MCP Der Literatur-Newsletter #1 August 2021
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
herzlich willkommen zu meinem ersten Literatur-Newsletter. Ich freue mich sehr, dass ich ab sofort einmal im Monat ein paar Gedanken zu Büchern direkt in eurer Postfach senden darf. Vielen Dank für dieses Vertrauen. Lange habe ich überlegt, welches Medium ich ergänzend zu meinem Instagramkanal (Opens in a new window) nutzen will und kann, um in Literaturdingen Impulse und Empfehlungen anders zu präsentieren, und bin nun sehr gespannt, wie sich das hier entwickelt. Ich freue mich sehr auf euer Feedback. Aber nun wünsche ich erstmal viel Freude und hoffentlich Inpiration beim Lesen, erst dieser Mail und dann hoffentlich vieler guter Bücher.
Vorab ein einmaliger kurzer Hinweis, der in dieser ersten Ausgabe aber nicht fehlen sollte: Sämtliche Empfehlungen hier spreche ich (selbstverständlich) ohne Absprache oder Bezahlung rein aus meiner persönlichen Begeisterung heraus aus. Lediglich in den Terminen zum Schluss des Newsletters erwähne ich meine Moderationen, für die ich (ebenfalls selbstverständlich) ein Honorar erhalte. Aber auch hier war dieser Newsletter niemals Gegenstand irgendeiner Vereinbarung. Die genannten Bücher verlinke ich vorerst jeweils zum Verlag. Bitte unterstützt bei eventuell daraus folgenden Käufen die Lieblingsbuchhandlung eures Vertrauens. Und grüßt mir die lieben Kolleginnen und Kollegen im ganzen Land von Herzen. Dankeschön.
Drei Lieblinge des Monats
„Junge mit schwarzem Hahn (Opens in a new window)“ von Stefanie vor Schulte (Diogenes) Ein schmaler Roman mit langem Nachhall. Sprachlich klar und kraftvoll erzählt Stefanie vor Schulte in ihrem Debüt eine Geschichte, die poetisch und märchenhaft, wie aus der Zeit gefallen wirkt und mich doch wohlig an eine Mischung aus „Tyll“ und „Schlafes Bruder“ erinnert. Trotz bekannter (und bewährter) Sujets – ein Waisenjunge bezwingt die Bosheit der Welt allein durch seine Unschuld – kam mir alles aber ganz wunderbar frisch und unverbraucht vor und ich hätte gern noch doppelt so lang an diesem guten Buch gelesen.
„Shuggie Bain (Opens in a new window)“ von Douglas Stuart, aus dem Englischen von Sophie Zeitz (Hanser Berlin) Der Gewinnerroman des Booker Prize 2020! Im tristen Glasgow der Achtziger Jahre verlieren die Männer mit ihren Bergbau- und Stahlarbeiter-Jobs erst ihre Männlichkeit und dann ihre Moral. Die Frauen sind frustriert und vor lauter Hoffnungslosigkeit vollends verhärtet. Hier siedelt Douglas Stuart die Geschichte einer Familie an, für die das Wort dysfunktional noch viel zu schmeichelhaft ist. Ein Roman voller Sozialkritik (nicht nur an der Thatcher-Ära), den ich gebannt und gerührt gelesen habe. Vor allem aber bin ich tief beeindruckt von der meisterhaften Übersetzungsleistung von Sophie Zeitz, die den schottischen Arbeitsviertel-Slang mancher Dialoge ebenso beherzt in ein wunderbar schnoddriges Deutsch übertragen hat, wie sie kunstvoll und sicher atmosphärische Bschreibungen in absolut treffende sprachliche Bilder umgesetzt hat.
„Trost. Vier Übungen (Opens in a new window)“ von Hanna Engelmeier (Matthes & Seitz) In vier Essays geht Hanna Engelmeier dem Trost nach, dem des Schreibens, dem des Hörens, dem des Betens, dem des Lesens – und dem von Eiscreme. Es kommen außerdem Adorno vor und die Aristocats, Tante Hety und Eileen Myles und der Typ mit dem Bandana. Hanna Engelmeier stellt dabei für mich als eher intuitive Leserin ganz wunderbar tröstlich (!) vermeintlich akademische Hierarchien auf den Kopf und balanciert geschickt theoretische Themen mit persönlichem Erleben aus. Aber Achtung: Wie alle guten Essays zieht auch dieses Buch unzähliche neue Lektürewünsche nach sich. Aber erstmal wollte ich danach ein Eis.
und all die schönen Sätze
In Büchern auf besondere, auf schöne, auf seltene, auf kunstvolle, auf intensive Formulierungen zu stoßen, ist ein besonderes Glücksgefühl beim Lesen. Neben dem Ton, der einen gelungenen Roman trägt, der uns durch ihn hindurch trägt, oft über viele hundert Seiten, liebe ich die Überraschung und Begeisterung, die einzelne Sätze auslösen können. Aus den eben genannten Lieblingen des Monats sind diese hier entliehen:
Aus „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulte, Seite 105:
»Die Aufgabe ist mit dir in die Welt gekommen und jetzt passt sie dir wie angegossen.«
Bei „Shuggie Bain“ von Douglas Stuart heißt es in der bewundernswerten Übersetzung von Sophie Zeitz auf Seite 57:
»Die Tage der Industrie waren gezählt, und die Gerippe der Clyde-Werft und der Springburn- Eisenbahnwerke lagen in der Stadt herum wie abgenagte Dinosaurierknochen.«
Der schönste Satz aus dem dritten Lieblingsbuch sind tatsächlich zwei (eine Ausnahme gleich zu Beginn erhält die Dynamik eines Newsletters, hoffe ich), aber ich konnte mich tatsächlich nicht entscheiden.
Hanna Engelmeier schreibt auf Seite 126 in „Trost. Vier Übungen“:
»Meine Mittelstandsangst leuchtet grell weiß wie nagelneue Markenturnschuhe bei ihrem ersten Ausgang auf dem Bürgersteig.«
Und aus dem Anfang des Schlusskapitels auf Seite 177 wünsche ich mir dringend einen Roman von ihr:
»Neulich sah ich vor einem Spätkauf Ecke Bürkner- und Reuterstraße, wie ein Dackel die Nerven verlor.«
Die buchgewordene Überraschung
... im August war für mich:
„Geflochtenes Süßgras (Opens in a new window)“ von Robin Wall Kimmerer, übersetzt von Elsbeth Ranke (Aufbau Verlag)
Auf ihrer Website (Opens in a new window) erfahren wir: „Robin Wall Kimmerer is a mother, scientist, decorated professor, and enrolled member of the Citizen Potawatomi Nation.“ Mich hat genau diese Kombination, dieser Blick, diese Sicht auf die Welt interessiert und dafür war ich bereit, mich in ein Buch einzulesen, das „Die Weisheit der Pflanzen“ als Untertitel hat. Nichts gegen Pflanzen, dachte ich, aber über 450 Seiten? Ich hab ja nicht mal Peter Wohlleben geschafft. Nun streite ich mich ein wenig mit mir selbst, ob ich dieses wunderbare Buch bei mir zu Hause auf das Regalbrett mit literarischen Stimmen von Natives stelle oder auf das Regal mit den „Überlebensbüchern“, so warm und klug und heilsam sind die persönlichen Überlegungen, die Robin Wall Kimmerer in die botanischen Themen einwebt. Dieses Buch ist ebenso informativ in Bezug auf Ökosysteme und Klimakrise, wie es auch eine überraschende Lektion in Dankbarkeit und Entschleunigung ist, es schult die Erinnerung und den genauen Blick auf die Gegenwart. Vor allem aber fühlte ich mich beim Lesen über alle Maßen beschenkt, vom Duft nach Erdbeeren und vanilligem Süßgras, der den Seiten förmlich entsteigt und von dem warmen Gefühl guter Geschichten, das hier absolut betörend ist.
NiTa – Neu im Taschenbuch
„Tschudi (Opens in a new window)“ von Mariam Kühsel-Hussaini (Rowohlt) ist einer meiner liebsten Romane aus dem vergangenen Jahr. Farbenprächtig schillernd geht es hier zurück in die Berliner Kunstszene des endenden 19. Jahrhunderts, als der Schweizer Hugo von Tschudi gerade die Leitung der Nationalgalerie übernimmt. Einerseits kämpft er als Liebhaber der französischen Impressionisten gegen den kaiserlich verordneten Nationalismus, wo ja alles Französische peinlich an die jüngste Niederlage erinnert. Andererseits kämpft der charismatische Tschudi gegen eine unaufhaltsame Krankheit, die sein Gesicht zerfrisst und gegen die nicht mal der sonst so findige Rudolf von Virchow ein Mittel weiß. Ein opulentes, sprachlich durchaus experimentelles Buch, das einer historischen Figur ein spannendes literarisches Denkmal setzt.
Wo ich gern war im August
Auf dem Gartenfest des Kanon Verlages (Opens in a new window), über das ihr zum Beispiel hier (Opens in a new window) im Börsenblatt nachlesen könnt, habe ich mich so wohl und inspiriert gefühlt, wie es vielleicht nur unter Menschen möglich ist, die mit so viel Leidenschaft an guten Büchern arbeiten. Nicht zu unterschätzen waren dabei die interessierten, begeisterungsfähigen Gäste, die genau diesen Einsatz feiern wollen. Es fühlte sich nach all der Durststrecke an, wie eine kleine Buchmesse, wobei der Wein natürlich unvergleichlich viel besser war. Einen nachdenkenswerten Satz von Verleger Gunnar Cynybulk hat auch das Börsenblatt herausgegriffen und auch ich möchte ihn euch an dieser Stelle mitgeben, weil ich seither lang drüber nachdenke und diesen Satz einfach sehr mag:
»Wer ernsthaft verlegt, sagt nein zum Nicht-Integren, zum Kitsch, zum Banalen, zum Brutalen und zum Weinerlichen.«
Apropos: Verlage
Der Leykam Verlag (Opens in a new window), der älteste Verlag Österreichs, hat seit Anfang des Jahres mit Tanja Raich eine neue Leitung im Bereich Kinderbuch und Literatur gewonnen: Tanja Raich, deren Roman „Jesolo (Opens in a new window)“ (Heyne) ich vor zwei Jahren mit großer Begeisterung gelesen habe, verantwortet nun gemeinsam mit Rainer Höltschl und Stefan Gartler das Publikumsprogramm des Verlages. Und der ist nun prompt mit einem Titel auf der Longlist des Deutschen Buchpreises vertreten: Peter Karoshi ist nominiert für „Zu den Elefanten (Opens in a new window)“. Ich freue mich aber besonders über die Anthologie „Mutter werden. Mutter sein. Autorinnen über die ärgste Sache der Welt (Opens in a new window)“, herausgegeben von Barbara Rieger, die jetzt im August erschienen ist. Und bin ganz verliebt in die Gestaltung eines Buches, das Große und Kleine zum Staunen und Wundern einlädt: „Faszination Krake (Opens in a new window)“ von Michèle Ganser und Michael Stavarič.
Kleinod im Kinderbuch
„Ich bin wie der Fluss (Opens in a new window)“ (Aladin Verlag)
Ein Bilderbuch über die quälende Mühe, die Worte zu finden, über die Wohltat des einvernehmlichen Schweigens und über die Leichtigkeit, die sich manchmal einstellt, wenn man einfach nur am Fluss sein kann. Der kanadische Dichter Jordan Scott hat sich von seiner eigenen Kindheit und seinem Stottern zu diesem zarten und gleichzeitig kraftvollen Bilderbuch inspirieren lassen, Sydney Smith hat ebenso poetische Bilder dafür gefunden, übersetzt hat das Buch Bernadette Ott.
Was noch wunderschön anzuschauen ist:
„Ein*e Freund*in wie du (Opens in a new window)“ von Frank Murphy & Charnaie Gordon, illustriert von Kayla Harren, übersetzt von Anna Kampfmann. (Zuckersüß Verlag)
Ein liebevoll warmes Bilderbuch, das die Vielfalt und die Freundschaft feiert! Der Verlagsname ist Programm, aber ich kriege bei allen Büchern aus dieser Reihe sofort feuchte Augen und bin wieder sehr verliebt in die Menschheit generell.
„Das wird bestimmt ganz toll! Wenn ich groß bin (Opens in a new window)“ vom Labor Ateliergemeinschaft (Opens in a new window) (Beltz Verlag)
Nicht nur nach Monaten der Krise ein dringend benötigtes, ganz und gar unironisch optimistisches Buch, das bestimmt auch viele in den letzten Monaten übermäßig angestrengten Erwachsenengemüter wieder mit neuem Mut erfüllt und mit Lust auf all das, was kommt. Seite 130:
„Es gibt Dinosaurier! Aber alle sind Veganer.“
„Kleine weite Welt (Opens in a new window)“ von Tanja Székessy (Opens in a new window) (Klett Kinderbuch)
Mit schönstem Strich zeichnet eine meiner Lieblingsillustratorinnen ganz bezaubernd alltägliche Szenen im Leben ganz wunderbar verschieden aussehender Kinder. (Ich betone das extra, weil das Cover nicht so wirkt und ich weiß, dass wir alle uns dringend Bilderbücher mit Alltagsgeschichten wünschen, in denen nicht alle Kinder immer nur weiß sind.)
Dazu noch ein wichtiger Tipp: „Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen (Opens in a new window)“ von Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar (Beltz Verlag).
Neu- oder erstmals übersetzt:
„Sodom und Berlin (Opens in a new window)“ von Ivan Goll, neu übersetzt aus dem Französischen von Gerhard Meier, mit einem Nachwort von Hanns Zischler (Manesse) ist die Neuübersetzung eines Berlin-Romans, der die wilden Zwanziger Jahre beschreibt. Im französischen Original 1929 erschienen und hätte ich in diesem Newsletter noch Platz für die Rubrik ‚schönstes Cover‘, wäre dieses Buch wohl ein heißer Kandidat.
„Wind und Wolkenlicht (Opens in a new window)“ von Lewis Grassic Gibbon, aus dem Schottischen übersetzt von Esther Kinsky, mit einem Nachwort von Claire-Louise Bennett (Guggolz Verlag). Die Fortsezung eines meiner absoluten Lieblingsbücher und viel wichtiger: Des Lieblingsbuches der Schottinnen und Schotten „Lied vom Abendrot (Opens in a new window)“, setzt die große schottische Erzählung fort und lenkt den Fokus weiter von einer meiner liebsten Protagonistinnen der Literaturgeschichte zu einer Gesellschaft, die sich zwischen politischen Spannungen, dem Drang nach vorn und traditionellen Mustern nahezu zerreibt. Im schottischen Original erschien das Buch 1933.
„The Blacker the Berry (Opens in a new window)“ von Wallace Thurman, aus dem Amerikanischen von Heddi Feilhauer, mit einem Nachwort von Karl Bruckmaier (ebersbach & simon). Der Harlem-Renaissance (Opens in a new window) Kassiker war der erste Roman Thurmans und erschien ursprünglich im Jahr 1929. Er wurde zuvor noch nie ins Deutsche übersetzt. Thurman schrieb in drei Jahren noch zwei weitere Romane bis er 1934 mit nur 32 Jahren an Tuberkulose starb.
„Heiteres Wetter zur Hochzeit (Opens in a new window)“ von Julia Strachey, aus dem Englischen von Nicole Seifert, mit einem Nachwort von Frances Partridge (Dörlemann). Auch hier liegt eine deutsche Erstübersetzung vor. Ursprünglich erschien das Buch 1932 im Verlag von Virginia und Leonard Woolf.
Was sonst noch los war im August
Ich hatte große Freude (und dreißig Bücher mehr auf dem Lesestapel) als Teil der diesjährigen Hotlist-Jury (Opens in a new window) die besten Bücher aus unabhängigen Verlagen mit auswählen zu dürfen. Gemeinsam mit den Kolleg*innen Julia Knapp, Stefan Gmünder, Reinhold Joppich und Oliver Jungen (die ich trotz intensiver Diskussionsstunden alle noch oft im Leben wiedersehen will) haben wir über die Shortlist entschieden, die am 7. September verkündet wird.
Auch die Kolleg*innen der Buchpreisjury aus dem letzten Jahr vermisse ich in diesen Tagen auffallend oft. Unsere Nachfolger*innen haben ihren Job aber gut gemacht. Von der Longlist (Opens in a new window) des Deutschen Buchpreises, die am vergangenen Dienstag verkündet wurde, freue ich mich ganz besonders über „Drei Kameradinnen (Opens in a new window)“ von Shida Bazyar (Kiepenheuer & Witsch) und „Der Himmel vor hundert Jahren (Opens in a new window)“ von Julia Marfutova (Rowohlt). Beide Autorinnen waren übrigens schon im Mai (gemeinsam mit Lisa Krusche) im Autorinnengespräch mit Zeit-Autor Daniel Erk über Herkunft und Identität. Das Online-Video kann hier (Opens in a new window) nachgeschaut werden.
Auch für „Vater und ich (Opens in a new window)“ von Dilek Güngör und damit für den Verbrecherverlag (Opens in a new window) freue ich mich besonders.
Schmerzlich vermisse ich hingegen auf der Longlist „Adas Raum (Opens in a new window)“ von Sharon Dodua Otoo (S. Fischer Verlag), aber das können die geneigten Leser*innen ja wie immer völlig longlistunabhängig als hiermit ausgesprochene Empfehlung nehmen.
Die Liste kennt ihr alle sicher längst, ich füge sie nur sicherheitshalber nochmal bei:
Literatur – liebend gern gehört
Ich habe Hörbücher für mich entdeckt, besser gesagt: Ich bin gerade dabei, dieses Medium ganz neu für mich zu entdecken und teile hier gern, wenn ich was Gutes auf den Ohren hatte:
Ich liebte die Autorinnenlesung von Verena Güntner, die mit wunderbar kraftvoller, leicht rauchiger Stimme und auch begrenzt auf die Akustik mit zu jeder Zeit absolut wirksamer Theaterschauspielerinnenpräsenz ihren Roman „Power (Opens in a new window)“ (Roofmusic) las.
Aus den gleichen Gründen (Was für eine Stimme!) genoss ich die Lesung von Christoph Ransmeyers „Der Fallmeister (Opens in a new window)“ (Argon) so sehr, dass ich neulich noch eine extra Runde um den Block gelaufen bin, weil ich ein Kapitel auf keinen Fall unterbrechen wollte.
Ein noch viel dynamischeres Vergnügen hat mir der Podcast zu Megan Nolans Buch „Verzweiflungstaten (Opens in a new window)“ beschert und tut es noch. Denn anlässlich der deutschen Übersetzung von Lisa Kögeböhn (Aufbau) haben Tobias Börner (Opens in a new window) und Anne Sauer (Opens in a new window) den Podcast „Verzweiflungstaten - der Podcast zum Buch (Opens in a new window)“ produziert, der parallel zum Erscheinen des Romans uns Leser*innen mit literarischen Kontexten versorgt. Eine Begleitung, die bei diesem intensiven Roman, der reichlich Gesprächsbedarf auslöst, nötig und enorm hilfreich ist. Anne und Tobi beschreiten da ganz wunderbar neue und auch inhaltlich absolut lobenswerte Wege, um Bücher und Leser*innen noch näher zusammenzubringen und ich beobachte mit großer Freude, wie gut das angenommen wird.
Termine im September
2. September - 20 Uhr Instagramkanal von @judith_poznan (Opens in a new window) und dem von mir
Schon am Donnerstagabend treffe ich mich mit Judith Poznan (Opens in a new window) zu Sekt (sie) und Grauburgunder (ich) um in einem Instagram-Livestream (Opens in a new window) nach der ausverkauften (verregneten und trotzdem wunderbaren) Berlinpremiere auch digital ihr Debüt „Prima Aussicht (Opens in a new window)“ (DuMont) zu feiern. Wir freuen uns sehr, wenn ihr euch zuschaltet und mit uns anstoßt und in den Kommentaren bei uns seid.
3.September - 21 Uhr auf dem Instagramkanal von mir und dem des Arche-Verlages (Opens in a new window)
Mit der Übersetzerin Sabine Kray spreche ich über den Roman „Erfahrungen eines schönen Mädchens (Opens in a new window)“ von Alix Kates Shulman (Opens in a new window) (Arche Verlag). Die 1932 geborene Autorin zählt zu den wichtigsten Aktivistinnen der zweiten Welle der amerikanischen Frauenbewegung und setzt sich bis heute für Selbstbestimmung und Frauenrechte ein. Das Buch ist bereits 1972 erschienen und liegt nun in Sabine Krays Übersetzung zum ersten Mal in deutscher Sprache vor. Zwischen dem August als Women in Translation Month (Opens in a new window) und dem Hieronymustag (Opens in a new window) ist das für mich eine ganz wunderbare Gelegenheit, endlich wieder mit einer Übersetzerin über ihre Arbeit zu sprechen. Denn ich bin jedes Mal ganz beseelt und inspiriert nach Gesprächen mit diesen Menschen, die uns Texte aus anderen Sprachen überhaupt erst zugänglich machen, die ihre Bücher so gut kennen wie (außer den Autor*innen) niemand sonst und die eine künstlerische Leistung vollbringen, die weit über den handwerklichen Transfer von einer Sprache in die andere hinausgeht. Wir freuen uns, wenn ihr im Livestream dabei seid, freuen uns auf eure Kommentare und Gedanken und Fragen.
8. September - 20 Uhr im Pfefferberg Theater
Im Rahmen von Literatur-Live (Opens in a new window) moderiere ich die Buchpremiere von „Niemehrzeit (Opens in a new window)“ von Christian Dittloff (Berlin Verlag). Ich durfte das jetzt erschienene Buch schon im Frühjahr lesen und bin sehr dankbar, dass der Verlag meine Worte dazu für klappentextwürdig befunden hat, denn ich bin wirklich tief berührt und beeindruckt von diesem besonderen Buch:
»›Niemehrzeit‹ ist eine kluge, warme Hommage an das (Lesen und) Schreiben als Klärung und als Trost. Christian Dittloff erzählt von seinem Jahr der Trauer und extrahiert daraus eine literarische Essenz für uns alle.«
15. September - 20:30 Uhr
Mein Lieblingsblauschwarzberlinkollege Ludwig Lohmann (Opens in a new window) und ich treffen uns endlich wieder um über zuletzt Gelesenes zu sprechen und nehmen beim Grauburgundertrinken eine neue Folge unseres Podcasts Letzte Lektüren (Opens in a new window) auf. Auf unserem Instagramkanal blauschwarzberlin (Opens in a new window) könnt ihr im Livestream dabei sein und unser Gespräch auch sehen, bevor ihr es danach als Podcast hören könnt. Wir freuen uns auf euch!
Foto: Die wunderbare Clara Schaksmeier (Opens in a new window) - ohne die es auch diesen Newsletter nicht gäbe.
23. September - 20 Uhr im ocelot, (Opens in a new window)
Daniel Schreiber hat ein neues – und sicher nicht nur von mir lang ersehntes – Buch geschrieben: „Allein (Opens in a new window)“ (Hanser Berlin) verdient mehr Lobeshymnen, als ich jetzt vor dem Erscheinen schon singen dürfte. Für die Vorschau des Verlages schrieb ich: »Ein wunderbares, ein so nötiges Buch, das man mit angehaltenem Atem liest. Es geht einem Thema nach, das uns alle betrifft.«
Die Langfassung meiner Begeisterung teile ich bald auf Instagram mit euch.
Auf dem Instagramkanal von ocelotberlin (Opens in a new window) wird die Buchpremiere auch gestreamt (zumindest die erste Stunde, je nachdem, wie wohl uns die Technik gesonnen ist) das ist vielleicht ein kleiner Trost für all jene, die an dem Abend nicht direkt vor Ort dabei sein können, denn noch immer können wir pandemiebendingt nicht so viele Menschen in den Laden lassen, wie dort sonst Platz finden würden.
29. September (tba)
Ich freue mich sehr auf einen Instagram-Livestream mit Frank Berzbach (Opens in a new window) zu seinem neuen Buch „Die Kunst zu lesen (Opens in a new window)“ (Eichborn Verlag). Der Literaturverführer erscheint einen Tag später und nimmt uns mit auf die Reise durch erlesene Welten. Ich freue mich über eine Stunde, in der wir ganz intensiv über etwas sprechen werden, das uns beide schon lange Zeit so sehr verbindet.
Diese ersehnten Neuerscheinungen schüren darüber hinaus meine:
Vorfreude auf den September
„Die Schwimmerin (Opens in a new window)“, von Theodor Wolff erscheint jetzt am 1. September im (hoch geschätzten) Bonner Weidle Verlag. Ich freue mich sehr auf dieses wiederentdeckte Werk des Berliner Journalisten, das im Original 1937 in der Schweiz erschien. In der Figur der Gerda Rohr lässt sich seine politisch aktive Sekretärin Ilse Stöbe (Opens in a new window) erkennen, von der ich bis dahin beschämenderweise nie gehört hatte. Auch deswegen freue ich mich so darüber, dass der Verlag dieses spannende Werk, das den Untertitel „Roman der Gegenwart“ trägt wieder verfügbar macht und zwar mit einem Nachwort von Ute Kröger und in der wunderbaren Covergestaltung von Kat Menschik (Opens in a new window).
Die Übersetzerin, Bloggerin und wichtigste Stimme gegen Misogynie in der Literaturkritik (Opens in a new window) Nicole Seifert (Opens in a new window) liefert das Buch zur vielleicht drängendsten Debatte im Literaturbetrieb: „Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt (Opens in a new window)“ erscheint am 9. September (Kiepenheuer & Witsch). Ich freue mich sehr, dass wir am 16.9. Buchpremiere mit Nicole Seifert im ocelot feiern dürfen. Die Veranstaltung war sofort ausverkauft, aber auch diese Lesung werden wir auf dem Kanal von ocelotberlin (Opens in a new window) auf Instagram streamen, damit möglichst viele Menschen an den klugen Gedanken zweier beispielhaft belesener Frauen teilhaben können:
Moderieren wird die Buchpremiere nämlich meine Kollegin Magda Birkmann (Opens in a new window). Deren Newsletter Magda liest. Und liest. Und liest. (Opens in a new window) ist nicht nur eine wahre Fundgrube an ganz besonderen Literaturtipps, sondern weist sie auch als absolut prädestinierte Gesprächspartnerin in Sachen weibliche Stimmen in der Literatur(geschichte) aus. Eine dringende Empfehlung also auch hierfür.
In der Übersetzung von Sonja Finck erscheint am 11. September bei Suhrkamp endlich ein weiteres Buch meiner persönlichen Hausheiligen Annie Ernaux: „Das Ereignis (Opens in a new window)“ erschien im Französischen Original im Jahr 2000 und erzählt von der Studentin Annie Ernaux, die im Frankreich der Sechziger Jahre unverheiratet schwanger wird und sich für eine Abtreibung entscheidet. Ein Platz auf meinem Regalbrett der absoluten Lieblingsbücher ist für dieses Buch schon längst reserviert.
Es findet seine 104 Seiten dann zwischen den bisherigen Sonja-Finck-Übersetzungen von Annie Ernaux und der Kopenhagentrilogie (Opens in a new window) von Tove Ditlevsen, die Anfang des Jahres in der grandiosen Übersetzung von Ursel Allenstein im Aufbau Verlag erschien und deren dritter Band „Abhängigkeit (Opens in a new window)“ ebenfalls autofiktional das Thema Abtreibung verhandelt.
Liebe Leserinnen und liebe Leser, ich gebe zu, dass war eine ziemlich lange Ausgabe meines ersten Newsletters, viel länger als ursprünglich beabsichtigt, verzeiht es mir bitte als allerersten Versuch. Ich übe ja noch und lerne es bestimmt ganz bald. Aber es schrieb sich auch einfach so schön jetzt, euch in Gedanken und all die guten, besonders erwähnenswerten Bücher im Sinn und in den Händen. Die Rubriken sind nicht statisch. Wir werden sehen, wonach mir beim nächsten Mal ist, Ende September dann. Bis dahin freue mich sehr über euer Feedback und eure Gedanken zu dieser ersten Ausgabe. Wenn euch der Newsletter gefallen hat, empfehlt ihn doch gern weiter. Wenn euch die Zeit bis zur zweiten Ausgabe zu lang werden sollte, lesen wir uns vorher bei Instagram (Opens in a new window). Oder bei Steady (Opens in a new window).
Bis dahin alles Liebe und ein gutes Lesen
Maria