Silkroadfestival
Eine großes Krokodil aus Pappmaché und eine Diskokugel begrüßten uns am Eingang zur Festivalhalle. An der Bar bekamen wir ein südamerikanisches Cocktail aus destilliertem Wein, Limettensaft und Eiweißschaum. Das war echt lecker, aber ich habe mich gefragt, was das alles mit der Seidenstraße zu tun hat. Mit meiner Seidenstraße.
Wir nahmen Platz auf einem Teppich mit Kissen auf dem Boden der riesigen Halle im Oberhafen. Um uns herum standen ein paar batteriebetriebene Kerzen und einige Liegestühle. Es war viel Platz da zum Herumlaufen, Zeichnen und Tanzen. Die Bühne war eben und erkennbar nur durch die vielen Instrumente und dem DJ-Tisch.
Das Silkroadfestival ist ein intermediales Projekt, das "Musik, Performance und Traditionen aus verschiedenen Ecken der Welt in einem modernen, zeitgemäßen Kontext zusammen bringt".
Durch die Glasbausteine in der Wand sah ich verzerrt die Plakate des Festivals in der Abendsonne durchscheinen. Die Farben und die Dynamik haben auch wesentlich meinen Zeichenstil an dem Abend bestimmt.
Eröffnet wurde Abend mit einer Performance „ Die Naht“ mit dem Klavierspieler Marcelo Gama.
Duett aus einem Flügel und Nähmaschine
Als erstes hörten wir ein ratterndes Geräusch, das von der Nähmaschine vor dem großen schwarzen Flügel kam. Der Pianist kam später dazu. Er interpretierte Bruchstücke der europäischen Klassik und mischte sie in einer Klangkollage zusammen. Sein Oberkörper war mit blauen Glitzer komplett bedeckt. Er hatte eine schwarze Smokinghose an. Eine Näherin arbeitete permanent an Kleidungsstücken mit denen der Komponist nach und nach noch während des Spiels bekleidet wurde. Als er komplett angezogen wurde, hörten sie auf und gingen.
Durch den Raum bewegte sich den ganzen Abend lang ein indonesischer Tänzer. Barfuss und mit freiem Oberkörper. Es war ziemlich kalt und ich fragte mich, wie er das aushielt, wenn er nicht gerade tanzte. Vielleicht reichte aber auch die Wärme, die er in den rasanten Tanzeinlagen erzeugt hat, für eine weile. Auf die von den Hallenbalken herunterhängenden, halbtransparenten Stoffbahnen wurden orientalische und andere geometrische Muster projiziert. Schneeflockenkristalle zum Beispiel …
Mir wurde langsam klar, dass die Seidenstraße eben nicht nur Kamele, Seide und arabische oder chinesische Musik bedeutet. Es bedeutet Entdeckungsgeist, Kulturvielfalt und vieles mehr.
Vieles, was mich begeistert aber auch noch unentdeckt geblieben ist. An diesem Abend verwoben sich Kulturen, Musikrichtungen und Zeitepochen. Mir ist noch eingefallen, dass die Seidenstraße durch die Schiffahrt, die Entdeckung Amerikas nach und nach abgelöst wurde und die südamerikanische Kultur fand auf einmal ebenfalls Platz in diesem Raum.
Die Jazzband PHILIPPE CIMINATO QUINTET, die mich eigentlich her gelockt hat, spielte sehr lange. Perfekt um unzählige Zeichnungen zu machen und noch eins von den südamerikanischen Cocktails zu trinken … Jazz, Orient, Schneeflocken, Heimatklänge, Teppiche auf dem Boden, Kunst – das alles bildete eine Kollage aus Eindrücken, die ich mitgenommen und festgehalten habe.
Auf dem Weg nach Hause hatte ich auf einmal den Drang, Landungsbrücken zu fotografieren. Anscheinend fehlte an dem Abend noch ein Puzzleteil …
Tschüß und bis nächste Woche
Julia Zeichenkind
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