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Female Empowerment gegen gewaltbetroffene Mütter

Von Tina Steiger

Vor ein paar Tagen ist mir ein Instagram-Post begegnet, der mich stoppen ließ. Typischer Female Empowerment Content. Da stand: „I choose wisely, so my kids won’t have two homes.“ Zu deutsch: „Ich bin wählerisch (bei der Wahl meines Partners), damit meine Kinder nicht einmal zwei Zuhause haben (müssen).“

Ich verstehe den Gedanken. Und ich kann auch verstehen, warum Frauen so etwas liken. Es ist ein empowernder Gedanke, dass die Wahl des „richtigen“ Partners dazu führt, dass es den eigenen Zukunfts-Kindern einmal gut geht. Gerade junge, erfolgreiche Frauen mit Bildung und Karriere legen großen Wert auf diese Betrachtung. Der „richtige“ Mann ist dann vor allem einer, der ein guter Ehemann und Vater sein kann. Der nicht fremdgeht, nicht zuschlägt, (auch finanzielle und Sorge-) Verantwortung übernimmt und Sicherheit vermittelt.

Falsche Sicherheit

Die Annahme ist dabei, dass man Männern „ansieht“, ob sie das alles sein werden. Bis zu einem bestimmten Grad lassen sich „Anzeichen“ bestimmt erkennen, doch wenn Frauen meinen, sie würden Männer aussuchen können, von denen sie sich nicht trennen müssen, dann betrachten Frauen ihren Wirkkreis als größer, als er tatsächlich ist.

Denn: die Entscheidung darüber, ob Männer im Lauf der Beziehung mit der Kollegin eine Affäre beginnen, gewalttätig, sexuell missbrauchend oder zum kontrollierenden Stalker werden, ist nicht immer vorhersehbar und die Entscheidung darüber liegt allein beim Mann.

Wenn er fremdgeht, ist die Ehe für die meisten zu Ende. Wenn er zuschlägt und missbraucht, muss sie sich retten. Er entscheidet, ob er das tut. Sie muss mit den Konsequenzen umgehen.

Wenn Frauen denken (oder gesagt bekommen), sie müssten nur „den Richtigen“ aussuchen, dann würde ihnen das nicht passieren, dann ist das gleich aus mindestens drei Gründen problematisch:

  1. Männer täuschen. Love bombing nennt sich die Taktik, mit der Männer ganz bewusst den Traumprinz geben und zwar solange, bis die Bindung stark genug ist. Wenn sie dann Wut, Kontrolle und Macht an den Frauen auslassen, fällt es Betroffenen sehr schwer, sie zu verlassen. Der Traumprinz, der ab und an zum Täter wird und dann wieder zauberhaft ist? Die kognitive Dissonanz für Frauen in dieser Situation hält sie zum Teil sehr lange.

  2. „Den Richtigen“ verlassen kann zu großer Scham und Stigmatisierung führen. Wenn Männer nach außen toll sind und im Privaten vereinzelt nicht, dann ist es für Frauen sehr schwer, die Gründe für eine Trennung oder Flucht nach außen zu benennen. Wenn Frauen also betonen, sie hätten den absolut Einen gefunden, dann macht das Schutz vor Gewalt schwieriger und sie selbst erleben den Druck und die Scham, sich Hilfe zu suchen.

  3. Wenn junge Frauen sagen, sie seien wählerisch und würden nur den Richtigen heiraten, damit spätere Kinder nie zu Trennungskindern werden, dann heißt das im Umkehrschluss, dass getrennte Frauen mit Kind hier Fehler gemacht haben. Das verschiebt die Verantwortung, ist Antifeminismus und führt zu Stigmatisierung aller Frauen nach Trennungen.

Mütter als der „Bodensatz“ der Gesellschaft

Junge Frauen meinen, sie könnten „gute Männer“ aussuchen und dann würden sie nicht, wie andere, Opfer von Gewalt oder später als Alleinerziehende dastehen. Nur sieht man Männern späteres Fehlverhalten vorher nicht an. Jobverlust, Alkoholismus, Krankheit, Langeweile, Alltag, Frust, Gelegenheiten… all das kann auch gute Männer zu Tätern oder Betrügern machen. Zu Männern, die frau verlassen muss. Frauen, die dann mit Kindern allein dastehen, haben nichts „falsch“ gewählt. Sie haben jemandem vertraut, der dieses Vertrauen gebrochen hat.

Wer Frauen hier einen Anteil zuschiebt, leistet einen großen Beitrag zur Stigmatisierung von Alleinerziehenden in der Gesellschaft. Dort schwingt immer ein bisschen mit, die Frauen seien entweder selbst schuld, dass die Männer sie verlassen hätten. Oder sie seien durchtriebene Personen, die es darauf angelegt hätten.

Schaut man sich in so manchen Kommentarspalten um, betonen da Männer, es gäbe nichts Übleres für ihr Image, als Alleinerziehende zu daten. Für viele ist das ein No-Go. Soziologin und Autorin Christina Mundlos hat letztens auf Social Media darauf aufmerksam gemacht, dass Mütter auf ganz vielen Ebenen als „der Bodensatz der Gesellschaft“ angesehen werden. Für Alleinerziehende gilt das ganz Besonders.

Wer also Frauen beibringen will, „richtig“ auszuwählen, wähnt sie nicht nur in falscher Sicherheit, sondern trägt zum Antifeminismus unter Frauen bei. Beides schadet dem Schutz vor Missbrauch und Gewalt.

Tópico Freiheit kreieren

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