Thema der Woche: Der FC Bayern der DEL
von Bernd Schwickerath
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Der Meister vor seiner Kurve. © City-Press
Irgendwie war dieses Play-off-Finale ja schon am Mittwoch beendet. Wer nach dem vierten Spiel der Serie – selbstredend eins dieser standesgemäßen 7:0 für die Eisbären – in die Gesichter der Spieler, Trainer und Fans schaute, wusste, dass sich hier nichts mehr dreht. Auf einer einen Seite die Kölner, die sich bereits von ihrem Publikum verabschieden und nicht mal mehr den Hauch von Zuversicht ausstrahlten. Auf der anderen Seite die Berliner, deren Fans schon feierten und deren Spieler bereits davon träumten, endlich mal wieder zu Hause Meister werden zu können.
So kam es dann auch. Das so genannte „Traumfinale“ der DEL ist am Freitag bereits nach fünf Spielen geendet. Aber von einem Traumfinale hatte es nichts. Gut, das Drumherum (Aufmerksamkeit, Zuschauerzahlen, Arenen) war schon etwas Besonderes, aber auf dem Eis war es ein Klassenunterschied: 4:1 Siege, 27:3 Tore, zum Abschluss dreimal 7:0. Das war schon recht langweilig.
Bei aller berechtigten Wertschätzung für Trainer Serge Aubin, für die ganzen Rekorde von Jake Hildebrand, Ty Ronning oder Leo Pföderl: Was die Kölner da in den letzten Spielen anboten, war eines Finales nicht würdig. Man darf ja nicht vergessen, dass die Berliner fast die komplette Serie ohne ihren Abwehrchef Kai Wissmann auskommen mussten. Und dennoch schossen die Haie insgesamt nur drei Tore und kassierten auf der anderen Seite eins nach dem anderen.
„Wir hatten nichts mehr übrig am Ende“, suchte Moritz Müller eine Erklärung. Das stimmte nach dem harten Halbfinale gegen Ingolstadt wohl auch. Und dennoch wirft das kein gutes Licht auf die DEL, wenn ihre wichtigste Serie seit Jahren am Ende die Intensität von Trainingsspielen hat.
Weil auch vorher keiner den Berlinern das Wasser reichen konnte, muss die Liga nun wirklich aufpassen, dass sie nicht dauerhaft langweilig wird. Immerhin war das vierte Eisbären-Titel in fünf Jahren. Die Berliner scheinen unaufhaltsam zu sein.
Neu ist das Phänomen freilich nicht. Die Bayern im Fußball, Kiel im Handball, Berlin oder Bamberg im Basketball – Dauermeister gab und gibt es immer wieder im Sport. Und sie sorgen nicht dafür, dass weniger Leute einschalten oder ins die Stadien gehen. Die Lage in der DEL ist aber eine besondere, denn sie ist nicht das Ergebnis eines strukturellen Problems. Sie hat ihre Ursache schlichtweg darin, dass die meisten Topteams ihren Job nicht gut genug machen.
Es ist ja nicht so, dass die Berliner das meiste Geld haben und die Erfolge einfach kaufen. Es ist auch nicht so, als müsste die Konkurrenz auf Ausrutscher hoffen, um da irgendwie dranzukommen. Die Konkurrenz muss einfach besser werden. Vor allem die Mannheimer und die Münchener, grundsätzlich auch die Kölner. Dass die mit ihren Möglichkeiten mehr als 20 Jahre lang nicht mehr Meister waren, kann nicht sein. Von den Düsseldorfern, die mit der Wirtschaftskraft ihrer Stadt, ihrer Geschichte, ihrer Halle und ihrem Fanaufkommen mindestens oben mitspielen müssten, gar nicht erst anzufangen.
Und selbst Wolfsburg oder Ingolstadt haben die Voraussetzungen, um hin und wieder mal überraschen zu können, aber für ganz oben reicht es eben nie. Auch nicht für Bremerhaven oder Straubing, denen man allerdings keinen Vorwurf machen sollte, aus ihren Möglichkeiten holen sie eine Menge raus, erst recht die Nürnberger. Aber den Eisbären gefährlich wird niemand.
Die sind in allen Bereichen der beste deutsche Eishockeyklub. Vom Management, über das Trainerteam bis zum Kader. Auch im Marketing scheint viel richtig zu laufen. Würdiger hätte man mit dem Tod von Tobias Eder nicht umgehen können. Sei es im Januar oder jetzt bei der Meisterfeier. Bei den Eisbären scheint alles zu klappen. Über die Konkurrenz kann man das nicht sagen.