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Abgucken beim Sorbisch-Unterricht

  1. Mai 2023

Liebe Lesende,

Innovation kommt manchmal von dort, wo man sie nicht vermutet. Während Brandenburgs neuer Bildungsminister Steffen Freiberg die digitale Schule weiter voranbringen will, könnte sie im Süden Brandenburgs bald Realität werden: beim Sorbischunterricht. Das kündigte der für das Sorbisch-Angebot an Schulen zuständige Schulrat Frank Nedoma im jüngsten Bildungsausschuss des Landkreises an. Während der Pandemie habe man Distanzlernen in unterschiedlichen Qualitäten erlebt, nun sei das Bildungsministerium dabei, ein entsprechendes Konzept und eine Änderung des Schulgesetzes auf den Weg zu bringen, um teilweisen Online-Unterricht an verschiedenen Standorten zu ermöglichen. "Telefrequenzlernen" lautet der etwas altmodische Titel für das Projekt, was bedeutet, dass mehrere Stunden mit mehreren Lerngruppen digital abgehalten werden und der Lehrer beispielswese alle 6 Wochen in jeder Gruppe vor Ort ist.

Schon seit Jahren fehlen an Brandenburgs Schulen Sorbischlehrer. "Wenn das Personal nicht mehr ausreicht, muss man eben mehrere Schulen zusammenschalten", erläuterte Frank Nedoma. Die Gruppen der Sorbischlernenden sind meist kleiner als normale Klassen, daher biete es sich an, gemeinsamen Unterricht für mehrere Schulen zu machen. Schulversuche mit solchem Unterreicht gebe es bereits an einem Oberschulzentrum - dort allerdings Bereich Naturwissenschaften, wo der Handlungsdruck ebenso groß sei, so der Schulrat.

Und was lässt sich beim Sorbischangebot in puncto Lehrerwerbung noch so abgucken? 21 Schulstandorte mit sorbischem/wendischem Angebot gibt es im angestammten Siedlungsgebiet: neun in Cottbus, acht in Spree-Neiße sowie je zwei in Oberspreewald-Lausitz und Dahme-Spreewald. 1.800 Schülerinnen und Schüler nutzen dies - das sind 3,1 Prozent aller Schüler im Schulamtsbezirk. "Damit ist die Quote höher als der Anteil der bekennenden Sorben an der Gesamtbevölkerung", bemerkte Frank Nedoma.

In Dahme-Spreewald wird Sorbisch/Wendisch an der Grundschule in Lieberose (derzeit 21 Lernende) und in Straupitz (65 Lernende, darunter 46 im Witaj-Projekt). In Straupitz lehren drei Fachkräfte, in Lieberose eine. Zusätzlich sei man auf der Suche nach Menschen, die in Nebentätigkeit oder als Seiteneinsteiger Sorbisch unterrichten. Für die 21 Standorte im Siedlungsgebiet seien rund 70 Sorbischfachkräfte im Einsatz.

Auch wenn das Personal kurz- und mittelfristig gesichert ist, sei langfristig der Handlungsdruck groß, sagt Frank Nedoma. Deshalb habe das staatliche Schulamt hat eine Vorkurs aufgelegt, der künftige Lehrkräfte zum Studium führt. "Der erste Kurs ist abgeschlossen - Lehrkräfte aus Kitas, aus dem Internat des Niedersorbischen Gymnasium und Seiteneinsteiger wurden in vier Jahren studierfähig gemacht - auch ohne Abitur", berichtet der Schulrat. Zwei Absolventen hätten sich nun an der Universität Leipzig eingeschrieben.

Der neue Vorkurs sei mit zehn Lernenen gestartet. "Das ist gut, doch wir grasen die Leute auch dort ab, wo es weh tut: in den Kitas." Wer Sorbisch auf Lehramt studiert, kann mit dem Schulamt einen garantierten Einsatz in seiner Herkunftsregion eingehen. Der Landkreis Spree-Neiße hat darüber hinaus ein Stipendium für angehende Lehrkräfte ausgelobt: Wer nach dem Studium im Kreis arbeitet, bekommt 500 Euro monatlich. "Das ist ein guter Anreiz, den der Schulträger setzen kann", lobt Frank Nedoma.

Einziges Problem: Der Studienort Leipzig - bedient vor allem das Obersorbische. Das Land Brandenburg finanziert dort zwei Stellen mit. Aber wenn Studierende nach Leipzig gingen, würde dort viel Obersorbisch gesprochen, und viele würden das Studium abbrechen, so die Erfahrung. "Wir wollen Lehrer künftig in Potsdam ausbilden und die praktische Ausbildung in Cottbus durchführen", kündigt der Schulrat an.

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