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Die gefährlichste Droge von allen

In der Schreiberei gibt es den Ausdruck kill your darlings — das bedeutet, dass man manchmal Abschnitte aus einem Text herausstreichen muss, die einem sehr ans Herz gewachsen sind, weil das Manuskript ohne sie einfach besser funktioniert. 

Ich bin eine Vielschreiberin; ich schreibe erste Entwürfe, um herauszufinden, was ich sagen will, und wenn ich das dann weiß, streiche ich all den unnötigen Ballast wieder raus, der den Text beschwert. Das ist keine besonders effiziente Arbeitsweise, aber was soll man machen. Zum Glück habe ich ja euch und diesen Newsletter, wo ich meine Darlings veröffentlichen kann, so dass sie nicht ungelesen bleiben. Und ihr bekommt damit sozusagen den Directors Cut meines Buches. 

In diesem Abschnitt, den ich neulich gestrichen habe, geht es um den britischen Pharmakologen David Nutt, der in den letzen Jahrzehnten immer wieder Aufsehen erregt hat, indem er seine Erkenntnisse über Drogen in überaus headlinetaugliche Statements verpackt hat — er nannte die Drogengesetze »schwachsinnig (Si apre in una nuova finestra)«, sagte, dass Reiten (Si apre in una nuova finestra) gefährlicher ist als Ecstasy und dass seiner Einschätzung nach der Kokainkonsum (Si apre in una nuova finestra) von Bankern sehr viel mit der Finanzkrise von 2009 zu tun gehabt haben könnte. Das skandalöse an Nutts Aussagen ist vor allem, dass sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Grafik: Risiken des Reitsports verglichen mit den Risiken des Ecstasy Konsums

2009 hat David Nutt seine bahnbrechende Studie über das Schadenspotenzial der unterschiedlichen Drogen veröffentlicht, deren Ergebnisse vor allem die britische Politik ziemlich durcheinander gebracht haben. 

Viel Spaß!

🖤 Mia

Die gefährlichste Droge von allen

Der Neurologe, Pharmakologe und Psychiater David Nutt erforscht seit den Siebziger Jahren Drogen und ihren Einfluss auf Individuum und Gesellschaft. Ihn interessiert, wie sich zum Beispiel Cannabis zur Behandlung von Epilepsie oder psychoaktive Substanzen gegen Depressionen oder Schizophrenie einsetzen lassen. Besonders der Wirkstoff Psilocybin, der in Pilzen vorkommt, steht im Fokus seiner Untersuchungen. Experimente mit Magic Mushrooms hatten bereits Erfolge gezeigt, besonders bei Patienten mit Depressionen: alle berichteten über Linderung ihrer Symptome. 

Nutts Arbeit wird durch die strengen Regulierungen, denen illegale Substanzen unterliegen, erheblich erschwert: Tests mit dem Wirkstoff sind absurd teuer. Nutt ist frustriert darüber, dass er jederzeit ein stark abhängig machendes Schmerzmittel verschreiben kann, dagegen aber die Pilze, deren Abhängigkeitspotenzial deutlich geringer ist, verboten bleiben. 

Ende der 1990er Jahre geht David Nutt in die Politik. Er tritt an, um die in seinen Augen unsachliche und unwissenschaftliche Herangehensweise an die Drogenpolitik Großbritanniens zu reformieren. Nutt glaubt, das einzige, was zur korrekten Einschätzung des Gefahrenpotenzials einzelner Substanzen nötig wäre, seien nüchterne, wissenschaftliche Fakten. Sein Ziel: Die Ermittlung von Drogenschädlichkeit zu vereinheitlichen. Wenn man erst schwarz auf weiß beweisen könnte, dass die Legalität oder Illegalität bestimmter Drogen nicht auf Fakten basiert, glaubt er, wäre eine Aktualisierung des Betäubungsmittelgesetzes nur noch eine Formalität. 

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