She Drives Mobility Loveletter
Vor dem Sturm ist nach dem Sturm oder umgekehrt?!
Ihr Lieben!
Richtig lang wird diese Ausgabe auch nicht. Allmählich langweilt es mich selbst fast ein wenig, dass ich immer wieder mal von der heftigsten Woche bei #SheDrivesMobility schreibe - aber leider straft mich die Realität immer wieder Lügen. Ganz besonders möchte ich Jene von euch begrüßen, die aus Solidarität zu dem, was mir aktuell widerfahren ist und noch widerfährt, Buddy-Pakete hier bei steady abgeschlossen haben. Denkt daran: Bei jedem Abo sind freie Mitgliedschaften dabei, die ihr verschenken könnt - so dass noch mehr Menschen von meinen Ideen rund um die Verkehrswende erfahren können.
Was bisher geschah.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4808.html (Si apre in una nuova finestra)Ich habe schon direkt nach Aufnahme des NDR-Podcasts She likes tech ein Bauchgefühl gehabt, dass diesmal irgendwas geschehen wird, was (mal wieder) bereits überdehnte Grenzen meinerseits ausweiten wird. Meine Vermutung war, dass meine Trolle zu Svea und Eva, den Hosts des Podcasts, gelockt werden es kam dann aber doch anders und mit Verzögerung. Etwas eine Woche nach dem Launch der Folge mit mir wurde per Mail an über 30 #noAfD-Accounts sowohl meine Privatadresse als auch meine Telefonnummer an diese gesendet - mit der Aufforderung, das in der gesamten Fraktion bekannt zu machen und zu kommentieren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auf meiner Webseite ein "illegales" Impressum, ohne Adresse und Steuernummer - weil ich genau solchen Bedrohungen aus dem Weg gehen wollte. Mittlerweile steht da wieder was, weil ich schon darauf hingewiesen wurde, dass es "abmahnfähig" sei, wenn ich da was verschweige.
Ein sehr geölter Mechanismus.
Ich will euch hier nicht mit Details langweilen, aber eines ist mir jetzt auch aus eigener Erfahrung klar: Es gibt rechtliche Dark Rooms, in denen passieren kann was will, du bist nicht geschützt. Es gibt einen Staatsschutz, der sich in Täter-Opfer-Umkehr bestens auskennt und das 20 Minuten sehr gut durchspielen kann. Ich habe grad nicht die Kraft, merke ich, das nochmal komplett nachzuerzählen, es war auf jeden Fall eine katastrophale Woche für mich. Ich habe mich von Twitter und LinkedIn zurückgezogen, gleichzeitig aber nicht, ohne zu platzieren, was mir geschehen ist. Zwei Redaktionen haben sich bei mir gemeldet, ich bin sofort dabei, über solche widerlichen Dinge zu sprechen - einzig meine Eltern machen mir Sorgen, denn die bekommen jetzt schon zuviel mit von dem, was mich belastet in der öffentlichen Debatte.
Aber es kann in 2021 einfach nicht angehen, dass ich keine rechtlichen Möglichkeiten habe - außerhalb eines Strafantrags wegen Beleidigung - mich zu schützen. Ich muss erklären, woher die meine Daten haben, warum ich mich wundere, Bedrohung zu erfahren und dass mein Haus schon nicht abbrennen wird. Ihr seht, meine Wut steigt schon wieder. :)
ABER: Ich habe neben den Second Hand Hater:innen, die auf so einen Vorfall leider IMMER folgen mit Belehrungen, selbst schuld Nachrichten oder auch "ich bin mit dir auch nicht immer einer Meinung" so viel tolle Nachrichten, Angebote zur Hilfe und Aufklärung erhalten - danke, auch euch. Bedrückt haben mich Telefonate mit Frauen, die seit der Erfahrung solcher Shitstorms nicht mehr bei Social Media tätig sind. Wichtige Stimmen, die verstummen. Weil sie sich nicht gefährden wollen. Sie sind gefährdet, weil sie für Diversität, bessere Zukunft, klimagerechte Politik und gegen den alten Apparat Patriarchat kämpfen.
Ich habe diese drei Sharepics mal entworfen, denn diese Fragen treiben mich grad tatsächlich sehr um. Mache ich mich auf Dauer kaputt, wenn ich immer vor anderen und für andere stehe? Warum kann ich das nicht lassen? Wie weit kann ich in meiner eigenen Gefährdung und Gesundheit noch gehen?
Wie schätzt ihr das ein?
Wie bekommen wir eine solidarische Gesellschaft hin, in der Jede:r zumindest eine Nachricht an Opfer schreibt, ihnen den Rücken stärkt. Wie vermindern wie das laute Schweigen, wegsehen und ggf. sogar die Erleichterung, gut dass es mich nicht trifft?
Reallabor Hamburg.
https://katja-diehl.de/she-drives-mobility-59-reallabor-hamburg-200-projekte-fuer-zukunftsgerechte-mobilitaet/ (Si apre in una nuova finestra)Heute ging ein spannender Podcast für alle aus der Metropolregion Hamburg online. Im Interview: Dr. Mandy Dotzauer vom DLR und Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn. Aber auch für alle, die sonstwo in der Republik ihre Mobilität großräumig, visionär und kund:innennah verändern wollen: Reinhören und im Anschluss auf der Webseite mal umschauen, was so konkret in der Phase der Bürger:innenbeteiligung passiert. Für mich sehr wichtiger und guter Part des Projektes!
Anfang Juni erst kehre in nach Hamburg zurück - morgen Berlin und dann Dresden. Das wird den Kopf nochmal lüften. Mit dabei: Mein neues Brompton, für das ich in all der Hektik immer noch keinen ausgesucht habe. Aber vielleicht ist es auch einfach mein KliKlaKlawitter-Rad. Wenn ich grad so in mich reinhorche, bleibe ich wohl auch noch in meiner "Posting-Pause". Bin irgendwie kopfgelähmt und weiß nicht, ob der Kopf zu voll, zu wirr oder zu drüber ist.
Heute war Geburtstag vom Grundgesetz und ein Flieger wird in Belarus zur Landung gezwungen, um einen unliebigen Systemkritiker festzunehmen. Es ist grad ECHT zuviel. Vor allem auch der beginnende Wahlkampf mit einer Union ohne Wahlprogramm, mit Millionenbetrug, aber jetzt schon dem Willen zur schiefen Darstellung von Aussagen der Grünen zu innerdeutschen Flügen und mehreren zehntausend Euro nachgemeldet im März. Das wird funny.
Ich habe sehr viel gelesen hier im Emsland. Vielleicht auch für euch interessant. Ich hatte auch vor, euch aus Verkehrswende-Büchern etwas vorzulesen, aber das mache ich dann beim nächsten Newsletter.
Also. Bücher. 2016 geschrieben - aber für mich immer wieder einen Griff in das Regal wert. Gegen den Hass von Carolin Emcke. Warum habe ich so wenig Bedarf an Ausgrenzung? Warum haben andere soviel Sehnsucht nach Abgrenzung? Warum glauben so viele, dass es "das eine Volk" gibt - und dass es zu verteidigen sei?
Ich war kurz in Versuchung, bei einem Podcast aus dem Hause Springer mitzumachen, nicht, weil ich da meinen Kurs verlassen wollte, sondern weil ich kurz dachte a. da erreichst du mal das "konservative" Publikum und b. vielleicht kannst du ja deine Agenda mal platzieren, auch zum Thema Hass im Netz. Ich habe abgesagt. Und dann das Buch hier gelesen, um meine Akkus wieder aufzuladen, warum in der aktuellen Verfassung vor allem unter Julian Reichelt der Springer-Verlag kein Partner für mich sein kann.
"Die Journalisten Mats Schönauer und Moritz Tschermak beobachten und analysieren seit einem Jahrzehnt, wie BILD arbeitet. Als ehemaliger und aktueller Chefredakteur des mehrfach ausgezeichneten BILDblogs decken sie unermüdlich die Verfehlungen der Boulevardredaktion auf. Sie stellen fest: Unter dem neuen BILD-Chef Julian Reichelt ist das Blatt noch brutaler geworden, noch menschenverachtender, noch populistischer.
Anhand von hunderten Beispielen und Belegen – akribisch recherchiert und mit analytischem Scharfsinn aufgeschrieben – erklären sie, wie BILD systematisch Ängste vor Fremdem schürt, den Ruf unschuldiger Menschen zerstört, demokratische Institutionen torpediert und der AfD in den Bundestag verholfen hat." Schlimm waren für mich vor allem die Opfer, das aktive Eingreifen in Politik, die Selbstmorde, die auf Kosten dieser so genannten Journalist:innen im "Blutrausch" gehen - Zitat von mehreren Journalist:innen bei BILD.
Schönen Pfingstmontag euch!
Eure Katja