Die Mär vom unzufriedenen Bauern
Manche Menschen sind scheinbar nie zufrieden.
Sie haben „alles“, sind gesund, die Kinder sind wohlgeraten und ihr Leben müsste eine einzige Freude sein … und dennoch sind sie unzufrieden.
Woran liegt das?
Ein entzückendes Märchen kann uns bei der Beantwortung dieser interessanten Frage weiterhelfen:
Der unzufriedene Bauer
In einem abgelegenen Dorf lebt ein Bauer auf seinem kleinen Hof am Rande eines Tannenwaldes. Jeden Tag pflügt er sein Feld, aber es ist sehr steinig und der Boden trägt nicht viel. "So eine Murks-Erde!", schimpft er dann, „so viel Arbeit und für so wenig Ertrag.“
Eines Tages, er ist wieder heftig am Schimpfen, kommt ein fremder Wanderer des Weges. Er hat freundliche Augen und trägt einen langen Mantel. „Guten Tag!“, grüßt der Fremde. „Wieso so mürrisch?“
Der Bauer erzählt von seinem armseligen Boden und dass er steinig ist und nur schwer zu pflügen. Der Fremde fackelt nicht lange, er nimmt den Pflug, spuckt in die Hände und zieht die geradesten Furchen überhaupt.
„Is´schon recht“, sagt der Bauer und schiebt sich seine Mütze in den Nacken, „aber jetzt fehlt mir das Saatkorn.“
Der Fremde lächelt. Er greift in eine seiner tiefen Manteltaschen, kramt einen Beutel hervor und hält ihn dem Bauern unter die Nase: „Hier, sieht selbst, lauter erlesene Körner!“. Dann spuckt er abermals in die Hände und kurz darauf ist alles ausgestreut.
„Is´schon recht“, sagt der Bauer. „Wirst sehen, der Regen verdirbt die Saat oder die Sonne verbrennt sie.“
Der Fremde greift noch einmal in seine tiefen Manteltaschen. „Hier hast du zwei Schachteln. Die eine enthält den Regen und die andere den Sonnenschein. Du kannst sie nach Belieben einsetzen.“
Verdutzt nimmt der Bauer die beiden Schachteln und als er wieder hochschaut, ist der Fremde weitergezogen. Tatsächlich wächst und gedeiht die Saat vortrefflich und zur Erntezeit steht das Korn prachtvoll da.
Gerade schaut der Bauer über die wogenden Ähren, da steht der Fremde wieder neben ihm. „Seid ihr jetzt zufrieden?“, lächelnd sieht er ihn dabei von der Seite an.
„Ach was“, antwortet der Bauer, „wenn’s soviel Korn gibt, dann gilt es nichts.“
Der Fremde lacht. „Aber schau doch einmal genauer hin. Deine Ähren bestehen aus purem Gold!“
Er nimmt ein paar Körner, zerreibt sie zwischen seinen Handballen, bläst den Spreu weg und gediegenes Gold glänzt in seiner Hand. Er hält es dem Bauern unter die Nase.
„Ach was“, knurrt der Bauer, „was wird mich da die Bank beschummeln, wenn ich das Gold einwechseln will.“
Mit mürrischem Gesicht schaut er dabei auf die Hand des Fremden.
Die Geschichte ist hier zu Ende. Man könnte sie noch lange weiterführen, aber den Kern haben wir. Und wir können fragen: Was ist die Moral von der Geschicht´?
Na ja, der Bauer ist nach wie vor unzufrieden. Das ist offensichtlich. Doch viel wichtiger ist die Feststellung:
Dankbar ist er auch nicht.
Und Unzufriedenheit hat viel mit Undankbarkeit zu tun.
Wenn du zufriedener leben willst, dann gibt es eine einfache Methode, genau das zu erreichen:
Sei dankbar für das, was du hast.
Wie du das machst, das freilich ist eine eigene Geschichte wert :)
Und die gibt’s vielleicht nächstens mal …
Jörg „danke, dass du diese Geschichte gelesen hast“ Peters