VH47 “America first” - wird sich die USA aus Europa zurückziehen?
Stinson, Dayton Daily News, 24. Oktober 1923
“Putin kann mit der Ukraine machen, was er will”: so äußerte sich vor kurzem ein Mann, der nicht die schlechtesten Chancen hat, im November zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt zu werden. Wir wissen, wer gemeint ist und wie abfällig dieser Mann über die EU und liberal-demokratische Europäer spricht. Denn sein “America first” richtet sich vor allem gegen uns.
Die Ideologie des “America first” ist dabei schon viel älter. Einflussreich war sie vor allem nach dem Ersten Weltkrieg, als starke Kräfte im Kongress für einen Rückzug der USA aus Europa votierten und alle weitreichenden außenpolitischen Verpflichtungen (etwa einen Beitritt zum Völkerbund) ablehnten.
Damals wie heute fanden sich die Befürworter einer isolationistischen Politik des “America first” vor allem in der Republikanischen Partei: in der Karikatur Stinsons ist es Außenminister Hughes, der Europa am liebsten seinem Schicksal im Chaos der Nachkriegsjahre überlassen will.
Stinson hat damals besser verstanden als Hughes - und besser als heute der Mann mit den gelben Haaren -, dass Europa und Amerika in einer globalisierten Welt, wie sie seit spätestens 1900 bestand, voneinander abhängig sind.
Auch viele Amerikaner sind sich dieser Tatsache bewusst - die MAGA-Anhänger aber eher nicht. Ob die “Erwachsenen” im Weißen Haus einen möglichen Präsidenten Trump auch diesmal wieder von dem größten Unfug abhalten können?