Ashra Baladi
Von Innen nach AuĂźen
Im ägyptischen Tanz zeigst du nicht, was du kannst, du zeigst nicht dein Kostüm, nicht dein Make-up, nicht dein Können. Du zeigst dich selbst. Du zeigst deine Stimmung, deine Gefühle, dein Innerstes. Ägyptischer Tanz (Si apre in una nuova finestra) ist dafür da, deinen persönlichen Ausdruck zu finden. Oder noch mehr – dich als Kanal für die Musik zur Verfügung zu stellen und die Musik sichtbar zu machen.
Du weißt, dass eine Tänzerin das kann, wenn du sie siehst: Wenn du fasziniert bist und nicht genau weißt warum. Wenn du aufhörst, auf das zu schauen, was sie macht. Wenn du ein Teil des Tanzes wirst und doch nicht persönlich gemeint bist.
Du widmest viele Stunden dem Üben, dem Einstudieren von Choreografien und dem Erlernen verschiedener Tanztechniken. Doch unabhängig davon, wie viel Wissen und Fähigkeiten du ansammelst, es kommt der Moment, in dem du dich von äußeren Einflüssen lösen und dich deinem Inneren zuwenden musst. Es geht darum, das zu entdecken, was tief in dir steckt, und es in deinem Tanz zum Ausdruck zu bringen.
Es stimmt, dies ist keine leichte Aufgabe. Doch hier kommt die traditionelle Baladi-Form ins Spiel. Sie bietet dir eine verlässliche Struktur, die als solides Fundament für deinen persönlichen Tanzstil dient.
Wenn du also den Wunsch hast, im Tanz zu dir selbst zu finden, deinen einzigartigen Stil zu entwickeln und nicht sicher bist, wo du anfangen sollst, dann lass dich von Baladi leiten.
Diese Tanzform fĂĽhrt uns zu folgenden Fragen:
Wie lerne ich im Tanz aus mir heraus zu gehen?
Woher kommt meine (Selbst-)Sicherheit dafĂĽr?
Was macht eigentlich meinen Tanz faszinierend?
Wie kann ich mich mit Freude ausdrĂĽcken und doch Musik und (Tanz-)Tradition respektieren?
Das ist eine sehr persönliche Beschäftigung mit dir selbst, die dir hilft, deine Ressourcen zu entdecken, neue Wege für deinen Ausdruck zu finden und das Glück zu erleben, dich ohne Angst zu zeigen.
Raqs Baladi,
der Tanz meines Landes (meines Volkes) entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den ägyptischen Städten (hauptsächlich in Cairo) als Verschmelzung von traditionellem Sha’abi mit Einflüssen aus dem Westen – wie z.B. Blues und Jazz.
Neue Instrumente wie Akkordeon oder Saxophon wurden übernommen und veränderten so die traditionelle Musik. Diese Form im Ägyptischen Tanz ist im Wechselspiel zwischen Musikern und Tänzerinnen entstanden.
https://open.spotify.com/intl-de/track/5qcKwuXmj36Uu20ZwPRcMo?si=e6bf071fd28345a3 (Si apre in una nuova finestra)Im Tanz mit Live-Musik steht deshalb auch der kommunikative Aspekt sehr stark im Vordergrund. Im Idealfall improvisieren Musiker und Tänzerinnen miteinander, indem die Führung gewechselt wird. Genau wie die Musiker Rhythmus und Melodie vorgeben, kann dies die Tänzerin durch ihre Bewegung.
Möglich ist das, weil die Improvisation im traditionellen Ashra Baladi einer Grundstruktur folgt. Dabei spannt sich ein emotionaler Bogen von wehmütigen, getragenen über klare, kraftvolle bis zu feurigen Elementen. Der eher melancholische Beginn verbreitet tatsächlich Blues-Stimmung.
Nach mündlicher Überlieferung von „El Sheikh Taha“, einem ägyptischen Sufi-Musiker und Akkordeonisten bestand die traditionelle Form des „Ashra Baladi“ (Ashra = zehn) aus zehn Teilen, was sich im Laufe der Zeit veränderte.
Die modernere Form wird von ihm so beschrieben:
EinfĂĽhrung
Hier wählt die Tänzerin ein lebhaftes und faszinierendes Lied oder Musikstück, um ihren Auftritt zu beginnen. Auch „Tahmelah“ oder „Song Baladi“ genannt.
Taqasim hor
„Freier Taqasim“. Das führende Instrument, in der Regel ein Akkordeon, manchmal auch eine Kawalah (eine tiefklingende Flöte) oder das Saxophon, beginnt mit einer Solo- Improvisation. Als eine traurige Ausdrucksform erweckt dieser Taqasim beim Publikum tiefergehende Gefühle und Emotionen.
Awady
Nach dem Solo-Taqasim beginnt die Tablah mit einem gleichmäßigen Rhythmus, der manchmal durch ein plötzliches Abbrechen (sakkat) betont wird. Das weibliche Thema wird von der Musik beschrieben, wenn Akkordeon und Tablah mit den Bewegungen, die die Tänzerin vorgibt, interagieren. Das dauert so lange, wie die Tänzerin braucht, um ihren Ausdruck zu vollenden.
Tet
Ein Stimmungswechsel erfolgt mit dem Ausbruch des Tet, der einen feurigeren Abschnitt einleitet und bei dem die Tänzerin ihr ganzes Können zeigen kann. Hierzu wird ein schneller, sich wiederholender Rhythmus benutzt, der sich langsam hochschraubt. Der Tet kann manchmal langsam mit einem Tet bati beginnen, der das Drama aufbaut, und zu einem schnellen Tet sari überwechseln.
Engrarah
“Engrar“ bedeutet ziehen oder ausdehnen und ist einfach eine zusätzliche Erweiterung des Tet, bei dem die Tablah der Musik mehr Farbe und Tempo verleiht.
Aflah
Für den Schluss signalisiert die Tänzerin entweder einen schnelleren Rhythmus, bei dem ihre Bewegungen immer mehr beschleunigen, oder sie lässt die Musik bis zu einem abschließenden Stopp langsamer werden.
Solo Tablah
In letzter Zeit ist es populär geworden, eine Solo-Improvisation auf der Tablah ins Programm der Tänzerinnen aufzunehmen.
Baladi als weiblicher Solotanz ist immer ein Improvisationstanz. Die Tänzerin folgt der im traditionellen Baladi sehr komplexen Struktur der Musik mit Körper und Gefühl – sie wird zum zusätzlichen Instrument, zur Verbindung zwischen Musik und Publikum, sie macht das Unsichtbare sichtbar, was für mich abseits von Glamour und Glimmer auch den „Zauber“ dieses Tanzes ausmacht.
Baladi als weiblicher Solotanz ist immer ein Improvisationstanz. Die Tänzerin folgt der im traditionellen Baladi sehr komplexen Struktur der Musik mit Körper und Gefühl – sie wird zum zusätzlichen Instrument, zur Verbindung zwischen Musik und Publikum, sie macht das Unsichtbare sichtbar, was für mich abseits von Glamour und Glimmer auch den „Zauber“ dieses Tanzes ausmacht.
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