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Es geht immer irgendwie weiter

Zu den eigenartigen Dingen im Leben gehört es, dass man auch einmal völlig hoffnungslos ist, keinen Ausweg, wie und wohin auch immer, und am nächsten Tag geht es dennoch irgendwie weiter. Das erleben Menschen seit tausenden von Jahren. Was lehrt uns das? Salopp gesagt, Optimismus hilft weiter, nicht immer, nicht immer sofort, aber oft eben doch.

Ein Blick in die Geschichte hilft dabei. Die furchtbarsten Katastrophen in der natur oder im Krieg waren hundert jahre später immer noch sehr schlimm, dennoch war die Menschheit schon wieder bei ganz anderen Dinge anglangt. Das ist auch gut so. Schlecht ist dagegen, dass zuwenig daraus gelernt wird. Alle Angriffs-Kriege waren in der Rückschau erfolglos, Millionen von Opfern sinnlos. Ein Verbrechen sowieso. Was lehrt uns das? Leider zuwenig. Dennoch müssen wir versuchen, das Denken nicht einzustellen, und jedes Gespräch, in dem wir ein Saatkorn der Nachdenklichkeit gepflanzt haben, ist wertvoll.

Terror

 Weil Du gewagt hast den
Mund aufzumachen
im falschen Moment
und zu den Leuten gehörst,
die zweimal nachdenken,
und die anders aussehen
und sprechen und singen,
die nicht aus dem Zarenreich
stammen, darfst Du
nicht mehr leben.

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Vogelschwarm

DIE INSEL

 Er hatte keinen Backenbart, keinen Tweedanzug und er kannte keine Zeile von Chaucer. Man sah es ihm nicht an. Trotzdem war er hier.

In der Ferne wurde das Schiff immer kleiner. Der Anblick hatte nichts Endgültiges an sich. Der Kapitän hatte es ihm sogar gesagt. Einen Tag nach der Abreise von London. Der biedere Seemann hatte ihn verkauft, an irgendeine Illustrierte. Die Geschichte von Robin Sohn und seiner Insel.

Er starrte auf den Sand zu seinen Füßen. Sauber, unberührt, kein Mensch war jemals hier gewesen. Einsam. In einem Jahr würden die Reporter kommen. Kameras, Tonbänder und dumme Fragen. Er kannte das. Bis zu seinem Entschluss war er selbst Schreiber gewesen.

„Robin, wollen Sie mir einreden, das Sie im Ernst beabsichtigen, auf eine menschenleere Insel zu verschwinden?“

Er hatte seinen Wunsch lang begründet. Die Diskussionen über die zu erwartende Einsamkeit waren gut gewesen. Er fühlte sich von Tag zu Tag mehr in  seinem Entschluss bestärkt.

Das Schiff war hinter dem Horizont verschwunden, sein Horn war der letzte von Menschen hervorgebrachte Laut gewesen, den er für lange Zeit hören würde. Jetzt war er einsam. Die Brandung an den Riffen donnerte, und in den Bäumen hinter ihm rauschte der Wind. Endlich allein, wenn auch nur für ein Jahr.

Er drehte sich einmal um sich selbst. Der Rundblick offenbarte nichts Neues. Ein paar Palmen, Büsche, Sand und das Meer. Jetzt war er tatsächlich allein.

 Beklommenheit - war dies das richtige Wort? Keinem Menschen mehr seine Ansichten mitzuteilen, keine Stimme mehr zu hören, die vielen „Wenns“ und „Abers“. Auf dieser Insel gab es kein „Wenn“ mehr.

Gibt es das? Kann man sich beobachtet fühlen? Er drehte sich schnell herum. Aber nur der Wind spielte mit den Palmwedeln. Und der Sand war leer. Also hier, endlich allein.

Seinen Habseligkeiten lagen noch in dem Schlauchboot. Er häufte sie auf den Strand, eine Kiste mit Kleidern, dazu Lebensmittel, Kochgeschirr, Werkzeuge, Angeln, Harpunen und ein paar Bücher.

Das Schlauchboot war nicht groß, aber er hatte ein Segel mitgenommen. Die Konserven, die er dabei hatte, sollten für drei Monate reichen. Dann war er Selbstversorger. Das war leichtsinnig, aber er hatte es genau so gewollt.

 Stille. Er hatte sich nach tiefer Stille gesehnt. Die Brandung, der Wind,  das Rauschen der Bäume. Es gab keine Stille.  Auch so ein Irrtum.

Die lauten Strände hatten ihn schon immer gestört. Brandung und Kindergeschrei, Brandung und Eisverkäufer, Brandung und Wind. Irgendein Laut war stets geblieben.

Im Inneren der Insel musste es einen tieferen Frieden geben. Er schob seine Sachen unter das umgestürzte Schlauchboot und nahm sich nur etwas zu trinken und ein Messer mit. Dann führte seine Spur durch die Büsche unter die Palmen.

 Die Reporter, die unbemerkt gelandet waren, folgten ihr. Sie wollten die Eindrücke seiner ersten Minuten der Einsamkeit einfangen. Die Spur schlängelte sich weiter zwischen den Palmen hindurch. Robin Sohn hatte sich den Hügel im Westen als Ziel genommen.

Auf einer sandigen Lichtung kauerte ein Mann. Seine Kleidung war alt und zerfetzt. Zwischen dem wuchernden Bart war die Haut faltig und sonnenverbrannt. Die Augen blickten trüb.

Die Reporter prallten entsetzt zurück, nur einer drückte auf den Auslöser für sein 100.000 Dollar-Foto.

Der Mann zog ein blutiges Messer aus Robin Sohns Rücken und wischte es an seinem Ärmel ab. Er räusperte sich,  spuckte in den Sand und flüsterte heiser: „Meine Insel!“

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