Ordnungshüter vs. Plakat-Rächer: Ein Kampf um die Demokratie?
"Halt! Stopp! Polizei!" - Die Worte hallten durch die stille Nacht, als ich gerade dabei war, die Welt von einem weiteren roten SPD-Wahlplakat zu befreien. Mein Werkzeug: ein rostiger Schraubenzieher und die grenzenlose Überzeugung, dem Stadtbild einen Gefallen zu tun. Mein Gegner: ein stämmiger Polizist mit einem Blick, der jedes Wahlplakat vor Neid erblassen lassen würde.
Es war ein Kampf David gegen Goliath, Polit-Aktivist gegen Ordnungshüter, Schraubenzieher gegen Gesetzesbuch. Okay, vielleicht etwas übertrieben. Aber in diesem Moment, als der Polizist seinen Ausweis zückte und mir mit ernster Miene erklärte, dass ich mich der Sachbeschädigung schuldig mache, fühlte ich mich wie ein Rebell, ein Vorkämpfer für die Ästhetik, ein... nun ja, zumindest ein bisschen rebellisch.
"Aber das Plakat hängt doch schon seit Wochen hier!", protestierte ich. "Die Wahl ist längst vorbei!"
"Das spielt keine Rolle", erklärte der Gesetzeshüter geduldig. "Es ist und bleibt Eigentum der Partei."
Eigentum? Dieses Stück Plastik, das mir seit Wochen den Blick auf den schönen alten Baum versperrt? Dieses grinsende Gesicht, das mich jeden Morgen mit leeren Versprechungen anlächelt? DIESES soll Eigentum sein?
Ich gab auf. Nicht, weil ich überzeugt war, sondern weil ich keine Lust auf eine Nacht im Knast hatte. Aber eine Frage blieb: Wem gehört der öffentliche Raum eigentlich? Den Parteien, die ihn mit ihren Plakaten zukleistern? Oder uns Bürgern, die wir uns diesen Anblick täglich antun müssen?
Vielleicht sollten wir bei der nächsten Wahl einfach alle Plakate abhängen. Ziviler Ungehorsam im Namen der Schönheit. Oder wir gründen eine neue Partei: "Die Partei für plakatfreie Straßen". Unser Wahlslogan: "Wir hängen keine Plakate auf - wir nehmen sie ab!"
Disclaimer: Dieser Artikel ist satirisch gemeint und soll nicht zum Abhängen von Wahlplakaten animieren. Sachbeschädigung ist eine Straftat. Aber mal ehrlich, ein bisschen mehr Humor im Umgang mit Politik und Wahlkampf kann doch nicht schaden, oder?

Und wie hat es sich wirklich zugetragen?
Ja ich habe wirklich versucht morgens das Wahlplakat der SPD bei mir an der Laterne direkt vor der Haustür abzuhängen. Mir hat tatsächlich ein Polizist seinen Dienstausweis ins Gesicht gehalten und mir angedroht, dass der Staatsschutz dann gegen mich wegen einer politisch motivierten Straftat ermitteln würde. Ich dann nicht mehr fliegen dürfte und auch der Zoll mich regelmäßig besuchen würde. Man mir also das Leben schwer machen würde. Ob ich jetzt die SPD wähle? Ich denke nicht. Viel mehr macht mir die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel Sorgen.
Aber das soll am Ende des Tages jeder für sich selber entscheiden.