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Cycle Breaking ist nicht das Ende

Was kommt nach dem Happy End?

Wir denken oft, dass Heilung das Ziel ist. Eine Art Romcom-Finale mit Happy End. Aber die eigene Heilung ist kein Endpunkt, auf den wir hinarbeiten. Es ist in Wahrheit der erste Satz der eigenen Geschichte.

Hier soll es darum gehen, wie wir unsere Geschichte weitererzählen.

Hier geht’s nicht ums Cycle Breaking. Es geht ums Danach. Darum, wie wir mit der Freude und der Freiheit umgehen, die daraus entsteht. Um das Einpendeln auf ein Leben, das wirklich uns gehört.
 Und das ist so wunderbar wie heillos überfordernd.

Heilung fühlt sich oft an, als hätte das innere Kind sein Happy End bekommen. Aber sie ist komplex. Unsauber. Langwierig. Was folgt, ist eine Welt voller Möglichkeiten. Und die ist unheimlich – aber auch voller Räume, von denen wir früher nur geträumt haben.

Die Frage ist nun: Was machen wir jetzt damit?

Wer bin ich, wenn ich nicht mehr kämpfe?

Wenn alte Rollen wegfallen, folgt oft eine Art Identitätskrise.

Wer bin ich, hinter all den alten Mustern? Wer ist dieser Mensch, der immer nur funktioniert hat und jetzt ausbrechen will?

Ich entdecke mich übers Handeln. Über den Alltag, den ich mir selbst gestalte. Über den Sport, der mir plötzlich doch liegt. Über die Freund*innen, mit denen ich Zeit verbringe.

Es ist okay, zwischendurch haltlos zu sein und mehr Fragen als Antworten zu haben. Identität formt sich durchs Handeln – nicht durchs Grübeln.

Wenn ich nicht mehr kämpfe, werde ich eine gelassenere Version meiner selbst. Ohne viel Firlefanz. Einfach durchs sanft sein.

Drei Werkzeuge fürs Danach: Rituale, Werte, Affirmationen

Wenn wir alte Muster oder Glaubenssätze ablegen, ist das oft wie ein großes Durchatmen. Wir legen alte Lasten ab, fühlen uns leicht und dann ist da erstmal … nichts. Nur Möglichkeiten. Die Frage ist: Was mach ich jetzt damit?

Dabei helfen drei Dinge:

Rituale

Wenn alte Traditionen wegfallen, kann das extrem wehtun. Denn selbst wenn etwas uns nicht guttut – Gewohnheiten geben Halt. Sie sind wie kleine Anker im Alltag. Deshalb ist das Pflegen von Ritualen so wichtig.

Gemeinsame Teezeiten. Familienspaziergänge. Spieleabende mit Freund*innen. Alles, was verlässlich und verbindend ist.

Werte

Wenn alte Glaubenssätze wegbrechen, bleibt ganz oft ein großes Fragezeichen übrig. Was ist denn jetzt »richtig«? Was passt zu mir?

Werte sind der theoretische Überbau, aus denen wir die Antworten auf diese Fragen ableiten können.

Folgende Fragen helfen:

  • Wie möchte ich den Menschen generell begegnen? (Gutwillig, oder eher vorsichtig?)

  • Wie soll mir begegnet werden?

  • Wie gehe ich mit Schwächeren um?

  • Wie sieht ein ideales Miteinander aus?

Mit den Antworten auf diese Fragen lässt sich ein Grundgerüst bauen, nach dem wir handeln können. Wenn ich zum Beispiel entscheide, den Menschen eher gutwillig zu begegnen, unterstelle ich ihnen grundsätzlich Positives. Das beeinflusst mein Handeln.

Affirmationen

Wenn wir alte Glaubenssätze aussortieren, verschwinden die für gewöhnlich nicht einfach so. Es sei denn, wir ersetzen sie. Hier hilft es, einmal den Blick auf die Gedanken zu richten, die uns schaden und Gegenteilgedanken zu formulieren.

Wenn ich zum Beispiel den Glaubenssatz »Das steht mir nicht zu« hatte, ersetze ich den mit: »Ich darf mir Gutes gönnen«.

Gedanken sind mächtig. Aber sie schleichen sich auch ein. Also ist es wichtig, bewusst gute Dinge über sich selbst und die Welt zu denken. Das formt den eigenen Blick auf die Welt – und auf sich selbst.

Was will ich eigentlich?

Okay – die Werte sind geklärt, die Gedanken positiver, die Rituale stehen und ich akzeptiere, dass meine Identität noch in der Findungsphase ist.

Aber: Was will ich eigentlich? Wie unterscheide ich zwischen alten Mustern und echten Wünschen?

Die Antwort ist: Schritt für Schritt. Durchs Ausprobieren, Scheitern, neu justieren und wieder scheitern. Wir dürfen uns herantasten ans neue Leben. Es darf chaotisch sein. Wir dürfen Entscheidungen neu treffen und immer wieder ändern. Die Reise zu uns selbst braucht vor allem die Erlaubnis, Dinge auszuprobieren. Was passt, wird bleiben. Versprochen.

Ein Leben, das zu mir passt

Wir scheitern uns also vorwärts. Dabei geht es übrigens nicht unbedingt um die gigantischen Entscheidungen, die von heute auf morgen das ganze Leben umkrempeln. Nicht jeder muss spontan auswandern.

Es geht hier eher um die Macht der Mikro-Entscheidungen:

  • Sonntags lange im Bett liegen bleiben, weil es guttut.

  • Das Kind in der Kleidung des nächsten Tages ins Bett schicken, um den Morgen zu entzerren.

  • Nicht mit auf den Schulausflug kommen – oder eben gerade.

  • Laut auf dem Fahrrad Lieder singen – egal, wer’s hört.

Es geht um Sanftheit mit uns selbst. Und die finden wir in den winzigen Entscheidungen des Alltags. Am Anfang ist dieses Ausbrechen – oder Umbrechen – schwer. Aber die gute Nachricht ist: Es wird leichter.

Unser ganzes Leben ist aus kleinen Momenten gemacht. Und jeder Moment, in dem wir uns für eine Strategie entscheiden, die uns guttut, baut ein Leben, das zu uns passt.

Wir brauchen nicht den Mega-Masterplan. Nur den nächsten kleinen Moment, der sich genau richtig anfühlt. Der Rest ergibt sich.

Grenzen setzen, ohne Mauern zu bauen

Das hier ist eine harte Nuss.

Wer gelernt hat, zu gefallen oder wer eher ruhig und immer schön höflich war, mag den Impuls verspüren, jetzt endlich mal richtig tolle Grenzen zu setzen. Denn: Eigene Grenzen sind so wichtig. Das Problem ist nur, dass wir ehemaligen People Pleaser die Tendenz haben, hart zu übersteuern.

Grenzen sind Gold wert. Aber sie können, wenn wir sie falsch einsetzen, Verbindung zerstören.

Grenzen sind nämlich etwas, das mit uns zu tun hat – nicht mit den Anderen. Wenn ich eine Grenze richtig setze, verlangt das von meinem Gegenüber keine Aktion. Ich schütze mich. Punkt.

Viele ehemalige People Pleaser wollen jetzt auch endlich mal Rücksicht bekommen. Und das ist mehr als verständlich und gesund. Allerdings erhalten wir keine Rücksicht durch Gewalt und Härte. Das wäre Gehorsam.

Wir erleben Rücksicht, wenn wir klar kommunizieren, in unseren Handlungen authentisch sind und uns mit den richtigen Menschen umgeben. Denen nämlich, die unsere sanft gesetzten Grenzen akzeptieren.

Mit den richtigen Menschen ist Grenzen setzen kein Kampf, sondern ein kurzes informatives Gespräch.

Und mit den falschen Menschen auch. Ich informiere und verhalte mich dann entsprechend der Reaktion meines Gegenübers.

Wenn ich also sage, dass ich nicht Teil von Lästerrunden sein möchte, gibt es zwei mögliche Szenarien:

  1. Mein Gegenüber akzeptiert das und lästert nicht mit mir. Problem gelöst.

  2. Mein Gegenüber akzeptiert das nicht und ich gehe. Problem gelöst.

Verbindung und Klarheit gehen prima zusammen. Nach viel, viel Übung jedenfalls.

Wir dürfen uns ausprobieren

Auf die eigenen Themen schauen ist hammerhart. Aber es ist auch: befreiend.

Weil wir spüren, dass wir unser Leben wirklich selbst in der Hand haben. Wir dürfen uns Schritt für Schritt näher kommen. Ohne Perfektionismus, ohne krassen Masterplan, ohne Sorge, dass sich falsche Wege einschleifen.

Die gute Nachricht ist, dass das Ganze richtig freudvoll sein kann. Wir dürfen schräge, mutige, lustige Strategien ausprobieren. Wir dürfen freundlich mit uns selber sprechen. Wir dürfen uns mehr für uns wünschen. Und all das ist trotz aller innerer Arbeit einfach wunderschön.

Text von: Josi

Josi ist studierte Philosophin mit klarem Blick aufs Leben und die Beziehungen, die es prägen. Sie denkt laut über Erziehung nach – und darüber, wie es ohne sie geht. Beziehungsorientiert, klug, und gut darin, Komplexes verständlich zu machen.

Die Philosophin Josi Bernstein schreibt über beziehungsorientiertes Miteinander und das Leben ohne Erziehung.

Zum Anhören hier entlang:

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