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Zeitung, TV und TikTok: Wie Medien im Chaos enden

Früher wussten wir, was wir gucken – heute tanzt Politik neben Fake News und Videos, die uns minutenlang fesseln. Am Ende bleibt oft nur die Frage: Was habe ich da gerade eigentlich gesehen?

Früher war die Medienwelt so schön aufgeräumt: Nachrichten kamen von ARD und dem ORF, Unterhaltung von RTL, und Musikvideos liefen bei MTV oder VIVA. Zeitungen waren ebenso klar strukturiert: Der „Spiegel“ war für tiefgründige Analysen da, die „Bild“ für reißerische Schlagzeilen, und die „Bravo“ für Stars und Teenie-Träume.

In Österreich hatte der „Rennbahn-Express“ Kultstatus: Eine leiwande Mischung aus Klatsch, Popkultur und allem, was die Jugend damals interessierte.

Und wer hätte gedacht, dass Wolfgang Fellner, der Gründer des „Rennbahn-Express“, später hinter der Clickbait-Maschinerie von OE24 und „Österreich“ stehen würde? Früher Pop, heute Krawall. Vorgestellt hat Fellner seinen “Rennbahn-Express” 1979 bei der Jugendsendung “Okay”

https://www.youtube.com/watch?v=fgSlIlTV1C8 (Opens in a new window)

Damals wusste man genau, wo man hinschauen musste, wenn man Infos, Trash oder Musik wollte. Und heute? Willkommen in der chaotischen Welt von TikTok, Instagram und Co., wo sich alles zu einem unübersichtlichen Durcheinander vermischt.

Früher: Jeder Sender hatte seinen Platz

In der guten alten TV-Welt war der Ablauf klar. Nachrichten gab’s bei ARD, ZDF oder dem ORF mit Formaten wie „Tagesthemen“ oder „Zeit im Bild“. Skandale und Klatsch fanden ihre Heimat in „Explosiv“ auf RTL. Musikfans? Die lebten für MTV und VIVA – 24/7 Musikvideos, Interviews und Chartshows.

Zeitungen waren ebenso strukturiert: Wer fundierte Analysen wollte, las die „Süddeutsche Zeitung“ oder den „Standard“. Boulevard und Skandale gab’s in der „Bild“ oder der „Krone“. Jugendliche fanden ihren Zugang zu Popkultur durch Magazine wie „Bravo“, „Rolling Stone“ oder eben den österreichischen „Rennbahn-Express“. Alles hatte seine Rubrik, seinen festen Platz.

Man konnte gezielt entscheiden: Politik oder Popkultur? Trash oder Qualität? Heute? Alles mischt sich wahllos.

Heute: Die perfekte Mischung – oder das perfekte Chaos?

Die Kids von heute leben in einer Welt, in der diese klare Trennung komplett verschwunden ist. Auf TikTok und Instagram gibt es keinen „Sender“ und keine Rubrik mehr. Jeder ist nun der SENDER und stattdessen wirft ein Algorithmus alle Inhalte wild durcheinander. Das Ergebnis? Ein völliges Chaos aus Themen und Stilen:

  • Ein Tanzvideo, direkt gefolgt von einer politischen Rede.

  • Ein Meme über Katzen, unterbrochen von Fake News über die Weltpolitik.

  • Beauty-Tipps, die plötzlich mit Propaganda-Clips konkurrieren.

Das wäre, als würde bei ARD plötzlich nach den „Tagesthemen“ eine Doku über Schminktrends laufen – und danach eine Verschwörungstheorie zur Mondlandung. Aber das ist die Realität der sozialen Medien: Alles vermischt sich, und oft wird das, was am lautesten, lustigsten oder emotionalsten ist, nach oben gespült.

Der Algorithmus entscheidet, nicht der Mensch

Früher entschieden Chefredakteure und Programmdirektoren, was auf die Titelseite oder den Bildschirm kam. Heute regieren Algorithmen – unsichtbare Maschinen, die Inhalte rein nach Klick- und Engagement-Raten bewerten.

Dein Interesse an Tanzvideos? Schon bekommst du auch politische Clips, weil sie ähnliche Interaktionen hervorrufen. Deine Liebe für Katzen? Hier, schau dir diesen fragwürdigen Clip über eine angebliche Regierungsverschwörung an, der zufällig in dieselbe Kategorie fällt.

Was fehlt? Der Kontext. Früher war klar: Nachrichten bleiben Nachrichten, Musik bleibt Musik. Heute? Alles ist alles.

Fake News, Propaganda und die Gefahr des Mischmaschs

Das größte Risiko dieser Vermischung? Fake News und Propaganda verstecken sich zwischen harmlosen Clips und unterhaltsamen Inhalten. Früher waren unseriöse Inhalte auf spezifischen Plattformen isoliert – man wusste, wo sie zu finden waren und konnte sie meiden. Heute sitzen sie mitten im Mix.

Plötzlich landet die Weltverschwörung direkt zwischen Tanztrends und Make-up-Tutorials. Viele Jugendliche (und auch Erwachsene) merken oft nicht, wie sie manipuliert werden. Grenzen zwischen Unterhaltung und Information? Komplett verschwommen.

Warum TV und Zeitungen verlieren

Und wo bleiben TV und Zeitungen in diesem Chaos? Sie kämpfen mit zwei großen Problemen:

  1. Zu langsam: Nachrichten um 20 Uhr sind überflüssig, wenn TikTok schon um 14 Uhr den Skandal liefert – selbst wenn die Infos oft nicht überprüft sind.

  2. Zu starr: Die Zielgruppe von heute will nicht nur konsumieren, sondern interagieren. Das Fernsehen und viele Zeitungen bieten aber immer noch Einbahnstraßen-Formate: Sie sprechen, wir hören zu.

Währenddessen greifen Medien wie OE24 und andere zu Clickbait und Sensationslust, um mithalten zu können – und opfern dabei ihre Glaubwürdigkeit.

Zwischenfazit: Vom Rennbahn-Express zum Algorithmus

Die Mischung aus Politik, Tanzvideos, Fake News und Katzenclips zeigt, wie chaotisch unsere Welt geworden ist. Plattformen wie TikTok sind nicht das Problem – sie sind der Spiegel.

Was fehlt, ist nicht mehr Unterhaltung oder Schnelligkeit, sondern Orientierung und Kontext. Genau das, was uns die alten Medien früher boten: Struktur, Übersicht und klare Botschaften.

Wenn wir weiter faul scrollen und konsumieren, verlieren wir nicht nur die Kontrolle über die Medien – sondern auch über unseren Verstand.

Frage zum Nachdenken:
Hätten wir den „Rennbahn-Express“ damals auch so gefeiert, wenn er zwischen Stars und Klatsch auch Fake News und Propaganda gemischt hätte? Vielleicht sollten wir weniger auf die Kids schimpfen und mehr überlegen, warum wir selbst die Kontrolle über die Medienwelt verloren haben.

Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen. Die schlechte Nachricht: Sie sind nicht einfach.

Das Chaos, das durch Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. entstanden ist, lässt sich nicht von heute auf morgen beseitigen. Aber wir können etwas tun – als Konsumenten, Eltern, und sogar als Medienmacher.

1. Medienkompetenz – für alle, nicht nur für Kids

Der wichtigste Schritt: Wir müssen lernen, mit der neuen Medienwelt umzugehen. Und zwar nicht nur unsere Kinder, sondern auch wir selbst. Die nächste Generation sollte nicht nur wissen, wie man TikTok bedient, sondern auch:

  • Wie funktionieren Algorithmen? Wer entscheidet, was ich sehe?

  • Wie erkenne ich Fake News? Woran erkenne ich seriöse Quellen?

  • Wie bleibe ich kritisch? Nicht alles glauben, was bunt und laut ist.

Hier liegt die Verantwortung bei Schulen, Eltern und der Gesellschaft. Medienkompetenz muss genauso wichtig werden wie Mathe und Deutsch. Denn wer die Mechanismen versteht, lässt sich weniger leicht manipulieren.

2. Medien müssen wieder Orientierung bieten

Die klassischen Medien haben noch eine Chance – wenn sie aufhören, TikTok und Co. kopieren zu wollen, und stattdessen das bieten, was soziale Netzwerke nicht können:

  • Struktur und Klarheit: Nachrichten bleiben Nachrichten, Unterhaltung bleibt Unterhaltung. Der Mix aus allem mag auf TikTok funktionieren, aber klassische Medien können mit klaren Trennungen wieder Vertrauen gewinnen.

  • Fakten statt Klicks: Keine Clickbait-Titel, keine Sensationsgier. Die Leute haben genug von übertriebenen Schlagzeilen und halbgaren Infos.

  • Jugendliche ernst nehmen: Neue Formate, die auch junge Zielgruppen abholen – ohne dabei die Glaubwürdigkeit zu opfern.

3. Eine bessere Regulierung der Plattformen

Es ist nicht nur an den Nutzern und klassischen Medien, Verantwortung zu übernehmen. Auch die sozialen Netzwerke selbst müssen stärker in die Pflicht genommen werden. Möglichkeiten:

  • Transparenz bei Algorithmen: Nutzer sollten wissen, warum sie bestimmte Inhalte sehen.

  • Kennzeichnung von Fake News: Inhalte, die nachweislich falsch sind, müssen markiert oder entfernt werden.

  • Strengere Regeln für Propaganda und Hassrede: Inhalte, die gezielt manipulieren oder hetzen, dürfen keinen Platz bekommen.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Aber ohne klare Regeln wird das Chaos weiter wachsen.

4. Bewusst konsumieren – statt endlos scrollen

Nicht alles, was laut, bunt und unterhaltsam ist, ist gut für uns. Wir müssen uns selbst fragen:

  • Wie viel Zeit verbringe ich mit Social Media?

  • Welchen Quellen vertraue ich?

  • Was brauche ich wirklich?

Wer bewusst wählt, statt sich vom Algorithmus treiben zu lassen, behält die Kontrolle.

Fazit: Orientierung statt Chaos

Die Lösung liegt nicht in einem „entweder-oder“. TikTok, Instagram usw und klassische Medien können nebeneinander existieren – wenn beide ihre Schwächen ausgleichen. Es geht darum, Medien bewusster zu nutzen, wieder auf Qualität zu setzen und sich nicht von Algorithmen steuern zu lassen.

Die große Frage bleibt: Sind wir bereit, unsere Bequemlichkeit aufzugeben und aktiv zu gestalten, wie wir Medien konsumieren? Oder scrollen wir einfach weiter, bis sich nichts mehr von nichts unterscheidet?

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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