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mach weich

Gebe ich eigentlich zu schnell auf? Immer, wenn ich ans Aufgeben denke, da frage ich mich, wer eigentlich irgendwann mal festgelegt hat, dass man nicht aufgeben darf. Das ist doch gemein. Dass Aufgeben einfach Aufhören bedeutet, und damit automatisch zu einem passivem Akt des Nichts-mehr-tuns mutiert, der dich in seiner Konsequenz radikal an ein Ende befördert, nach dem kein Anfang mehr kommen kann. Dem Aufgeben geht scheinbar nie eine selbstgetroffene Entscheidung voraus. Nein, es ist vielmehr eine Reaktion und vor dem großen Kollaps muss immer erst etwas passieren, was dann unausweichlich zum Fall, zum Ende führt und eine gebrochene Gestalt hinterlässt. Eine Liebesgeschichte des Scheiterns. Kann Aufgeben denn nie selbstbestimmt sein?

Gestern, da lag ich im Bett und habe mal wieder ans Aufgeben gedacht. Das war, als ich mir zu viel und die Welt mir zu laut vorkam. Ich lag da und mein ganzer Körper hat sich so komisch verhärtet. Ich habe mich gefragt, ob ich jetzt gerade das härteste Objekt im ganzen Universum bin, härter als die Kruste von Neutronensternen. Und dann habe ich aufgegeben. Und ich dachte, jetzt kommt das große Erdbeben, davor haben sie mich alle gewarnt. Und dann kam plötzlich aber irgendwie gar nichts und ich lag immer noch in meinem Bett. Ich frage mich, ob nicht in jedem Aufgeben auch etwas Wohlwollendes stecken kann. Dass man dann erst wieder einen Blick auf Dinge richten kann, wenn man nicht mehr so starr vor dieser einen Wand steht, die man so unbedingt überwinden möchte, obwohl sie viel zu hoch ist. Ob es nicht schön sein kann, an einem Punkt, der sich anfühlt, als würde er für immer so bleiben, als gäbe es kein vor und zurück, sich einfach mal hinzugeben, wie einer Liebhaberin. Einfach loszulassen, die ganze Härte. Mein Dozent an der Uni sagte mal, ein gutes Spiel kann nur dann ein gutes Spiel sein, wenn es einen offenen Ausgang hat. Und vielleicht muss man dafür ein, oder auch zweimal aufgeben. 

Also vielleicht ist nicht das Aufgeben selbst das Problem, sondern das, was davor ist. Das, was uns ans Aufgeben denken lässt, und das, vor dem man nicht kapitulieren möchte. Vielleicht ist es das krampfhafte Festhalten am Nicht-Aufgeben-wollen, an Leistung, an Tätigkeit, an Stärke das, was überhaupt erst hart macht und das, was uns letztlich aufgeben lässt. Und wir dadurch nie selbstbestimmt aufgeben können. Weil wir lernen, immer nur dann aufzugeben, wenn wir objektiv formulierten Ansprüchen an unsere Subjektivität nicht mehr entsprechen können, weil wir fremdbestimmten Erwartungen an ein Nicht-Aufgeben gerecht werden müssen. Und weil man das Aufgeben so fürchtet, weil es so wirkt wie ein Ende, nach dem kein Anfang mehr kommt. Ich frage mich, was passieren würde, wenn ich mich dem Aufgeben häufiger hingeben würde. Ob es so gruselig ist, wie es erzählt wird, oder ob es mich einfach nur schön weich machen würde :)

 

 

Topic #What I hated this week

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