Was muss ich als Mann vermeintlich tun? Häusliche Gewalt beenden – Teil 4
Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Männer haben sehr individuelle Vorstellungen hinsichtlich ihres Mannseins.
Hallo, und willkommen, bei Aufklärung tut Not, zu meinem vierten Artikel meiner Artikelserie,
Männer stellen sich die Frage »Was muss ich als Mann vermeintlich tun?«, insbesondere im Kontakt mit ihren Partnerinnen oder Ehefrauen.
Wie ich im letzten Artikel (Abre numa nova janela) meiner Artikelserie »Gewaltverhalten beenden« erläutert habe, sind Männer immer darauf bedacht, ihre Männlichkeit anhand ihres eigenen Bildes vom Mannsein aufrechtzuerhalten.
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Vor allem im Kontakt mit Frauen sind Männer, und im besonderen Maße Täter, damit beschäftigt. Ich möchte im folgenden darauf eingehen, welche Antworten auf die Frage »Was muss ich als Mann vermeintlich tun?« sich Männer selbst geben.
Ein Mann muss cool tun
Tja, ich weiß, das ist fast zu sehr eine Binsenweisheit. Jungen wollen bereits cool sein und Männer sind genau damit ebenfalls beschäftigt. Doch was bedeutet dies im Detail?
Schwierigkeiten in Beziehungen vermeintlich ausblenden
Männer, die cool sein müssen, tun alles dafür, nach außen kompetent zu wirken. Schwierigkeiten im Kontakt mit ihren Partnerinnen räumen sie kaum ein, sondern bestehen umso mehr darauf, dass alles in Ordnung ist.
Diese Männer entwickeln hohe Erwartungen an ihre Partnerinnen hinsichtlich der Aufrechterhaltung eines zufrieden stellenden Lebens. Dabei sind die Frauen dafür zuständig, das Soziale in die Partnerschaft oder Ehe und in die Familie zu tragen. Denn alle Lebensaspekte, bei denen grundsätzlich die eigenen Gefühle und die Gefühle der Familienmitglieder eine Rolle spielen, blenden sie zur Wahrung ihrer Männlichkeit aus.
Ihre eigenen Unzulänglichkeiten kompensieren sie durch mehr Verfügbarkeit und/oder Einsatz im Privatleben hinsichtlich anderer Lebensaspekte.
Ein Mann muss Kommunikation vermeintlich erschweren bzw. vermeiden
Viele Männer erschweren die Kommunikation über Gefühle und Wünsche ihrer Partnerinnen. Sie wehren Kontaktangebote ab, finden Gründe, warum ein Gespräch nicht möglich ist.
Damit vermeiden sie, dass sie bei Gesprächen über Unzufriedenheiten oder Gefühle ihrer Partnerin mit eigenen Gefühlen konfrontiert werden. Besonders männliche Täter verstehen unangenehme Gefühle als Bedrohung ihres Mannseins.
Viele Männer arbeiten extrem hart daran, durch ihre Partnerinnen ausschließlich mit angenehmen Gefühlen zu tun zu bekommen. Diese zusätzliche Arbeit ist anstrengend, wobei viele Männer diese Arbeit als zu ihnen gehörend begreifen. Sie machen diese Arbeit zu einem Teil ihrer Persönlichkeit.
Ein Mann muss persönliche Gespräche vermeintlich vermeiden
Jeder kennt die Antwort auf die Frage »Wie läuft’s?«.
»Muss ja« oder »Alles bestens« sind gängige Phrasen, die auch Männer und Täter nutzen, um sich nicht zu öffnen. Auch im Kontakt mit Kollegen, Freunden oder Bekannten halten sich Männer so bedeckt.
Unausgesprochen haben sich Männer dahingehend verständigt, mehr über Inhalte zu sprechen als über sich selbst und ihre Befindlichkeiten.
Männer finden sich zurecht in Gesprächen über Computer, Autos, fachliche Aspekte im Beruf und mehr, denn diese Gespräche sind ungefährlich. Kennen sie sich in einem Bereich gut aus, können sie ihre Kompetenz unter Beweis stellen.
Hoher Aufwand im Beruf ist vermeintlich notwendig
Viele Männer erleben ihre Tätigkeit als Arbeitnehmer oder Selbständiger als allein sinnstiftend. Denn damit können sie ihrer Rolle als Versorger und/oder Haushaltsvorstand entsprechen. Deshalb sind Schwierigkeiten auf der Arbeit tabu. Ärger und eine latente Unzufriedenheit dürfen wohl sein, allerdings zeigen sie andere Gefühle eher selten.
Dabei sind Enttäuschung, Überforderung oder Ohnmacht Gefühle, die sich bei uns Männern selbstverständlich auch im Arbeitsprozess einstellen (können).
Doch viele Männer, besonders Täter, gehen mit diesen Gefühlen nicht hausieren, weil sie sie nicht erleben können oder anders formuliert nicht mitbekommen, dass sich das ein oder andere Gefühl bei ihnen einstellt.
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Ein Mann muss sich vermeintlich unauffällig verhalten
Männer beantworten die Frage »Was muss ich als Mann vermeintlich tun?« auch mit einem eher angepassten Verhalten.
Denn sie wahren den Anschein, dass sie die Kontrolle haben und diese auch nicht verlieren. Aggressives Verhalten zeigen sie eher im Verborgenen oder in Zusammenhängen, in denen aggressives Verhalten ‘normaler’ ist; zum Beispiel beim Sport oder im Umgang mit anderen Männern.
Im Kontakt mit Nachbarn, Freunden und anderen Mitmenschen außerhalb der Familie verhalten sie sich oft zuvorkommend und fallen nicht unangenehm auf.
Fazit
Täter und auch Männer erwecken den Eindruck, dass sie keine Probleme haben und mit unangenehmen Gefühlen wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Enttäuschung, Traurigkeit oder Einsamkeit nichts zu tun haben.
Diese Form der Alltagsbewältigung ist enorm anstrengend.
Bis zum nächsten Mal
Freundliche Grüße
Michael Ueberschaer