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Egoismus und die Radikalisierung der Debatte: Warum wir uns gegenseitig zerfleischen

Wie uns das „Ich zuerst“ und das große „Wir gegen die“-Spiel immer weiter auseinanderreißen

„Ich zuerst, alle anderen danach.“ Willkommen in der heutigen Gesellschaft, wo Egoismus nicht mehr nur toleriert, sondern fast schon zelebriert wird. In den sozialen Netzwerken, in Talkshows, im Alltag – überall sehen wir es: Menschen pochen auf ihre eigenen Interessen und Werte, egal, was das für andere bedeutet. Nachhaltigkeit, Minderheitenrechte, wirtschaftliche Sicherheit – egal, um welches Thema es geht, die Bereitschaft, auch nur ansatzweise Kompromisse zu finden, scheint kaum noch vorhanden.

Das Problem ist: Jede Seite hält sich für die einzig „gute“ Seite. Und so dreht sich die Spirale immer weiter. Vor allem die großen politischen und gesellschaftlichen Themen – Klimawandel, Migration, Genderfragen oder sogar der Krieg in der Ukraine – sind fest in den Fängen eines „Wir gegen die“-Kampfes. Es wird verteufelt, herabgewürdigt und zugespitzt. Aber warum? Und was steckt wirklich hinter dieser wachsenden Spaltung?

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns! Oder etwa nicht?

Klingt fast wie ein schlechter Actionfilm: Die eine Seite kämpft gegen die andere, und in der Mitte stehen wir alle als Zuschauer*innen. Im Lager der „Klimaschützer“ zum Beispiel werden oft diejenigen verteufelt, die weniger radikal unterwegs sind. Und auf der anderen Seite gibt es die, die den ganzen Klimaschutz am liebsten komplett ignorieren würden. Dann wird munter gestritten, wer „extrem“ ist und wer die wahren Heilsbringer sind.

Aber eines ist klar: Dialog? Fehlanzeige!

Da geht es nicht mehr darum, das eigentliche Problem zu lösen, sondern nur noch darum, die Gegenseite möglichst laut zum Schweigen zu bringen. Es reicht nicht, für das Klima zu sein – man muss gegen die „Bösen“ sein, die angeblich den Planeten zerstören wollen. Dass wir so zu keiner Lösung kommen, scheint irgendwie nebensächlich.

Denn wenn die „anderen“ böse sind, dann sind wir automatisch die Guten, richtig?

Die ewige Suche nach Sündenböcken: Wie das Schuldspiel uns alle lähmt

Und jetzt kommt’s: Sobald ein Thema zu brennen beginnt, suchen wir sofort nach jemandem, dem wir die Flammen in die Schuhe schieben können. Egal, ob es um steigende Energiepreise, Klimakatastrophen, soziale Ungleichheit oder die Pandemie geht – für jedes Problem muss eine Person oder Gruppe herhalten. Dieser Reflex ist so stark, dass wir oft lieber an Schuldzuweisungen festhalten, als das eigentliche Problem anzugehen. Denn Verantwortung?

Verantwortung bedeutet Arbeit, und Arbeit bedeutet Veränderung – und das scheint einfach zu unbequem.

Beispiel gefällig? Wie oft lesen wir, dass „die Wissenschaft“ für Corona-Maßnahmen verantwortlich sei oder dass „die Jugend“ mit ihrem Konsum die Klimakatastrophe anheizt. Die Schuldzuweisungen werden mal den „Ignoranten“ zugeschoben, dann den „Überengagierten“, je nach politischem Lager und eigener Bequemlichkeit. Hauptsache, man hat einen Schuldigen gefunden – so lässt es sich leichter ignorieren, dass die wahren Lösungen komplexer sind als bloße Anklagen. Das Ergebnis? Ein Teufelskreis aus gegenseitigen Anschuldigungen, der jede Chance auf eine sinnvolle Diskussion von vornherein zunichtemacht.

Zwischen Wut und Angst: Wie Spaltung zur Sackgasse wird

Wenn sich also die Extreme gegenüberstehen, bleibt für konstruktive Ideen kaum noch Raum. Das Schuldspiel lenkt uns alle ab und führt uns direkt in eine Sackgasse. Die einen schreien, die anderen schweigen verbittert, und das Echo hallt nur noch lauter: Wut gegen Wut, Angst gegen Angst. Wer soll da noch Lösungen finden?

Vielleicht wird es Zeit, dass wir uns aus diesem Teufelskreis befreien. Stellen wir uns doch einmal vor, wir hätten keine Feindbilder mehr und müssten die Probleme wirklich gemeinsam anpacken. Revolutionär? Vielleicht. Nötig? Unbedingt. Denn das „Wir gegen die“-Spiel führt uns geradewegs zu einer Gesellschaft, in der jeder sich als Opfer fühlt und niemand Verantwortung übernehmen will.

Extremismus gegen Extremismus – und die Vernunft bleibt auf der Strecke

Es ist längst nicht mehr nur eine Frage von einzelnen Themen wie Energiepreisen oder Bildung. Nein, das „Wir gegen die“-Muster zieht sich quer durch die großen Fragen unserer Zeit: Impfen oder nicht impfen, Gendern oder nicht gendern, Migration, soziale Ungleichheit, Bildung. In allen Bereichen haben sich starre Fronten gebildet, wo jede Seite die andere als „naiv“, „gefährlich“ oder schlicht „dumm“ abwertet.

Es geht nicht mehr um Argumente, sondern um Vorurteile und Feindbilder, die so laut wiederholt werden, dass am Ende niemand mehr versteht, worum es eigentlich geht. Was bleibt? Eine „laute Minderheit“ kämpft gegen eine „laute Mehrheit“ – während die Mehrheit der Menschen, die dazwischen steht, einfach nur fassungslos zuschaut.

Ernsthaft: Ein bisschen mehr Zuhören statt Anklagen würde uns guttun

Vielleicht ist es an der Zeit, aus diesem Schlamassel auszubrechen. Was wäre, wenn wir, statt uns ständig gegenseitig als „Feind“ zu sehen, einfach mal versuchen, die Argumente der anderen Seite anzuhören? Nicht gleich abwehren, nicht sofort verurteilen. Klingt einfach, ist es aber offenbar nicht, wenn man sieht, wie heftig wir uns bei jedem Thema zerfleischen.

Ob es um Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Migration oder Corona geht – die Fähigkeit, ernsthaft zuzuhören und differenziert zu diskutieren, scheint uns völlig abhandengekommen zu sein. Und das Schlimmste ist: Solange wir weiter in diesem „Ich habe Recht, also bist du böse“-Denken verharren, wird es keine Lösungen geben, die tatsächlich etwas ändern.

Schluss mit dem Lagerdenken – oder wie lange wollen wir das noch durchziehen?

Also: Wie wäre es, wenn wir aufhören, uns gegenseitig als „Feind“ zu sehen, und anfangen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten? Das heißt nicht, dass wir immer einer Meinung sein müssen. Aber vielleicht könnten wir wenigstens aufhören, jede*n mit einer anderen Meinung als „gefährlich“ oder „radikal“ abzustempeln. Denn wenn wir nicht bald lernen, uns wieder zuzuhören, dann wird das mit dem „friedlichen Zusammenleben“ wohl ein ewiger Traum bleiben.

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