Der 27. Mai in der Geschichte
Ein Müntzer-Spieß, eine Riesenschlange und unendliche Weiten
669 v.Chr. – Ein babylonischer Schreiber sieht eine Sonnenfinsternis und denkt: »Das ist ja ein Ding. Das haue ich gleich mal in mein Keilschrift-Tagebuch.«
1525 – Thomas Müntzer ändert seinen Status von »Reformator, Anführer des Bauernaufstandes und lebendig« zu »enthauptet und aufgespießt«.
1668 – Bewohner der Stadt Henham in Essex sichten eine Riesenschlange, die angeblich Flügel hat, welche aber zu klein sind, sie zu tragen. Trotzdem nennen sie das Ding »Die fliegende Schlange« oder den »Drachen von Henham«. Am nächsten Tag wird das Ding noch einmal gesehen und dann nie wieder. Dafür hat das Örtchen jetzt was den Touristen zu erzählen, die ansonsten wahrscheinlich einen Bogen um das Dorf gemacht hätten.
1703 – Mit der Grundsteinlegung für die Peter-und-Paul-Festung in der Newa wird praktisch die Stadt St. Petersburg gegründet. Die Stadt selbst hat eine bewegte Geschichte und mehrere Namensänderungen in der Historie. 1914-1924 nannte man die Stadt Petrograd, weil man auf die Deutschen sauer war – Warum bloß? – und »Sankt« und »Burg« irgendwie deutsch klangen. Nach dem Tode Lenins – mittlerweile war man ja eine Sowjetrepublik – benannte man die Stadt in Leningrad um, damit Billy Joel einen Song darüber schreiben konnte. 1991 dachte man sich: »Ey, das mit dem Kommunismus war ja irgendwie ein Schuss in den Ofen. Vielleicht sollten wir die Stadt wieder in St. Petersburg umbenennen...« Und so heißt sie dann bis heute.
1840 – Der berühmt-berüchtigte Geiger Niccolò Paganini stirbt in Nizza nach einem ausschweifenden Leben. Er hatte unter anderem Syphilis, die er mit Quecksilber und Opium bekämpfte, was seiner Gesundheit so richtig gut tat. Bei seinem Tod gibt es ein kleines Durcheinander. Eigentlich wollte ein Priester schon vor seinem Tod die letzte Ölung verabreichen, aber Paganini lehnte das ab, weil er sich fest vorgenommen hatte, noch weiterzuleben. Dann starb er aber, bevor ein Priester für die letzten Riten eintraf. Und weil man wegen seines teuflisch guten Violinenspiels annahm, dass er eben irgendwas mit Luzifer zu tun hatte, weigerte sich die Kirche, ihn in seiner Heimatstadt Genua beisetzen zu lassen. Also appellierte man an den Papst, dass man ihn doch beerdigen müsste. Es dauerte vier Jahre, bis die Kirche sagte: »Meine Fresse, dann macht halt.« Aber irgendwie kam er dann immer noch nicht unter die Erde. 1876, also 36 Jahre nach seinem Tod, wurde er endlich in Parma beerdigt, bevor er 1893 wieder ausgebuddelt wurde, um zur Schau gestellt zu werden. 1896, 56 Jahre nach seinem Tod, fand er dann endlich seine letzte Ruhe in Parma.
1930 – Richard Gurley Drew erhält das US-Patent auf das von ihm erfundene Klebeband. Die zukünftigen Entführer der Weltgeschichte reiben sich die Hände.
1933 – Deutschland führt die sogenannte Tausend-Mark-Sperre ein. Deutsche Staatsbürger dürfen erst nach Zahlung von Tausend Reichsmark die Grenze nach Österreich übertreten. Damit soll die Wirtschaft von Österreich geschwächt werden, die hauptsächlich auf Tourismus fixiert ist, um dadurch den Bundeskanzler Dollfuß zu stürzen. Österreich reagiert darauf, in dem sie mehr Filme über die Landschaft drehen, die sie im englisch- und französischsprachigen Ausland zeigen. Woraufhin wiederum die Deutschen dachten: »Ach, eigentlich schöne Gegend, sollten wir vielleicht eingliedern...«
1937 - Nach knapp viereinhalb Jahren Bauzeit wird die Golden Gate Bridge in San Francisco für den Fußgängerverkehr freigegeben. Rund 200.000 Menschen nutzen die Stunden für einen Spaziergang, bevor am nächsten Tag die Brücke auch für den Autoverkehr freigegeben wird. Die Brücke hatte beim Bau »nur« elf Menschen das Leben gekostet, weil man sich dachte: »Hey, wie wäre es denn mit einem Netz als Arbeitssicherheit?« Im Endeffekt wurde die Brücke unter der veranschlagten Zeit und unter dem veranschlagten Budget fertig. Dummerweise stand keiner der Planer für einen gewissen Flughafenbau 75 Jahre später zur Verfügung.
Übrigens heißt die rotfarbene Golden Gate Bridge so, weil die Meerenge, die sie überspannt, als goldenes Tor bezeichnet wird. Den Namen hat sie wiederum aus der Zeit des Goldrausches von 1846-1854, weil dort die Leute nach Kalifornien kamen.
1942 – Auf den SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich wird ein Attentat ausgeübt. Der Mann, der unter anderem für die »Endlösung« verantwortlich war, hätte das Attentat vielleicht überlebt, wenn er nicht so überheblich gewesen wäre. Die Attentäter hatten nämlich eigentlich kein Glück: Eine Maschinenpistole hatte Ladehemmung. Aber statt abzuhauen, stieg Heydrich aus, um den Attentäter, den er für einen einzelnen Mann hielt, zu erschießen. Daraufhin warf dann der andere Attentäter eine Granate, die für Heydrich wenig bekömmlich war. Es ist das einzige Attentat auf die obere Führungsriege der Nazis, das erfolgreich war.
1956 - Die USA überlegen, wie man eine idyllisch gelegene Inselgruppe im Pazifik verschönern könnte. Deswegen zünden sie die Atomwaffe Redwing Zuni, die einen 30 Meter tiefen und 800 Meter breiten Krater hinterlässt. Aber immerhin wird nach dem Bikini-Atoll, wo die Atomwaffentests stattfinden, dann ein Kleidungsstück benannt.
1962 – Weil man sich vor dem nahenden Memorial Day denkt »Unsere Stadt soll schöner werden!«, zünden Leute der freiwilligen Feuerwehr von Centralia in Pennsylvania einen Haufen Müll an, der in einem ausgebeuteten Kohletagebau lagert. Dummerweise entzünden sich dabei auch die Reste der Kohle, die bis unter die Stadt reichen. Es kommt zu einem Kohlebrand, der bis heute anhält und die Stadt unbewohnbar macht, obwohl heute noch sieben Unverbesserliche aus irgendeinem Grund in der Stadt ausharren, in der der Grund plötzlich nachgeben kann und giftige Gase die Luft verpesten. Die anderen Einwohner wurden evakuiert. Es wird davon ausgegangen, dass das Feuer noch bis zu 200 Jahre unterirdisch brennen könnte. Aber die Stadt ist insofern schöner geworden, weil es da jetzt noch ruhiger ist.
Interessant ist dabei, dass die Geisterstadt oftmals als Vorlage in der populären Kultur herhalten musste, u.a. für die Stadt in der Computerspielreihe »Silent Hill«.
1972 – Raumschiff Enterprise wird erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt. Jetzt kann sich auch das deutsche Volk vor den schauspielerischen Qualitäten eines William Shatner gruseln.