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Verträumt, verletzt, verbissen

Liebe Leser:innen,

nichts schreit so sehr nach Alltags-Notlage wie die Reisbox in einer Bahnhofspassage, finden Sie nicht? Genau so eine grinste mich heute Morgen aus der Hotelzimmerecke an. Sie ist das Ergebnis meiner Entscheidungsfatigue, die mich davon abhielt, gestern Abend nach besseren Optionen zu suchen. Ein Symbol dafür, wie wenig Energie am Ende des Tages übrig war.

Im Journalismus beschweren wir uns gerne und viel: über zu laute Großraumbüros, eine stockende Auftragslage, zu wenige Zeilen zu haben. Irgendeine Email verdusseln wir immer und das Finanzamt fragt schon wieder nach der Umsatzsteuervoranmeldung.

Doch worüber wir wenig sprechen, ist die emotionale Arbeit, die hinter vielen Recherchen steckt und die mich heute besonders heimsucht. Vor allem die Herausforderung, eine Person sympathisch zu finden und ihre Offenheit zu wertschätzen – und gleichzeitig die berechtigte Kritik an ihr mit der gleichen Selbstverständlichkeit in den Raum zu stellen. Es ist unsere Pflicht, auch beim wärmsten Antagonisten die Fakten und Vorwürfe nicht aus dem Blick zu verlieren. In der Theorie klingt das gut und richtig. In der Praxis ist es ein ewiger Balanceakt.

Umso dankbarer bin ich gerade für gute Texte von Kolleg:innen, die mir Ablenkung von meinem handwerklichen Hadern ermöglichen. Ich hoffe, Sie können beim Lesen ebenfalls kurz innehalten. Und falls nicht, empfehle ich eine Fahrt mit Milan – einem Düsseldorfer Taxifahrer, der (fehlende) Energien sofort wahrnimmt und bei Bedarf in trauter Schweigsamkeit dem lakonischen Violinkonzert im Klassiksender lauschen wird. Auch das kann Wunder wirken.

Ihre
Annkathrin Weis

PS: Es gibt eine neue Folge von reporter:insights. Alle Infos finden Sie unten.

Reise zum Mittelpunkt der Herde

Sie sollen uns in Traumwelten begleiten. Doch wann fragt mal jemand, wie es sich als Schaf schläft? Auf der Suche nach den Antworten landet der Autor zwischen Antifaschismus und dampfendem Urin.

Steffen Greiner (Text), Frederik Buyckx (Fotos) · Dummy · 15 Minuten (Si apre in una nuova finestra)

"Sie waren still. Fast gespenstisch still"

Anfangs war alles fremd für die Mädchen aus Gaza, die in einem Kinderdorf in Rafah Zuflucht fanden. Heute suchen die ingesamt 68 Kindern im K-Pop Gemeinsamkeiten mit israelischen Altersgenossen. Doch die seelischen Verletzungen bleiben.

Annabel Wahba · ZEIT (€) · 40 Minuten (Si apre in una nuova finestra)

Keine Frau für Kompromisse

Sie will nicht einfach pöbeln – aber knallen, das soll es bei Jette Nietzard schon. Die Vorsitzende der Grünen Jugend will, dass die Gesellschaft vor allem für junge Leute endlich liefert. Im Dauer-Angriffsmodus rüttelt sie deswegen die deutsche Politiklandschaft durch.

Lisa Becke · stern (€) · 10 Minuten (Si apre in una nuova finestra)

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Satz der Woche

»Er schlägt einen „Nichtangriffspakt“ vor: Keiner erzählt weiter, wer hier gegen die StVO verstößt.«

Er – das ist Österreichs bekanntester Politikanalyst Peter Filzmaier, den der Autor Benjamin Stolz für "Die Presse" kennengelernt und porträtiert hat – unter anderem auf dem Fahrrad. (€) (Si apre in una nuova finestra)

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#5 Ist jeder Journalist heute Aktivist, Jean Peters? (Si apre in una nuova finestra)

Im November 2023 checkt der investigative Correctiv-Reporter Jean Peters unter falschem Namen im Potsdamer Hotel Villa Adlon ein. Dort treffen sich AfD-Politiker, CDU-Mitglieder, rechtsextreme Aktivisten und Unternehmer, um Pläne zur massenhaften Ausweisung von vermeintlich nichtdeutschen Menschen zu diskutieren. „Geheimplan gegen Deutschland“ titelt Correctiv. Der Text schlägt voll ein: Millionen Menschen in ganz Deutschland protestieren gegen Rechtsextremismus.

Es folgt aber auch eine medienpolitische Debatte, ob Correctiv einzelne Aspekte zu sehr zugespitzt hat. Katharina Osterhammer fragt daher in dieser Folge von reporter:insights: Wo braucht es starke Bilder, um Menschen zu erreichen? Wo spitzt Storytelling zu sehr zu? Und wann werden journalistische Formate zum Aktivismus?

Bevor Jean Peters Journalist wurde, war er Aktionskünstler. Er gründete das Peng-Kollektiv mit und warf der AfD-Politikerin Beatrix von Storch aus Protest eine Torte ins Gesicht. Im Podcast erklärt er, wie er als „journalistischer Aktivist“ für das Grundgesetz kämpft, warum der Begriff der „Remigration“ ihn an historische Pläne der Nationalsozialisten erinnert, und was ihn an vermeintlich unpolitischen Wirtschaftsredakteuren stört.

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist:innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor:innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm (Si apre in una nuova finestra) und der Reportageschule Reutlingen.

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