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14:08

Zwei fehlen noch, dann kann es losgehen mit dem ersten Akt. Wird auch Zeit, so ein Fortsetzungsroman lebt ja schon auch von der Action, diese langen Einführungen des Personals sind eher was für Liebhaber*innen. Und ich muss ehrlich sein: mich selbst drängt es auch ein bisschen nach Interaktion, auch wenn ich fürchte, sehr schnell den Überblick zu verlieren: das habe ich sehr unterschätzt, dass es so viel Detailarbeit braucht.

Aber ich störe nicht weiter, denn da kommt auch schon zumindest eine der beiden Leute, die wir noch brauchen (ich weiß selbst noch gar nicht genau wofür!), nämlich Selma, sie schlurft heran, obwohl sie selbst den Eindruck hat zu schweben. Sie hat den vierten Frühdienst hinter sich, einer kommt noch, aber immerhin sind heute die Kinder beim Vater: das heißt, sie hat jetzt tatsächlich frei. Sie könnte jetzt freilich nach hause gehen und das ganze Zeug machen, das liegen geblieben ist, die 15 Briefe, die sie nicht aufgemacht hat, Überweisungen machen, es ist sogar noch früh genug um vielleicht den Augenarzttermin für die Kleine festzuzurren; dann müsste das Bad geputzt werden und irgendwie ist die Anordnung der Mülleimer nicht sehr effizient, da könnte sie sich mal was neues überlegen, und die Bücherregale hat sie vor drei Jahren das letzte Mal entstaubt, obwohl seither einmal ein Vobel in der Wohnung war und sich dahinter versteckt hatte und da vielleicht sogar hingeschissen hat, wer weiß, sie hat, als sie den Vogel rausbekommen hat, sich gesagt: das war nur ein Spatz, wenn es eine Taube wäre, müsste ich sofort sauber machen, aber was kann schon rauskommen aus so einem Spatz, vielleicht drei Fliegenschisse. Bei einer Amsel hätte sie vielleicht nochmal hin- und herüberlegt, aber den Spatz hat sie längst vergessen, es hilft halt auch, dass diese Viecher niedlich heißen.

Sie will eigentlich auch gar nicht zurück in die Wohnung, wo so viele Aufgaben auf sie warten, sie fühlt sich gut; so viel leben hatte sie seit langem nicht mehr in den schiefen Knochen. Sie weiß, dass das eine Täuschung ist, die sie morgen bezahlen muss, aber sie kann es sich nicht ausreden: sie fühlt sich jung, so jung wie sie nie wirklich gewesen ist. Sie fühlt sich so jung, als hätte sie einen Körper, den sie nicht spürt, der einfach nur da ist, und das würde sie sich gern noch eine Stunde oder zwei erhalten; und auch die Sonne scheint so schön, und sie hat heute schon 27 Betten bezogen, sie hat ihren Teil schon beigetragen, sie hat seit acht Tagen nicht geduscht, weil sie keine zeit dafür findet, und jetzt hätte sie Zeit und denkt sich: ein Espresso und ein Glas Montepulciano, so wie damals, im Studium, warum nicht, es ist natürlich Quatsch, aber muss ich nicht Quatsch machen, um sich am Leben zu fühlen? Sie neigt zu Pathos, wenn sie übermüdet ist, aber sie freut sich so sehr, dass sie das macht, machen wird, rauchen wird sie auch dabei und mal kucken, vielleicht findet sich wer zum Quatschen.

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