Passa al contenuto principale

Thalaris Almanach - Buch 1: Oylien

Teil 22 - Beulen und andere Probleme

„Nim, so warte doch. Ich bin nicht tot!“, rief ich der kleinen Grnarkfrau hinterher, die wild schnatternd vor mir davonlief. Dicht gefolgt von den beiden Wachen, die immer wieder einen nervösen Blick zu mir warfen. Ich hatte beschlossen, den Dreien zu folgen. Erstens um hier herauszufinden und zweitens um Nim davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Wie sollte dieses Wesen wissen, was Wiedergeburt bedeutete, oder wie das mit meiner Rolle als Spieler zusammenhing? Verwundert war ich, dass der Permadeath außer Kraft gesetzt schien. Oder lag das an der Art, wie die Akin mich aus dem virtuellen Leben gerissen hatte? Ich würde es erfahren, zu einem anderen Zeitpunkt.

Nim rannte weiter, vorbei an der Kammer, aus welcher der Wächter mich angegriffen hatte. In der Ferne sah ich, dass es doch Fackeln gab. Nicht alle waren entzündet, doch deren Licht reichte aus, um das Ende des Ganges zu sehen. Zu beiden Seiten zweigten wieder Räume ab, diesmal gemauert und ordentlich von Staub und Unrat befreit. Vermutlich der Zugang zu dieser Grabkammer. Als ich einen Blick in beide warf, sah ich je einen Auf- und einen Abgang. Letzterer war ein dunkles Loch im Boden, kaum zu sehen im Schatten, den die Fackeln warfen. Wir würden hier rauskommen, ausgezeichnet!

Nim trat auf mich zu, hielt aber genug Abstand, vermutlich für den Fall, ich würde zähnefletschend über sie herfallen. Ich musste schmunzeln, als diese tapfere Grnarkfrau zu mir aufsah und allen Mut zusammennahm. „Ruu-faart tot, du tot. Wir dich gefunden in Raum. Uthys entsetzt. Wir nicht gewusst, was passiert. Dich hier hingebracht. Nekropole von Kro und Nari. Du nur Ruu-faart, wenn Beweis!“

Eine der Wachen nahm einen großen Sack vom Rücken und gab ihn Nim. Zusätzlich erhielt sie ein kleineres Bündel, welches mir vage bekannt vorkam. Das waren meine Sachen, oder? Nim überprüfte den Sitz ihrer Ausrüstung und deutete dann auf das dunkle Loch im Boden. „Ruu-faart jetzt gehen. Da runter. Beweis, dass Ruu-faart ist“, sagte sie bestimmt. Ich schluckte trocken und obwohl nichts darauf hindeutete, entfleuchte mir ein „Allein?“ Nim gackerte wie verrückt los. Die Wachen schauten uns verständnislos an. „Nicht allein. Wie Nim sieht, dass Ruu-faart beweist? Nim geht mit!“, gab sie dann zurück und lief mit einem wippenden Nicken los, in Richtung schwarzes Loch im Boden.

Die Treppen hinab waren staubig, abschüssig und führten spindelförmig nach unten. War es oben recht schmal, hatte ich jetzt so viel Platz, dass ich die Arme ausstrecken konnte. Geistesgegenwärtig hatte ich mir eine Fackel geschnappt und schwenkte diese hin und her. Gemauerte Wand zu meiner Linken und eine raue Mittelsäule, die an einen Tropfstein erinnerte zu meiner Rechten. So, als ob man die Treppe in eine Höhle gebaut hatte. Was man hatte. 

Kaum unten angekommen, standen wir in einer Art Vorratsraum mit nur einem Ausgang. Kisten stapelten sich an einer Wand, die andere wurde von Fässern gesäumt, die nach Öl rochen. Stapelweise Fackeln lagen daneben. Es schien mir, als wäre die Nekropole gigantisch, was die Zahl der Fackeln erklären würde. Oder hier wurden Notvorräte versteckt. Welcher Zweck korrekt war, würde sich mir gleich erschließen, nahm ich an. 

Nim griff sich einige der bereitliegenden Fackeln und reichte mir ein Paar. Ich packte sie zu einem Bündel und schob sie mir auf den Rücken, mehr Ausrüstung besaß ich im Moment nicht. Natürlich konnte ich nur hoffen, dass uns hier keine Gegner entgegenliefen.

„Nim, was wird das? Wo sind wir?“, versuchte ich die Grnarkfrau zu einer Aussage zu verleiten. „Nekropole und große Höhle der Flucht. Ruu-faart muss zeigen, dass nicht tot. Dann Nim vertraut. Wichtige Dinge geschehen.“ Wieder lief sie los, diesmal in einem unheimlichem Tempo, was ich ihr nicht zugetraut hätte. Ich hatte Mühe, ihr zu folgen. Der Gang war leidlich erhellt, hier gab es den Sims mit den Schalen, doch es waren weniger entzündet als oben. Nim flitzte förmlich davon und ich musste lang ausholen, um an ihr dranzubleiben. Fantastisch, was solche kleinen Wesen für ein Tempo vorlegen konnten.

Der Weg knickte ab und ging von gemauerten in rohen Fels über. An vielen Stellen waren regelrechte Löcher in der Wand, über mir verliefen Holzbalken und am Rand konnte ich eine Art Schiene entdecken. Wir waren in einer Mine. Seltsam, dachte ich mir. Eine Mine, die direkt in einer Nekropole mündete oder andersherum. Das hatte ich noch nie gesehen. Ich folgte Nim weiter, die schnaufend einem weiteren Knick folgte und verschwand. Dann quietschte es kurz und sie kam panisch zu mir zurück. „Nicht sein kann, dass nicht sein kann!“, rief sie, wild mit den Armen fuchtelnd. „Nim, was ist los? Was kann …“

Mein Mund trocknete förmlich sofort aus, als ich sah, was nicht sein konnte: Untote. Aber die hässlichsten, die ich jemals in einem Spiel gesehen hatte. Es waren keine Skelette oder halb zerfressenen Zombies, nein. Diese Untoten schlurften langsam heran, hatten in Teilen von Rost zersetzte Rüstungen an und zogen ihre Waffen hinter sich her. Sie sahen aus, als wären sie erwacht und hätten sich für einen Krieg gerüstet. Einigen stand verfilztes Haar unter den schiefen Helmen ab. Ihre Haut war gräulich, es stank nach Verwesung und Verfall. Was sie aber von den mir bekannten Untoten unterschied, war die Tatsache, dass sie nur ein Transportmittel zu sein schienen. Jede einzelne dieser Kreaturen war von kopfgroßen, durchsichtigen Beulen bedeckt. Grünlicher Schleim troff aus diesen heraus und platschte bei jedem Schritt schwallweise auf den Boden, mischte sich dort mit dem Staub zu einer klebrigen Pampe. Ich betrachtete diese zitternden, nach mir schnappenden Wesen näher. Unbewusst kamen mir die Parasiten vertraut vor.

„Oh nein!“, entfuhr es mir. Es war klar, was ich dort sah. Weil ich die Abbildung lebhaft in Erinnerung hatte: Graubrut.

„Nim, war hier unten eine Barriere? Etwas, was alt und vor langer Zeit errichtet worden war? Bitte, erinnere dich, das ist wichtig.“ Ich sah mich nach meiner kleinen Freundin um. Diese hatte sich hinter einem Fels versteckt und schaute mit ihren kleinen gelben Augen zu mir auf. „Barriere? Nim nicht weiß …“ Dann erhellte sich ihr Gesicht. „Ruu-faart meint Totenschlund? Grenze zu anderem Reich?“ Ich nickte, das konnte es sein. „Totenschlund kaputt?“, fragte sie mich kleinlaut. „Ja, und das ist kein gutes Zeichen. Die Barriere scheint gebrochen. Wir müssen sie aufhalten!“ Nur wie, überlegte ich.

Es klirrte und dann rollte meine Stabwaffe auf mich zu. „Ruu-faart kämpfen. Nim schwach. Nim holen Wachen.“ Mit diesen Worten flitzte sie davon. Toll, ich und kämpfen. Die Untoten waren einige Meter entfernt, also suchte ich einen strategisch besseren Ort, sodass sie mich nicht umzingeln konnten. Dabei fiel mir etwas auf. Einige der Löcher in den Wänden glommen leicht. Ähnlich der Wand, die ich vorhin durchbrochen hatte. Ich ging auf eine der Nischen zu. Tatsächlich, wieder diese Lichter. Und gleichzeitig leuchtete diese Kette um meinem Hals.

Ich legte die Hand in das Loch. Das Licht zitterte erneut, der Anhänger vibrierte.  In meinem Kopf formte sich das Bild eines schwarzen Klumpens, der sich werfen ließ. Und der dann explodierte. Wo kam das denn auf einmal her? Kaum gedacht, schoben sich die kleinen Lichter zu Bündeln zusammen. Der Anhänger erlosch. Prasselnd fielen mir faustgroße schwarze Steine vor die Füße. Sollte das etwa eine neue Waffe sein?

Bevor ich einen dieser Kugeln aufheben konnte, war der erste Untote heran, griff knurrend und geifernd nach mir. Die Kreatur in der Beule auf seinem Arm drehte Pirouetten, fletschte die Zähne. Der Zombie bekam meine Lanze zu spüren, die ich ihm direkt unter das Kinn hämmerte. Die Spitze fuhr aus und durchdrang den Schädel. Schnoddrige Hirnmasse flog davon. Ein Mief, als wäre ich in verdorbenes Fleisch getreten umsäumte meine Nase und zwang mich, meinen Magen zu kontrollieren. Deshalb hasste ich den Kampf gegen Untote. Es stank und man sah danach …

Ein weiterer Zombie ersetzte den Gefallenen. Ich schubste ihn weg, schwang meinen Stab … und blieb hängen. Verdammt, ich hatte nicht aufgepasst. Ich wich einige Schritte zurück, löste den Stab und hielt ihn vor mich, stach auf den Untoten ein. Hinter ihm kamen immer mehr. Ich benötigte diese schwarzen Brocken. Mit zusammengebissenen Zähnen schob ich mich dem Untoten entgegen, hämmerte ihm den Stab gegen die Schläfe, stieß dann nach vorn und durchdrang seine Brust. Und eine dieser Beulen. Ein Kreischen, als hätte ich eine Katze sehr fest getreten erklang. Und es wurde erhört. Die anderen Untoten beschleunigten. Ich sprang über die Leichen der beiden Zombies, griff mir drei der Brocken und warf sie, darauf hoffend, dass das erdachte Bild Realität wurde.

Wurde es. Und zwar beachtlich. Die Explosion riss die Meute auseinander. Im wahrsten Sinn des Wortes. Innereien flogen umher, eine Axt schwirrte an meinem Kopf vorbei, Rüstungen zerplatzten. Und meine Ohren klingelten. Eine Staubwolke rollte auf mich zu. Ich bedeckte mein Gesicht und drehte mich weg. Der Druck, den die Explosion verursacht hatte, war enorm, warf mich fast um. Doch so schnell wie die Wolke da war, so schnell war sie verschwunden. Hustend und mit tränenden Augen schaute ich mich um. Die gesamte Gruppe lag zerfetzt da. Was ein Glück!

Kurz lauschte ich, ob noch Weitere kamen, doch alles blieb ruhig. Mein Herz schlug mir bis in den Hals, mein Magen rebellierte, so wie er es immer tat, wenn ich mich mit Untoten in Spielen anlegte. Ich wurde damit einfach nicht warm.

Meine Gedanken schweiften schnell zu dem Gesehenen ab. Diese Beulen waren wichtig. Ich beschloss, eine dieser Kreaturen aus ihrem Wirt zu holen und mitzunehmen. Faustgroß und tot, sollte sie kein Problem darstellen. Bevor ich mich zu einem der abgerissenen Beine beugte, griff ich schnell die verbliebenen schwarzen Brocken und stopfte sie in meine Hosentaschen. Nicht sehr stilvoll, aber wenigstens mit Wumms, schoss es mir durch den Kopf. Dann nahm ich den Stab und stocherte mit der Spitze in der zusammengefallenen Lebensblase eines Graubrut-Winzlings herum. Grünlicher Schleim troff heraus. Es roch säuerlich, beinahe wie Magensaft. Ich würgte. Gut, dass ich noch nichts gegessen hatte. Wundersamerweise war das Wesen tot. Alle waren sie tot. Auch jene, die an fast unversehrten Leichen in ihren beinahe intakten Blasen herabhingen. Merkwürdig!

Schritte erklangen, gefolgt von Geschnatter und dem Geklirr von Waffen. Nim schoss um die Ecke, hinter ihr die beiden Wachen. Mit großen Augen sahen sich die drei um. In den Augen der Wachen konnte ich so etwas wie Respekt lesen, Nim starrte mich dagegen mit Ehrfurcht an. „Ruu-faart gewonnen? Großer Kämpfer!“ Sie watschelte auf mich zu und umarmte meinen Unterschenkel. Ich schmunzelte. Das gab mit Sicherheit ein köstliches Bild.

Gut, dass ich noch allein spielte.

3 commenti

Vorresti vedere i commenti?
Abbonati a Stabenwelt Blog e partecipa alla conversazione.
Sostieni