Folge 7
Etwas Altes: Nervosität. Bewusste Nichtvorbereitung als Einstimmung auf den Katersalon
Mit zunehmender Frequenz erreichen mich neue Mails, Facebook-Nachrichten und Twitter-DMs. Der Inhalt ist immer gleich: Was soll ich denn nun genau machen beim Katersalon? Die Autor*innen, die ich eingeladen habe, werden nervös. Das kann ich gut verstehen. Ich bin auch nervös. Beantworten kann ich diese Frage aber trotzdem nicht, noch nicht, denn zum Wesen des Katersalons gehört, dass er sich erst kurz vor Beginn in etwas Konkretes verwandelt. Erst am Vortag der Veranstaltung denke ich mich tief in das Thema ein, lese Texte dazu, suche Bilder raus und baue eine Präsentation zusammen, zu der ich dann frei sprechen werde.
Vor dem Katersalon (zeitlich), vor dem Kater Blau (räumlich)
Das ist nicht so dilettantisch, wie es sich vielleicht anhören mag, denn ich wähle ausschließlich Themen, mit denen ich mich im klassischen Sinne »auskenne«. Dann aber überlasse ich mich bis kurz vor Schluss einem eher intuitiven, vage Erinnerungen aufrufenden Gedankenprozess. Gleiches gilt für die Musik, die von Nadine Hartmann herausgesucht wird. Bild und Sound dienen der Einstimmung, unserer und am Abend der des Publikums. Für sich genommen sagen sie noch nichts.
Mit der Bildwahl am Tag vor dem Salon strukturiere ich meinen Vortrag zwar vor, ohne ihn damit aber faktisch vorzubereiten, geschweige denn, dass das Ganze kontrollierbar würde. Jedes Mal wieder vergesse ich beim Reden geschätzte fünfzig Prozent von dem, was mich eigentlich auch noch am Thema interessiert hat, um nachweislich hundert Prozent mehr als geplant zu sagen. Damit mute ich dem Publikum und mir mitunter viel zu. Diana Weis, die jeweils am Ende des Abends eine Stand-up-Performance zum Thema macht, wiederholt dieses Spielchen dann noch einmal, nur anders, noch lustiger.
Im Katersalon (zeitlich), im Kater Holzig (räumlich) mit Sound-Salonière Nadine Hartmann und Standup-Salonière Diana Weis
In meinen Ausführungen mische ich Bilder und Perspektiven, die man früher als »hochkulturell« bzw. »trashig« bezeichnet hätte. Heute ergibt das keinen Sinn mehr. Zumindest für mich nicht. Es ist die Beobachtendenperspektive, die Inhalte definiert. Die sinnstiftende Frage ist: Was sehe ich darin und welchen Dreh gebe ich dem Ganzen? Ich finde zum Beispiel Cat Content diskursiv interessant.
Projektion beim »Cat Content«-Salon
Trash ist für mich kein Artefakt oder Produkt, sondern eine Haltung: wenn Leute Dinge produzieren, allein um zu verkaufen, indem sie andere manipulieren. Manipulieren kann man Leute auch ganz wunderbar mit Produkten der so genannten Hochkultur: »schöne Dinge« und »kluge Köpfe« als gesetzte Größe, das ist für mich Trash.
Im Katersalon steht nichts fest. Wir versuchen etwas. Probieren aus. Machen Angebote. Die Sinn ergeben und Unsinn nicht ausschließen. Aber wir verkaufen nichts. Unsere Gäste sollen eher nicht aus Büchern lesen, sondern über ihre Bücher und Projekte reden. Lesen können wir selbst. Autor*innen dabei zusehen und zuhören, wie sie nachdenken, sich erinnern und fühlen – das ist etwas ganz Besonderes.
Mit dem Katersalon (zeitlich) zu Besuch in der Wilden Renate (räumlich)
Wir setzen also etwas aufs Spiel. Wissen, Meinungen, Images. Die Nerven der Salonièren. Die Bereitwilligkeit der eingeladenen Gäste, sich das noch mal anzutun. Die Aufmerksamkeit der Besucher*innen. Um neue Eindrücke, Ideen und Erfahrungen zu gewinnen.
Ohne extreme Nervosität ist da nichts zu machen, deshalb ist sie sehr herzlich willkommen.
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Zuerst 2013 gebloggt auf: http://blog.buchmesse.de/2013/10/07/der-katersalon-herzlich-willkommen-nervositaet [nicht mehr online], ich habe nachträglich gegendert.
Etwas Neues: Digital aufgeschlossen, 2
2020, im ersten Lockdown, ist mit knapp hundert Jahren Uroma gestorben, die Urgroßmutter meiner Kinder und Großmutter meines Mannes.
Uroma malte zu Lebzeiten mit dem Grafikprogramm Paint Bilder. Sie baute dabei irgendeine mehr oder weniger berühmte Vorlage nach, und das Ergebnis sah dann sehr speziell aus, etwas kitschig und ziemlich rührend.
Uromas Werke bekamen wir zu Festtagen auf DinA4-Papier ausgedruckt als Grußkartenersatz. (Deshalb auch der Knick im Eulenbild oben.) Ich liebe diese Bilder sehr, aber fast noch mehr, wie Uroma damit performativ den Begriff »digital native« in die Tonne haute.
Bitte auf der Zunge zergehen lassen: Eine alte (!) Frau (!) ohne nennenswerte Schulbildung (!) kaufte sich aus eigenem Antrieb (!) Computer (!) und Smartphones (!), konnte eigenständig Programme bedienen, hatte Freude daran (!) und bereitete Freude damit (!).
Damit hat sie in Sachen Digitalkompetenz fast meine ganze Branche hinter sich gelassen. Miau.
Etwas Geborgtes: Ein Zitat von Emmy-Henning
Emmy Hennnings-Ball: Das Brandmal (Si apre in una nuova finestra), S. 175
Etwas Uncooles: 315 Minuten. Eine instantane Fiktion
Die Prüflinge waren, um die an diesem Tag gültigen Coronabestimmungen einzuhalten, auf zwei große Räume verteilt worden. Mitglieder der Risikogruppen würden in der Caféteria im Erdgeschoss schreiben, alle anderen in der Aula. Die Long-Covid-Betroffenen waren, weil sie die Treppen nach oben nicht hätten bewältigen können, ebenfalls der ersten Gruppe zugeteilt. Geimpft war in dieser Altersgruppe offiziell noch niemand, inoffiziell hatten die Zwillinge Cecilia und Carl Christ von ihrer Mutter, Internistin mit eigener Praxis, vor sieben Wochen die erste und vor einer Woche die zweite Dosis Biontech in den Arm gespritzt bekommen, wovon jeweils ein schwarzes Hämatom mit einem Durchmesser von etwa einem halben Zentimeter am rechten Oberarm zeugte. »Geh lieber nicht ärmellos, Cecilia«, hatte Frau Dr. Christ am Morgen zu ihrer Tochter gesagt, »man muss nicht unnötig negative Gefühle auf sich ziehen, gerade jetzt im Abitur nicht«. Frau Dr. Christ hatte, als ihr Apotheker endlich liefern konnte, keine Sekunde lang gezögert, aus zwei Kontingenten Impfstoff je eine Spritze mehr für ihre Kinder aufzuziehen. Was sollte sie machen, schließlich war sie Wissenschaftlerin und konnte Zahlen interpretieren. Wenn die Politik ihre Familie nicht schützte, dann tat sie es eben. Glücklicherweise für einige andere Menschen endete ihre Zivilcourage nicht bei der eigenen Familie und sie impfte nach Kindern, Mann, Mutter und Nachbarin, indem sie rechtliche Graubereiche nutzte, viel mehr Personen, als auf ihrer offiziellen Liste standen. Sich so hands on unbürokratisch und »undeutsch« verhalten zu können, hatten ihr vermutlich längere Aufenthalte in weniger statischen Ländern plausibel gemacht.
Von den Lehrer*innen an der Schule waren erst zwei mit schweren chronischen Krankheiten geimpft. Beide waren aber im Moment krankgeschrieben, weil sie wegen der durchgehend belastenden Arbeitssituation im letzten Jahr irgendwann psychisch schlappgemacht hatten. Bedauerlicherweise für Teile der Schüler*innen waren sie die einzigen Lehrkräfte gewesen, die sich bedingungslos auf ihre Seite gestellt und alles getan hatten, um ihnen Zuversicht zu vermitteln, u. a. auch, indem sie allgemein die Noten raufsetzten, statt stur die fast wöchentlich wechselnden und ziemlich willkürlich klingenden Anordnungen des Kultusministeriums umzusetzen. Aktuell stellte sich die Lage so dar, dass zwei Schüler erwartungsgemäß die Zulassung zum Abi nicht bekommen hatten, fünf aber nicht erwartungsgemäß, wenn man ihre Leistungen vor der Coronazeit miteinbezog. Mehr als zwei Drittel der Schüler*innen rechneten mit einem Abiturdurchschnitt, der bis zu einer ganzen Note unter dem lag, den sie, hätte man sie Anfang 2020 gefragt, erwarten konnten. Weil es eben nicht so war, dass ausfallender Präsenzunterricht durch akzeptablen Online-Unterricht aufgefangen wurde – statt Streaming gab es per Mail (digital!) übermittelte Hausaufgaben – waren alle, die sich sonst mit mündlichen Leistungen stabil halten hätten können, ins Bodenlose abgestürzt. Bei ihnen war die Erfahrung, komplett jeden Bezug zur Schule verloren zu haben, besonders stark ausgeprägt, aber bekannt war das unangenehme Gefühl, ohne Netz zu fallen, allen anwesenden Jugendlichen, selbst denen, die es dank glücklicher Kombinationen aus persönlicher Selbstdisziplin und Lehrer:innen als Eltern geschafft hatten, sich notenmäßig nur leicht zu verschlechtern.
Routiniert und mit unbewegten Mienen führten die 23 Schüler*innen in der Caféteria an ihren mit zwei Metern Abstand zueinander aufgestellten Tischen die erste Prüfung des Tages durch, die darüber entscheiden würde, ob sie zumindest heute medizinisch zum Abitur zugelassen würden. Nach 15 Minuten gab es vier positive Ergebnisse, die genervten Betroffenen wurden von zwei bereits wartenden Security-Mitarbeitern an der Tür in Empfang genommen und weggeführt. Wer die wie BVG-Kontrolleure wirkenden Wachleute geschickt hatte, wusste niemand, auch die Schulleitung nicht.
Vierzehn Schüler*innen des Jahrgangs waren heute gar nicht erst erschienen; ob ihre Eltern ihnen den Schulbesuch wegen Sicherheitsbedenken untersagt hatten – die Inzidenz in der Abitur-Altersgruppe lag aktuell bei 500 – oder ob sie schon gestern positiv getestet worden waren, war nicht bekannt. Theoretisch war ab Inzidenz 500 auch eine digitale Teilnahme an den Abiturklausuren möglich, praktisch wusste niemand, wie das gehen sollte, schon gar nicht, wenn man wie die vier Schüler*innen live vor Ort von der Präsenzteilname ausgeschlossen worden war.
Frau Althoff, die die Aufsicht in der Cafétaria hätte übernehmen sollen, war nach einem positiven Schnelltest – die Lehrer*innen hatten sich schon eine Stunde früher getestet – kurzfristig durch Frau Schön, die Schulsekretärin, ersetzt worden, was mehrere Minuten lang beider flackernde Augen, die zeittypische Art des Blickens, noch ein bisschen mehr flackern ließ. Auch die Augen von Frau Söding, der Schulleiterin, flackerten heute unkontrollierbar, sie hatte nicht geschlafen, weil sie am Wochenende mit dem Auto ihre Tochter Emilia über die grüne Grenze aus Frankreich zurückholen gefahren und erst im Morgengrauen zurückgekommen war. Was sollte sie machen, schließlich war sie Wissenschaftlerin und konnte Zahlen interpretieren. Wenn die Politik ihre Familie nicht schützte, dann tat sie es eben.
Es gab Gerüchte, dass ein Schüler in der Nacht verstorben sei. Bei ihrer kurzen Willkommensansprache in der Caféteria appellierte Frau Söding, sich der aufklärerischen Prinzipien der Schuler zu besinnen und trotz der unleugbaren Widrigkeiten vernünftig zu bleiben. Auf das Gerücht ging sie nicht ein. 23 Köpfe bewegten sich unmerklich, sondierten, wer aus der Gruppe fehlte. Jede*r vermisste auf Anhieb mindestens eine nahe Person. In 23 jugendlichen Brustkörben vermischte sich diese zusätzliche Sorge um Freund*innen mit Prüfungsangst und Resignation zu einem schnell aushärtenden Beton. Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen, Schulleiterin, Politiker*innen – alle wussten, es waren die schlechtesten Abiturbedingungen seit dem 2. Weltkrieg, hier wurde Not-Abi gemacht, nur dass den Schüler*innen im Jahr 2021 niemand etwas schenkte, damit sie endlich an die Front konnten. In diesem Krieg waren sie stillschweigend als Kollateralschaden verbucht worden.
Frau Söding wünschte viel Erfolg und ging rasch nach oben in die Aula, um dort eine weitere Willkommensansprache zu halten und dann selbst Aufsicht zu führen. Der dafür eigentlich vorgesehene Lehrer, Herr Kraft, war nicht erschienen. Ob er versucht hatte, sich zu entschuldigen, war derzeit nicht bekannt, weil Frau Schön nicht Sekreträrin und Klausur-Aufsicht zugleich sein konnte.
Die Schüler*innen wurden angewiesen, sich die Prüfungsaufgaben anzusehen, sie hatten vier zur Wahl:
1. Interpretation des Gedichts »Life is a game« von Rolf Porschhard, 2019; Thema: Das ironische Menschenbild
2. Erörterung eines Auszugs aus Urs Drüngeins Drama Als Bushido noch guten Rap machte
3. Analyse des Artikels »Das Digitale, das Gendern, die Identitätspolitik und die Jugend werden überschätzt« von Constantin Sertiv, gleichzeitig veröffentlicht in: FAZ und NZZ, 04.09.1920 (sic!)
4. Materialgestütztes Verfassen eines argumentierenden Texte zum Thema: Die lebenswichtige Bedeutung von Bildung für Jugendliche
Während der dreißigminütigen Textlese- und -auswahlphase meinte Frau Schön, mehrfach höhnisches Gelächter zu vernehmen, aber sie konnte sich auch täuschen, die schlimmen Kopfschmerzen schlugen ihr wirklich aufs Hirn – wie ihr jetzt auffiel, war es ein witziger Zufall, dass sie als Long-Covid-Betroffene die Aufsicht über die Long-Covid-Betroffenen führte, na ja, nicht wirklich witzig und auch nicht zufällig, denn in der Aula (116 Treppenstufen) hätte sie die Aufsicht gar nicht machen können, weil ihre Lunge immer noch komplett Schrott war.
Wenigstens kannte sie sich schon mit den Anforderungen aus, es war nicht das erste Mal, dass sie in dieser Funktion für eine Lehrkraft einspringen musste. 2018 hatte Herr Dr. Voss in Minute acht der Prüfungszeit einen Nervenzusammenbruch erlitten, weil der Umstand, dass jetzt Texte aus dem Internet als Abiturwissen gelten durften, sein gesamtes System kollabieren ließ.
Von außen betrachtet, fand Frau Schön, sahen die Schüler*innen aus wie die Schüler*innen vor ihnen. Innerlich aber mussten sie Zombies sein, weil alle in der Coronazeit zu Zombies geworden waren. Vegetieren statt leben, um klarzukommen, um zu überleben.
Es war normal, dass fast immer vereinzelte Schüler*innen während der Klausur weinen mussten und manche auch vorzeitig die Arbeit abbrachen. Anders war nur, dass Kim beim Schreiben der Erörterung von der Erinnerung an seine wegen Corona allein verstorbene Oma überwältig worden war, also nicht aus Versagensangst weinte und dass Meli nach der Lektüre des Porschhard-Gedichts spontan beschlossen hatte, ihr Leben der Anarchie zu widmen, wozu man kein Abi brauchte.
Frau Schön versuchte, aus zwei Metern Abstand Kim über ihre und dessen FFP2-Maske hinweg aufmunternd zuzublinzeln. Der sich der Tür zuwendenden Meli wollte sie gern eine ähnlich affirmative Geste zuteil werden lassen, aber ihr unsichtbares Lächeln mündete im Nichts, weil es keinen Blickkontakt gab. Seit Einführung der Maskenpflicht funktionierte Lächeln ohne Blickkontak nicht mehr. Die unfaire Folge war, dass ausgerechnet Maskenverweigerer*innen sich noch schön klassisch mit Freudengewinn anlächeln konnten. Frau Schön seufzte laut und vernehmlich, zum 13.257. Mal seit Pandemiebeginn. Nicht nur das Selbstgespräch, auch das Seufzen waren gesellschaftlich ungleich weiter verbreitet als früher.
Nach 300 Minuten folgte Frau Schön dem nächsten Schritt des Protokolls. »Sehr verehrte Damen und Herren, bitte kommen Sie zum Ende und kontrollieren Sie ihre Arbeit abschließend, es sind jetzt noch genau fünfzehn Minuten Zeit, es gibt keine Möglichkeit, danach ...«
Ein Soldat mit vorgehaltenem Maschinengewehr betrat soldatisch – was blieb ihm übrig – den Raum und schnitt ihr das Wort ab: »Sofort alle raus hier, das Gebäude ist beschlagnahmt, es wird gebraucht, um die Infizierten zu isolieren. Sie selbst begeben sich bitte in vorläufige Quarantäne, draußen stehen Busse, um Sie ins Olympiastadion zu bringen. Jacken anziehen, restliche Sachen hierlassen. Die Smartphones bitte in diese Kiste.« Er stellte eine schwarze Plastikbox vor sich auf dem Boden ab. »Bitte beeilen, wir haben genau 15 Minuten, bis die Busse losfahren.«
Als die Schüler*innen und Frau Schön mit jeweils zwei Metern Abstand aufeinander folgend den Gang betraten, kamen die anderen bereits stumm die Treppe herab. Oben verließ gerade als Letzte vor dem Soldaten Frau Söding die Aula. Im Gehen suchte ihr Blick Halt im Lesen. »FRONTEX« stand in weißen Buchstaben auf der Rückseite der dunkelblauen Uniformjacke, »Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der Zufall regieret.« in Stein gemeißelt über der Tür, hinter der sie ihr Smartphone in eine schwarze Kiste legte.
Rubrikloses
Versucht gar nicht erst, etwas Melancholischeres zu finden.
Das wusste ich ja noch gar nicht! Das ändert ja alles! Na ja, außer #EndClickbait. (Dies ist eine einmalige Ausnahme vom Clickbait-Nursehrvageumschreiben, weil man an diesem Beispiel von 2014 sehr schön sieht, dass komplett unseriöser Journalismus zum Erzeugen von Traffic, früher Verkaufszahlen, kein neues Phänomen, sondern ein langlebiges Geschäftsmodell ist.)
Buchbranche: »Man muss die Leser*innen abholen ...«
Bus: »Okay.«
Den Optimismus von Künstlicher Intelligenz möchte ich auch gern mal haben.
Laser bemängelt, dass ich nichts zum Todestag von Simone de Beauvoir geschrieben habe.
Guerlica
Die Präraffaelitische-Girls-Jury nominiert und zeichnet folgende Bücher aus, dies kann instantan erfolgen, weil die Präraffaelitische-Girls-Jury nichts zu sagen hat und trotzdem etwas sagt aka ihre eigenen Regeln macht:
Asal Dardan, Betrachtungen einer Barbarin (Si apre in una nuova finestra)
Sharon Dodua Otoo, Adas Raum (Si apre in una nuova finestra)
Mithu M. Sanyal, Identitti (Si apre in una nuova finestra)
Begründung der Jury: Diese Bücher lassen einen ohne Effekthascherei befreit nachdenken, lachen und weinen, weil sie bislang noch nicht erzählte Vorstellungen, Einsichten und Gefühle zugänglich machen. Ihre zeitlose literarische Qualität hindert sie nicht daran, aktuell Menschen besonders aus der und in die Seele zu sprechen. Dardan, Otoo und Sanyal erzählen anderes plausibel und Bekanntes anders. Ein Geschenk für die deutsche Sprache, dass sie das in ihr tun.
Nicht mitbewerteter Mehrwert: Die Bücher sehen im Frohmann-Lesesessel auch in Konstellation so ausgezeichnet aus, wie sie sich lesen. – Es gibt nicht nur in dieser Hinsicht eine schöne, weil sich von selbst ergebende Ordnung des sich der Einordnung Entziehenden.
Zurück zur Einordnung, zu den Einordnenden. Wir sehen uns nächste Woche wieder. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.
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