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Liebe Leserschaft,

für die Fähigkeit sich abzukapseln bzw. sich in etwas hineinzusteigern, können wir uns alle mehr oder weniger begeistern, denke ich. Und ich liege bestimmt auch nicht sonderlich falsch, wenn ich behaupte, dass die meisten von euch in den vergangenen Tagen von beiden Varianten Gebrauch gemacht haben. Mein durchaus ausgeprägtes Talent für Unbescheidenheit in Gefühlsdingen hat jedenfalls dazu geführt, dass ich von der Absicht das Land zu verlassen bis hin zur Frage, wann endlich die Rückwand meines Zuhauses fertiggestrichen ist, sämtliche Zwischentöne zwischen Panik und westlicher Luxus-Notfälle erlebt habe. Die Tatsache, dass jeder dieser Momente voll und ganz meine waren, ich also jederzeit vollkommen leidenschaftlich sicher war, dass das jetzt wichtig ist, lässt in mir die Erkenntnis zurück, dass es euch mit Sicherheit oft ganz anders geht als mir. Zumindest ist das genauso wahrscheinlich wie das Gegenteil. Wenn selbst ich mich in meinen emotionalen Daseinsformen so unterscheide wie eine alte Scheibe Brot aus der SB-Abteilung von einem frischen Laib Sauerteigbrot, dann will ich gar nicht versuchen auszudrücken, wie maßlos wir uns wohl gegenseitig voneinander unterscheiden müssen, wenn es um Gefühle geht. Dass also die Entscheidung einen Urlaub zu buchen und ein Outfit für das nächste Festival im Sommer zu nähen genauso valide ist wie hyperventilierend Konservendosen im Keller aufzuschichten und Ausweispapiere zu sortieren. Sogar, wenn man ein und die selbe Person ist.

Wie gewohnt wissen es auf Social Media immer einige Menschen besser und rügen andere dann für ihren Umgang mit Dem-verdammten-Leben. Das einzig schmerzhafte daran ist eigentlich nur, dass sich diese Leute im gleichen Moment für außerordentlich emphatisch halten, während sie es nicht schaffen, anderen ihre Emotionen zuzugestehen. Wer sich also einigermaßen wo hineinversetzen kann, der versetze sich ganz kurz in jene Krümelspalter und stelle fest: Autsch, da denkt jemand wirklich nur an sich. Naja. Something like a phenomenon.

Was ich eigentlich sagen will: Gerade gehts mir gut. Zufall. Vielleicht kann ich ja mit diesem digitalen Brief etwas von meiner brauchbaren Laune abgeben.

Und jetzt: Fühl dich umarmt.

Deine Tante

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