, sorry!
Um mich daran zu erinnern, dass ich (zumindest, was das biologische Alter angeht) eigentlich erwachsen bin, habe ich genutzt, dass Amazon Prime Video gerade wieder alle James-Bond-Filme in der Flatrate zeigt (MGM gehört ja seit 2022 zu Amazon), und nach vielen Jahren mal wieder „GoldenEye“ und „Der Hauch des Todes“ („The Living Daylights“) geguckt. Ersterer ist relativ gut gealtert, weil er auch so deutlich in der Zeit unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion spielt und Bonds seltsames Verhältnis zu Frauen zumindest mal thematisiert wird, Letzterer ist irgendwie ein bisschen egal.
Was hast Du zum ersten Mal gemacht?
Ich hatte einen Post (Abre numa nova janela) mit über 900.000 Aufrufen und mehr als 4.000 Likes auf Threads. Die meisten Leute haben nicht verstanden, worum es mir ging, etliche Boomer waren beleidigt, ich hab mich hinterher über eine Formulierung geärgert und etwa drei Stunden Lebenszeit verloren. Kurzum: Es war wirklich Werbung dafür, sich aus allen Social-Media-Apps auszuloggen.
Was hast Du gelernt?
Die kürzeste Entfernung zwischen NRW und Bayern beträgt knapp 90 km Luftlinie. (Und ich möchte das nicht!)
Was hat Dir Freude bereitet?
Das Silbershampoo, das ich für meine blondierten Haare nehme, riecht genau wie das Haarwachs, das ich während meiner Zeit in Nordkalifornien immer benutzt habe.
https://www.youtube.com/watch?v=6MF6trC529M (Abre numa nova janela)Wenn Du mich beim Schreiben des Newsletters unterstützen willst, kannst Du das hier machen:
Habt eine schöne Woche!
Always love, Luki