Ein Care-Paket für’s Wahlwochenende
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Liebe Leser:innen,
es ist passiert, mein Vater ist gehackt worden!
Dachte ich zumindest, als ich ohne jede Vorwarnung eine E-Mail von ihm im Postfach fand. Kein Betreff, nur ein Anhang mit kryptischen Namen und die Notiz “Is das gut?”. Allen Sicherheitsbedenken zum Trotz klickte ich auf die Datei. Ich erhielt keinen Virus, dafür einige Fragezeichen.
Das ZDF hatte meinem Vater geantwortet. Nach dem Kanzlerduell hatte er sich beschwert: Wieso wurde nicht mehr über die Armut in Deutschland geredet? Die Sache ist: Mein Vater hat noch nie den Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin gewählt. Denn ohne deutschen Pass gibt es für ihn, wie für rund zehn Millionen weitere Erwachsene in Deutschland, keine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten. Laut Statistischem Bundesamt sind gerade einmal 41 Prozent der Erwachsenen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland wahlberechtigt.
Mich hat diese E-Mail, die Beschwerde meines Vaters, berührt. Weil sie mich daran erinnert hat, dass politisches Engagement nicht mit einem Wahlzettel beginnt (und erst recht nicht damit endet). Daher gibt es in der heutigen Textauswahl kurz vor der Bundestagswahl ein wenig Raum für Reflexion und ein bisschen Ablenkung.
Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Ihre
Marie Valitutto
PS: Nächste Woche verleihen wir endlich unseren Preis für die lustigste Reportage. Und ihr könnt mitfeiern: Am 28. Februar im Club der polnischen Versager in Berlin. Tickets gibts über eine DM auf Instagram (Si apre in una nuova finestra).
PPS: Es gibt eine neue Folge Reporter:insights, den Podcast der Reportageschule Reutlingen in Kooperation mit ReportagenFM. Alle Infos und den Link zur Folge gibt es am Ende des Newsletters!
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Mamas Kreuz
Eine Pflegekraft, zehn Jahre vor der Rente. Manuel Biallas Mutter weiß nicht, wen sie wählen soll. Eine schwierige Entscheidung – vor allem, wenn man das Gefühl hat, von der Politik nicht gesehen zu werden.
Manuel Biallas · ZEIT · 6 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
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So lernen Studierende Abtreibungen, obwohl die verboten sind
Mit einer Kiste Papayas schließen Medizinstudierende eine Lücke, die Krankenhäuser und Universitäten bei ihrer Ausbildung hinterlassen. Der rechtliche Rahmen bleibt heikel.
Astrid Probst · Krautreporter (€) · 13 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
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„Was habe ich diesem Land getan?“
Seit fünf Jahren kämpfen Angehörige und Überlebende in Hanau um Gerechtigkeit und Anerkennung. Ein Besuch bei jenen, die mit sich selbst, ihrem Sicherheitsgefühl und dem deutschen Staat ringen.
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Satz der Woche
»Pornografie ist für den gesellschaftlichen Sexualdiskurs, was Fast Food für den Gourmet ist: billig, geschmacklos, ungesund«
schreiben die Autor*innen Nicole Althaus und Daniel Friedli über die Frage, wie Pornografie unser Sexleben verändert.
Nicole Althaus & Daniel Friedli · NZZ · 11 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
Die neue Folge reporter:insights ist online! (Si apre in una nuova finestra)
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Wie porträtiert man Alice Weidel, Tilman Steffen?
Darüber spricht Katharina Osterhammer mit Tilman Steffen. Er ist Redakteur im Politikressort von Zeit Online und dort für die AfD zuständig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Parth war er für ein Portrait von Alice Weidel in ihrer Wahlheimat in der Schweiz, auf dem AfD-Parteitag in Riesa und traf sie in Berlin.
Im Podcast erzählt er, warum Alice Weidel schwierig zu entschlüsseln ist, wie sie durch Opportunismus die Karriereleiter in der Partei hinaufklettern konnte und was sie zum idealen Feigenblatt der Demokratiefeinde in der Partei macht. Steffen sagt vor der Bundestagswahl: “Gerade weil sich ihre Spitzenvertreter bis in einen menschenfeindlichen, rassistischen und demokratiefeindlichen Bereich äußern, müssen wir über die Partei berichten.” Ist das Porträt dafür eine geeignete Darstellungsform? Wie wird man als Journalist nicht zum Werkzeug der Rechtspopulisten?
Alle zwei Wochen laden wir Reporterinnen und Reporter ein. Sie nehmen uns mit in herausfordernde Situationen und erzählen von Hürden, Handwerk, Emotionen. Ein Podcast von Reportagen.fm (Si apre in una nuova finestra) und der Reportageschule.
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