Passa al contenuto principale

LöwenPost 2025/14

Sino Kolumne: Taktieren im Handelskrieg ~ Nächste Runde bei JD vs. Meituan ~ Ergebnis der Wahlen in Singapore
AI-Bild erstellt mit Copilot

Nun soll es zu ersten Gesprächen - mehr aber auch nicht - zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA kommen. Schon zuvor machten Beobachter des chinesischen Social Media bei regierungsnahen Kommentatoren eine zunehmende Bereitschaft zu Handelsgesprächen seitens China mit den USA aus. Trump hatte ja früher öffentlich bekundet, dass es Gespräche auf verschiedenen Ebenen mit der chinesischen Regierung gibt, was China dementiert hat und somit - wenn ich es nicht eine Lüge von Trump nenne - ein taktischer Kommentar von Trump ist. Trump hat sich mit seinen undifferenzierten brachialen hohen Zöllen gewaltig verkalkuliert, weil nicht nur er sondern auch seine skurrilen Berater ideologische Hitzköpfe statt kluge Taktierer sind bzw. die pure amerikanische (oder besser westliche) Arroganz einen klaren realistischen Blick vernebelt. Mit seinem Kommentar versuchte er ein Signal zu senden, was Stärke und Handlungsführerschaft beinhalten soll. Dagegen ist die amerikanische Wirtschaft ziemlich ins Trudeln geraten. Meine Aussage, dass die Trump-Regierung den Zollkrieg schlecht führt (siehe Löwenpost 2025/11 (Si apre in una nuova finestra)), gilt zumindest für die ersten Wochen und damit schneller, als ich eigentlich erwartet hatte. Der Autokonzern Stellantis hat in den USA mit Massenentlassungen begonnen, weil importierte Autoteile wegen der Zölle die Kosten in seinen amerikanischen Werken in die Höhe schraubt. Auch wenn Stellantis schon länger strukturelle Probleme auf dem amerikanischen Markt hat und deshalb diese drastischen Maßnahmen ergriffen werden, so zeigt es sehr anschaulich, was durch das unüberlegte Zoll-Hauruckverfahren derzeit den US-amerikanischen Firmen zu schaffen macht. Auch die amerikanischen Firmen CHS, LLC und EGT werden über den Verlust ihrer Sojabohnenimportlizenz für China nicht begeistert sein. Die entschlossene und starke Reaktion von China hat die Regierung von Trump außerdem überrascht, weil man in arroganter Eitelkeit denkt, dass die USA als Großmacht alles diktieren könne und Gegner wie Freunde demütig nach deren Pfeife springen müssen. Den eigenen Bedeutungsverlust nehmen Regierung und Bevölkerung ganz menschlich einfach nicht wahr. Und dabei schlage ich eine Brücke nach Europa. Denn genau wie in den USA kennt man das Leben und die gesellschaftlichen Bedingungen in China nicht. Die Menschen (und nicht nur die Regierungen) haben ein ideologisches Zerrbild von China und so passiert es eben, dass durch unkluge politische Entscheidungen amerikanische Firmen und Verbraucher in Not geraten und die Absatzzahlen für europäische Autos in China dramatisch einbrechen. Alles durch eigene unüberlegte Politik verursacht (siehe dazu auch Löwenpost 2025/01 (Si apre in una nuova finestra)). Was wäre aber die klügere Politik? Ganz einfach: von China lernen! China strebt schon seit Jahren in allen diplomatischen und wirtschaftspolitischen Verhandlungen immer auf Win-Win-Situationen zu. Verträge und Verhandlungsergebnisse müssen für beide Seiten positive und stärkende Elemente enthalten. Nur dann sind umsetzungssichere Ergebnisse zu erwarten. Keine Eindämmung, keine feindlichen Gedanken, sondern für beide Seiten positive Verhandlungsrichtungen sind eine erfolgreiche Politik. Dafür muss der Westen allerdings sein jahrhunderte-altes von Arroganz geprägtes koloniales Gedankengut aufgeben, was sicherlich ein Stück weit schon kulturelles Merkmal ist und dessen Verzicht wie ein Sprung über den eigenen Schatten gleicht. Aber die europäische Geschichte hat in der Vergangenheit auch ungeahnte moderne Entwicklungen der Gesellschaft gezeigt, was die Überwindung dieser Hürde möglich erscheinen lässt. Ich bin mal Optimist.

Der öffentlichkeitswirksame Kampf der chinesischen Firmen JD und Meituan im Feld der Essenslieferungen geht in eine neue Runde. In der Löwenpost 2025/13 (Si apre in una nuova finestra) habe ich über den offenen Brief von JD in den Social Media Kanälen in China berichtet. Zuvor prangerte der JD CEO Richard Liu seinen Konkurrenten wegen hohen Abzügen bei den Lieferfahrern an, da Meituan 8% Provision von den Fahrer abzieht, JD aber maximal 5% berechnet. Nun legte er noch einmal nach und lieferte höchstpersönlich bei Schauerwetter an einem Tag im April in Beijing (Peking) in der roten Lieferantenkluft Essen für Kunden seines Unternehmens aus. Was ist an diesem Marketing-Coup so bemerkenswert? Es ist die Wichtigkeit in der chinesischen Öffentlichkeit wie sich ein Firmenchef gegenüber den eigenen Mitarbeitern positioniert. Nicht nur, dass Liu die sozialen Belange der Lieferanten in den Mittelpunkt seiner Kampagne gestellt hat, sondern Liu Qiangdong, so sein richtiger chinesischer Name, ist sich auch nicht zu Schade die Bedingungen seiner Mitarbeiter selbst zu erleben. Der Multimilliardär legt also großen Wert auf eine Außendarstellung seines Unternehmens, die als sozial verantwortlich wahrgenommen wird. Es sei dahingestellt, ob Liu das nur als eine wichtige Marketingaktion sieht, Fakt ist, dass er es als äußerst wichtig und erfolgreich einstuft. Das ist neu in der chinesischen Gesellschaft, wo Arbeitnehmerrechte in den vergangenen Jahrzehnten eher stiefmütterlich behandelt werden und sogar Provinzbeamte monatelang auf Gehälter warten müssen. Es herrschte bisher ein gesellschaftlicher Konsens, dass Chinesen arbeiten und sich dabei nicht beschweren, da die "Jammerei" als Schwäche ausgelegt werden kann. Nun ist aber in den vergangenen Monaten das Problembewusstsein zu Arbeitnehmerrechten enorm gestiegen und das nicht nur, weil die Regierung neue Arbeitsschutzgesetze verabschiedet hat (siehe Löwenpost 2025/09 (Si apre in una nuova finestra)), sondern die Menschen selbst werden sich der Wertigkeit der eigenen Arbeitsleistung bewusst und fordern von Arbeitgebern den entsprechenden Respekt. Die Social Media Kanäle in China spielen bei diesem Bewusstsein mit all ihrer Transparenz und Massenwirksamkeit eine große Rolle und die demografische Verknappung des Arbeitskräfteangebots schafft zusätzlichen Druck auf die Arbeitgeber. Der erbitterte Kampf von JD durch seinen Chef Liu ist auch umso bemerkenswerter, da es sich um ein margenschwaches Geschäftumfeld handelt. Aber der CEO sieht garantiert Synergieeffekte mit seinem E-Commerce-Geschäft in China, welches dort eine starken Marktanteil besitzt. Wir dürfen also auf die nächste Runde und auf den nächsten wettbewerblichen Schachzug des charismatischen Firmenchefs gespannt sein.

Am vergangenen Wochenende fanden die Parlamentswahlen in Singapore statt und das im Vorfeld stattgefundene Getöse der Opposition, welches in den staatlichen Medien und den sozialen Netzwerken ordentlich Widerhall gefunden hat (und bei mir zu einigen "Entfolgen"), wurde nun zum Glück als heiße Luft identifiziert. Hat die bei der letzten Wahl vor fünf Jahren noch so starke neu gegründete Progress Singapore Party der Regierungspartei PAP viele Stimmen gekostet, so brach die Zustimmung zu dieser Partei diesmal regelrecht ein. Der populäre Gründer Tan Cheng Bock, der viele Jahre im Stadtteil Jurong für die PAP vor Ort im Town Council, einer bürgernahen Ansprechstelle für Parlamentarier, tätig war, konnte folgerichtig mit seiner überzogenen und verallgemeinernden Kritik an der PAP-Regierung nicht mehr punkten und die Partei verlor beide Parlamentssitze. Diese gingen nun an die traditionell langjährige Oppositionspartei Worker's Party. Diese konnte einige Stimmen hinzugewinnen und dazu die drei schon vor fünf Jahren gewonnenen Wahlbezirke im Osten der Insel wieder gewinnen. Besonders in den von mir so geliebten Stadtteil Hougang war die Oppositionspartei stark. Hier zeigt sich auch, dass traditionelle politische Präferenzen sich gerne fortpflanzen, denn die Opposition hat durch die gute Regierungsarbeit und der exzellenten gesellschaftlichen Strukturen in Singapore (günstiges modernes Wohneigentum für alle, grüne parkähnliche Wohnumgebungen für alle, Community Centre mit vielfältigem Freizeitangebot für alle, nahezu Vollbeschäftigung) kaum politische Angriffsflächen (siehe auch meinen Kommentar zur Wohlstandsplanung in der Löwenpost 2025/12 (Si apre in una nuova finestra)). Durch die Gutscheinpolitik für den einkommensschwachen Bevölkerungsanteil ist sogar der politische Sprengstoff der gestiegenen Lebenshaltungskosten entschärft worden. Was bleibt also für die Opposition noch übrig? Die Ausländerfeindlichkeit. Einbürgerung und Arbeitserlaubnis für Ausländer sind die Hauptthemen, mit denen alle Oppositionsparteien versuchen, die Menschen vor allem emotional für sich zu gewinnen. Denn rational gesehen sind die Hürden durch zusätzliche Abgaben der Unternehmen an den Staat bei der Beschäftigung von Ausländern schon ziemlich hoch. Es lohnt sich also für Unternehmen wirklich nur, wenn für eine Arbeitsstelle kein fachlich qualifizierter Einheimischer gefunden wird oder der gezahlte niedrige Lohn von dem Ausländer akzeptiert wird. Diese ausländerfeindliche Rhetorik disqualifiziert die Oppositionsparteien als kluge politische Kraft und zeigt, das sich immer noch die besten politischen Kräfte in Singapore in der PAP konzentrieren. Trotzdem scheint dieses Thema einige Menschen in Singapore zur Opposition zu treiben, aber zum Glück nur wenige, wie das Ergebnis von über 65% für die regierende People's Action Party zeigt. Die Führungsmannschaft der Regierungspartei unter dem Ministerpräsidenten Lawrence Wong kann sich nun wieder die nächsten Jahre auf die politische Arbeit in Singapore konzentrieren, ohne das Oppositionsgetöse mit viel Energie entgegnen zu müssen, wie es in den letzten Tagen und Wochen vor der Wahl der Fall gewesen ist.

Argomento LöwenPost