OK COOL gibt Bescheid: Du hast ein Knall-peng-rotes Gummiboot
Kurz bevor ich hier zum ersten Wort ansetzen wollte, bimmelte mich mein Posteingang aus der Konzentrationsphase: Ein Patreon-Update der Entwicklerin Lente (Opens in a new window), die ich seit gestern Abend mit einer Handvoll Dollar unterstütze. Diese Frau lebt auf einem Boot, hält sich mit Tagesjobs über Wasser (pun nicht intended, aber doch etwas stolz darauf) und kam nun auf die Idee, ihre Arbeit an einem Computerspiel (ein, na klar, Bootspiel (Opens in a new window)) zu einem Crowdfunding-Projekt zu machen.
Das Konzept ist einfach: Patreons erhalten nicht nur regelmäßig spielbare Testversionen und frühzeitigen Zugriff auf Demos, sondern dürfen außerdem einen Blick hinter die Kulissen der Spieleentwicklung werfen. Ganz aktuell kämpft Lente zum Beispiel mit den Animationen der Wellen auf hoher See, die einerseits zwar naturgewalten und bedrohlich, andererseits aber auch malerisch schön aussehen sollen. Wie man sowas animiert? Keine Ahnung, aber Lente erklärt es mir.
Die Entwicklerin ist nicht die erste, die auf die Patreon-Idee gekommen ist. Immer wieder stolpere ich bei meinen Recherchen im Indie-Spielregal auf kleinere Entwicklerteams oder Solo-Devs, die sich von mal sehr vielen, mal nur einer Handvoll Menschen unterstützen lassen. Ob das nun Symptom eines zunehmend schwierigeren und überfüllten Marktes ist, in dem klassische Geldgeber wie Publisher knausrig geworden sind, oder das einfach nur eine naheliegende Entscheidung für die Teams ist, kann ich nicht beurteilen.
Ich weiß aber, dass ich dank Lentes ausführlicher Patreon-Posts schon jetzt sehr viel über die Realitäten der Spieleentwicklung lernen durfte. Aktuell unterstützen knapp ein Dutzend Menschen die Entwicklerin - "das sind so viele Leute, ich kann es kaum glauben", kommentierte sie heute morgen in ihrem Discord-Kanal. Es ist eine ehrliche Freude, die ansteckend ist - und für die ich gerne jeden Monat einen kleinen Beitrag leiste.
Wochenplan
Am Dienstag beende ich meine Abenteuer in der Horrorvilla anno 1996 von Resident Evil in, bei dem mich Grusel-Experte Michael Cherdchupan ganz wundervoll unterstützt hat. Und zur Feier dieses Triumphs gibt es am Freitag eine Überraschungsspezialfolge von "OK COOL holt nach", freut euch drauf! Na los!
Wenn ihr all das und mehr nicht verpassen wollt, dann schnappt euch doch für 5€ ein Steady-Abo! Danke <3
Kurzkritik
Lies of P
Ich muss gestehen, ich tue mich sehr schwer mit Lies of P. Nein, damit meine ich nicht nur ganz wörtlich den Schwierigkeitsgrad dieses Spiels, das - ganz in der Tradition seiner großen Souls-Vorbilder - wirklich außerordentlich schwer geraten ist. Nein, ich meine das Gesamtpaket, das mich an so vielen Ecken und Enden abstößt, aber dem es dann doch auch wieder gelingt, mich mit einer besonders schönen Szene, einem Musikstück oder einer erzählten Zeile wieder in seine Welt zurückholen kann.
Mich stören Dinge, von denen ich weiß, das sie reine Geschmackssache sind. Der Schauplatz zum Beispiel: Viktorianische Düsternis, ein Hauch Bloodborne gemischt mit einem Schuss verregneten Sonntagnachmittag in Londons Innenstadt. Das habe ich schon zu oft gesehen, um mich schon wieder fasziniert in den vielen Seitenstraßen dieser Welt verlieren zu können.
Mich stören aber auch Dinge, von denen ich glaube, dass sie nachvollziehbarer sind: Ein absolutes Übermaß an Spielsystemen zum Beispiel, verschiedenste Spezialangriffe, Waffenaufsätze, Upgrade-Ressourcen, mechanische Arme, unterschiedliche Munitionstypen, und, und, und. Das hat mich nicht nur viel Zeit gekostet, all die Zusammenhänge zwischen diesen Spielsystemen zu verstehen, sondern fügt dem Spiel auch extrem viele Variablen hinzu, mit dem man die ohnehin schon großen Herausforderungen in Bossgegner-Form versehentlich noch schwieriger gestalten kann. Ugh.
Auf der anderen Seite aber hält dieses Spiel eine unverschämte Menge an wunderschönen Momenten bereit, die all diesen Frust, den ich da in zwei Absätze gepresst habe, wieder vergessen lassen: Ein Sounddesign von allerhöchster Qualität. Ein magischer Soundtrack, sowieso. Einfallsreiche Gegner-Designs, die weitaus mehr, als Zombie-Puppen zu bieten haben. Und: Grusel. Ganz viel Grusel, getragen von stimmig beleuchteten Kulissen, klug gewählten Kamerawinkeln und viel, viel kreativem Einfallsreichtum zwischen den Zeilen.
Ja, ich tue mich schwer für mich zu entscheiden, wie mir Lies of P nun eigentlich gefällt. Noch ist das Ding nicht durchgespielt, noch kann sich alles zum Guten oder Schlechten drehen. Immerhin aber gibt es mir jetzt schon viel zum Nachdenken, Reflektieren und Überlegen - und das ist in sich und in jedem Fall schon einmal sehr viel wert.
Neu in der Spielebibliothek von OK COOL
Cultic (Release: 13.10.22) (Opens in a new window): Ein Mann schießt Kultisten in einer grobpolygonalen Demake-Welt ab.
Kill the Crows (Release: 21.08.23) (Opens in a new window): Top-Down-Arena Shooter im Wilden Westen mit wilden Trefferfeedback, es rummst richtig doll, fantastisch.
Islands of the Caliph 30.09.23) (Opens in a new window): Oldschool-Dungeoncrawler mit nur einem Abenteurer und kaum mehr Pixeln im erfrischendem Oriental-Setting.
Das war's mit dieser neuen Ausgabe von "OK COOL gibt Bescheid", die ein paar Kleinigkeiten anders gemacht hat, als sonst. Ich hoffe, euch gefällt's mir - mir sehr.
-Euer Dom