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Gruppenentscheidungen

Anfang Dezember kam wie so oft um diese Jahreszeit der erste Schnee. Diese Magie, wenn der Schneeregen zum ersten mal in dicke weiße Flocken übergeht und alles ganz ruhig wird. Es kam viel Schnee, mit Wind, ohne viel Unterlage in den Bergen und die Skiverrückten sind heiß nach dem langen Sommer. Der Lawinenlagebericht gab einen 4er aus. In Worten ist das große Lawinengefahr. Es hieß also sich zusammenreißen und sich dem Gruppendruck entziehen.

Gruppendynamiken sind in der Lawinenkunde mittlerweile ein anerkanntes Feld der Forschung, so groß ist ihr Einfluss.

Oftmals geht es hier um Gruppendruck. Darum sich von der Entscheidung des lautesten und risikobereitesten nicht mitziehen zu lassen. Aber es geht auch um die Frage, wie man die gesammelte Erfahrung in der Gruppe nutzt,, um hierdurch zu besseren Entscheidungen zu kommen.

Wisdom of Crowds: Senkt eine Gruppe das Lawinenrisiko?

Gefahren einzuschätzen, ist für Einzelne schwierig. Doch ist es in einer Gruppe einfacher? Wie fällen wir gute Gruppenentscheidungen am Berg?  Das fragt ein aktueller Artikel in der Berg und Steigen.

Und kommt zu dem Schluss:

Unter den richtigen Bedingungen sind Gruppen fähig, deutlich bessere Entscheidungen zu treffen als die Individuen alleine.

Über Critical Choice Theorie nähert sich Autor Benjamin Zweifel der Frage welche Bedingungen erfüllt seien müssen damit eine Gruppenentscheidung tatsächlich besser seien kann als eine individuelle.

Er führt hierbei aus, dass davon ausgehend, dass jeder einzelne in der Gruppe über die notwendige Ausbildung und Erfahrung verfügt und bereits individuell eine gute Entscheidung treffen kann, die Treffgenauigkeit steigt wenn zum Beispiel eine 5er Gruppe gemeinsam entscheidet, da eventuelle Ausreißer in der Entscheidung abgefedert werden. Damit das funktioniert sind allerdings einige Voraussetzungen zu erfüllen.

Ist die Entscheidung klar abgegrenzt? Also wir entscheiden ob dieser konkrete Hang sicher genug ist um befahren zu werden.

Die Entscheidenden müssen einzeln über die notwendige Entscheidungskompetenz verfügen. Lägen alle Beteiligten individuell bei einer Trefferquote unter 50%, wäre ihre gemeinsame Trefferquote noch schlechter. Statt positiver Verstärkung hätten wir also negative. Der 3. und wichtigste Faktor ist das alle Beteiligten ihre Einschätzung unabhängig und unbeeinflusst voneinander äußern können. Hierin liegt in der Realität die größte Crux. Es muss einerseits ein offener Austausch der Fakten und ihrer Interpretation sichergestellt werden und andererseits die finale Entscheidung idealerweise „blind“ und zeitgleich, also voneinander unbeeinflusst getroffen werden. Werden Entscheidungen der Reihe nach getroffen ist nicht auszuschließen, dass der Herdeninstinkt einsetzt und diejenigen die sich später äußern, sich instinktiv jenen anschließen die sich bereits geäußert haben.

Klaffen Entscheidungen dann auseinander sollte analysiert werden warum. Wurden Fakten unterschiedlich bewertet, besteht eine unterschiedliche Risikotoleranz?

All die beschriebenen Faktoren lassen sich wunderschön auf Businessentscheidungen übertragen.

Wer sind die Entscheidenden? Was qualifiziert sie Teil der Entscheidungsgruppe zu sein?

Wurden alle Fakten gehört und die unterschiedlichen Interpretationen von allen verstanden?

Sind wir uns klar was genau wir entscheiden, was die Konsequenz ist?

Und welche Methoden können wir anwenden, um Herdeneffekte zu vermeiden?

Happy decision making!