Was Details im Storytelling nicht leisten können
Hast du einen Spaziergang im Nebel gemacht und dabei den Geruch von Holzöfen vernommen, während trockene Blätter unter deinen Füßen raschelten? Wenn dein Wochenende so war, wie ich mir Werbung für Funktionsjacken vorstelle, feiere ich das für dich. Aber eigentlich möchte ich dir heute erzählen, warum ich nichts von solchen Schilderungen halte.
Was stimmt?
Diese Aussagen über Details sind mir schon oft untergekommen. Obwohl sie sich widersprechen:
🇦 Detailreiche Schilderungen sind nichts anderes als Durststrecken, die Inhalte unnötig aus zerren.
🇧 Sind Details nicht für die Story relevant, kannst du sie der Fantasie deines Zielpublikums überlassen. Das füllt Lücken automatisch aus.
🇨 Details beleben die Fantasie: Beim Lesen oder Hören entsteht ein Film im Kopf.
🇩 Um packende Szenen zu texten: Gehe ins Detail, fange auch Nebensächliches ein, biete etwas für die Sinne: Geräusche, Gerüche, Geschmäcker.
⬇️ Die Auflösung findest du weiter unten ⬇️
Was Details wirklich (nicht) leisten können
🔬 Sensorische Details aktivieren die Bereiche im Gehirn, die auch beim Wahrnehmen dieser Details aktiv sind.
Der Duft von frisch gebackenen Zimtschnecken sollte nicht nur auf dem Bildschirm sichtbar, sondern auch low-key in der Nase spürbar sein.
🔬 Gut erzählen, heißt sparsam erzählen. Stopfe Lücken nicht unnötig mit Details voll. Lass Räume für die Fantasie frei.
🔬 “Graue Tauben” - Details, die nichts Besonderes zeigen, kannst du streichen. Alles, was bekannt ist, bucht das Gehirn als langweilig ab.
The worst crime you can commit with an audience is telling them something they already know.
- Aaron Sorkin, Drehbuchautor
🔬 Im Fantasy-Genre sehen wir, wie einzelne Details dazu einladen, ganze Welten zu imaginieren.
➡️ Harry Potter muss zum realen King’s Cross Bahnhof in London, dort aber ein ominöses Gleis 9 ¾ finden. Dieses Detail ist die Schwelle von der realen- in eine magische Fantasie-Welt.
Zur Auflösung
🇦 - richtig
🇧 - richtig
🇨 - falsch
🇩 - hauptsächlich falsch, bis auf den Teil mit den sensorischen Details. Warum, erläutere ich hier:
Warum Details nicht “szenisch” sind
Ich spaziere nicht in eine Post-Filiale hinein und sehe sofort, wie jemand beim Briefe adressieren mit dem Fuß wippt. Ich sehe nicht, wie die 3. Frau in der Schlange Fingernägel kaut und achte nicht auf das Wummern der Klimaanlage.
Wenn ich weder etwas genommen noch eine Nahtoderfahrung habe, arbeitet das Gehirn sparsam. Auf Details richten wir unsere Aufmerksamkeit nur aus gutem Grund: Wenn Gefahr droht oder uns etwas besonders interessiert.
➡️ Wir laufen nicht mit Super-Zoom durch die Welt und sollten auch nicht entsprechend texten. Wie du wirklich szenisch schreibst, kannst du hier nachlesen. (Si apre in una nuova finestra)
Das letzte Wort überlasse ich dem Macher von “Big Fish”:
Look for details that have an iceberg quality: only a little bit sticks above the surface, but it represents a huge mass of character information the reader can fill in.
– John August, Drehbuchautor
In diesem Sinne, einen guten Start in die Woche!
Teodora
P.S.: ↪️ Leite die Email an Freunde oder Kollegen weiter, die mit Content ihre (Kürbiskern- Dreisaat-) Brötchen verdienen (wollen).
Wer schreibt Story Gold?
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