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Der 29. Mai in der Geschichte

Ein Papst, den es schon mal gab, eine weiße Weihnacht und ein trinkfester Russe

363 – Römische Legionen unter Kaiser Julian singen »I like to move it, move it!« und meinen damit die Sassaniden-Stadt Ktesiphon. Die Sassaniden hätten ja Teile des Reiches abgegeben, aber Julian fand, dass eine Einnahme der Stadt besser auf dem Lebenslauf aussähe. Er gewinnt zwar die Schlacht, kann aber die Stadt nicht einnehmen. Und weil seine Truppen von der Versorgung abgeschnitten sind, müssen sie sich zurückziehen. Ein paar Tage später kommt es zu weiteren Kämpfen, bei denen Julian verletzt wird und stirbt. Hätte er mal nicht auf die Einnahme der Stadt bestanden.

1176 – Friedrich I. Barbarossa sagt: »Wenn ich mich recht erinnere, war Norditalien doch eigentlich Teil meines Reichs?«

Norditalien sagt: »Nääääää.«

»Ich denke aber doch.«

»Nääää.«

»Das werden wir ja sehen«, sagt Barbarossa und kriegt aber auf den Sack und überlegt es sich noch mal anders.

1453 – Mit dem Fall von Konstantinopel an die Osmanen endet das byzantinische bzw. Oströmische Reich nach 1783 Jahren. Wurde auch mal Zeit für frischen Wind ...

1660 – König Karl II. zieht an seinem 30. Geburtstag in London ein und ist nun nach elf Jahren auch offiziell englischer König. Vorher hatte Oliver Cromwell seinen Vater umgebracht, Karl II. in der Schlacht geschlagen und verkündet: »Nah, König brauchen wir nicht. Aber einen Lordprotektor, also mich, schon. Das ist so ähnlich wie ein König, aber cooler.«

1724 – Pietro Francesco Orsini wird zum Papst gewählt. Er nennt sich Benedikt XIII., obwohl es vorher schon mal einen Benedikt XIII. gegeben hat. Der war allerdings Gegenpapst in Avignon und soll nicht gezählt werden. Verwirrend ist es trotzdem. Außerdem hat seine Wahl 70 Tage gedauert, weil er aufgrund von Altersschwäche eigentlich gar nicht wollte und ansonsten anscheinend auch keiner scharf auf den Job war. Sein offizielles Portrait sieht deswegen auch so aus, als würde er sagen wollen: »Ach herrjeh, in was für einen Schlamassel bin ich da nur geraten?«

1913 – Das Ballett »Le sacre du printemps« von Igor Strawinsky wird in Paris uraufgeführt und – um es mal beschönigend zu sagen - es läuft nicht gut. Die Musik ist einigen Leuten zu ... modern und die merkwürdig hampelnden Mädchen auf der Bühne helfen auch nicht weiter. Erst wird noch gelacht, am Ende kommt es zum Tumult. Strawinsky ist getroffen davon, wie sein Stück aufgenommen wird. Dennoch wird er dadurch erst berühmt. Also ... Ende gut, alles gut.

1918 – Finnland erhält seine Nationalflagge, die Seen und Schnee symbolisieren soll. Da Schnee offenbar in Rechtecken fällt und Seen nur kreuzförmig aussehen.

1919 – Arthur Eddington gelingt es, während einer Sonnenfinsternis auf einer Expedition nach Afrika, einen Nachweis für die Richtigkeit von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie zu liefern. Mehr oder weniger. Er macht Fotos, die die Abweichung der Gestirne aufgrund der Masse der Sonne zeigen soll, allerdings ist der Himmel bewölkt und das Resultat so lala. Im Endeffekt sagt man aber: »Yup, hat der alte Albert recht.«

1935 – Erstflug einer Messerschmitt BF 109, dem Flugzeug mit den meisten Lufttötungen im Zweiten Weltkrieg. Definitiv eines der bekanntesten Flugzeuge der Geschichte.

1942 – Bing Crosby nimmt in den Decca-Studios »White Christmas« auf. Weil ihm so weihnachtlich war. Die Single erscheint dann im August, weil man da offensichtlich traditionell die Weihnachtssaison einläutet. Man schätzt, dass die Single 50 Millionen mal verkauft wurde, was sie somit zur meistverkauften Single aller Zeiten macht. Einen Oscar gewinnt der Song auch noch, weil er nämlich für einen Film komponiert war, den heute kaum noch einer kennt. Dafür war der Song so populär, dass man gleich noch einen weiteren Film mit Bing Crosby machte, der gleich »White Christmas« hieß. Das ist dann also der Film zum Song des Filmes. Oder so.

1953 – Edmund Hillary und Tenzing Norgay gelingt die Erstbesteigung des Mount Everest, was sie schlagartig berühmt macht. Damals war das noch etwas Besonderes. Heutzutage wird fast jeder Idiot zum Gipfel getragen, der es sich leisten kann.

1966 – Das Aztekenstadion in Mexico City, eines der größten Fußballstadien der Welt, wird eröffnet. Entgegen früheren Stadien aus der Aztekenzeit verliert hier keiner der Spieler mehr sein Leben.

Kleine Randnotiz: Michael Jackson gelang es, 1993 fünfmal hintereinander das Stadion mit je 100.000 Leuten zu füllen. Im Grunde haben zum damaligen Zeitpunkt also 6% der Bevölkerung von Mexico City jemandem dabei zugesehen, wie er sich in den Schritt fässt.

1990 – Boris Jelzin wird zum Parlamentspräsidenten von Russland gewählt. Ob er sich am Tag nach der Siegesfeier noch erinnern kann, weswegen er gefeiert hatte, ist nicht überliefert.

2001 – In Afghanistan müssen alle nicht-islamischen Menschen ein gelbes Zeichen tragen. Mir ist so, als wurde das vorher schon mal irgendwo so gemacht. Auch mit einer religiösen Gruppe. War schon damals eine Scheißidee.

2010 – Lena Meyer-Landrut gewinnt mit »Satellite« den Eurovision Song Contest. Im Gegensatz zu 1982, wo Nicole sich in mehreren Sprachen mit »Ein bißchen Frieden« zum Sieg anbiederte, singt Lena gleich ganz in Englisch. Und in Deutschland ist man daraufhin völlig verwirrt, weil man nun selbst den Wettbewerb austragen muss. Damit hat ja schließlich keiner gerechnet.