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Aldi Nord verspottet Arme – und lügt dabei auch noch!

Discounter profitieren von den immer weiter steigenden Lebensmittelpreisen gleich doppelt. Warum das so ist und was du dagegen tun kannst, verrate ich dir hier. Und ich entlarve eine Preis-Lüge von Aldi Nord.

Es geht um diese Werbung auf dem Instagram-Kanal von Aldi Nord (Si apre in una nuova finestra).

Aldi Nord Insta Werbung
Geschmacklos oder pointiert und witzig?

Während in der vergangen Woche das Statistische Bundesamt erklärt (Si apre in una nuova finestra), jede:r Fünfte in Deutschland sei von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht und sogar 5 Millionen Menschen (6%) besonders deutlich von Armut betroffen, macht Aldi Nord also Werbung auf dem Rücken genau dieser Betroffenen – und wortwörtlich auf deren Kosten. Dazu unten mehr.

Ich habe neulich erst eine Episode zu “Ernährungsarmut” aufgezeichnet. Hier kannst du sie hören (Si apre in una nuova finestra). Luise Molling von Foodwatch schildert im Gespräch u.a. exakt was es bedeutet, was Aldi mal eben so als Pointe nutzt: Wenn am Monatsende kein Geld mehr da ist, um etwas Ordentliches zu essen… Für Aldi ein Witz, in Wahrheit ein gesellschaftlich ein Armutszeugnis. Studien in Deutschland zeigen die Folgen von Mangelernährung gerade bei Kindern, auch darüber berichtet sie.

“Ja Moment, aber dann ist es doch gut, dass Aldi Haferbrot so günstig anbietet..?!”, mögen manche nun sicher denken. Und ich habe Reaktionen dieser Art auch schon aus Redaktionen bekommen oder als Social Media Kommentare nach Enthüllungsberichten über Discounter gelesen. Außerdem: Bin ich da nicht zu empfindlich, was solche Insta-Bilder angeht?

Nein, denke ich nicht. Und zwar deshalb:

Werbung wie diese normalisiert eine Situation, die für uns gesellschaftlich nicht normal sein sollte. Wenn Millionen Menschen am Ende des Monats nicht wissen, wie sie ihre Kinder und sich selbst gut und gesund satt bekommen, dann dürfen wir uns hieran nicht gewöhnen. Gedankenlose Gags wie dieser sorgen aber für Gewöhnung! Betroffene sollen also erleichtert sein über die dankenswert angeblich niedrigen Preise bei Aldi – und alle anderen können entspannt drüber lachen und Aldi Nord cool finden, lockerer Konzern irgendwie…

Das Ding ist: Am Ende des Tages (oder: des Monats!) zieht Aldi (so wie alle anderen Discounter auch) hiermit Menschen an, die aufgrund ihrer schwierigen finanziellen Lage hoffen, dort wenigstens irgendwie ein kleines bisschen zu sparen.

Fair enough, wenn es denn wenigstens stimmen würde!

Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg sagt mir hierzu: “Aus unserer Sicht ist die Werbung überhaupt nicht gelungen, sondern geht eher in Richtung Geschmacklosigkeit. Zu suggerieren, dass man keine finanziellen Probleme mehr hätte, wenn man bei Aldi einkauft, ist peinlich. Auch wenn es „Werbung” ist.”

Denn was alle Discounter gern verschweigen: Es sind vor allem die Eigenmarken (wie das Goldähren Brot), die überproportional teuer geworden sind. Es sind aber eben auch die Eigenmarken, zu denen immer mehr Menschen greifen, um möglichst wenig für Grundnahrungsmittel bezahlen zu müssen.

Das meine ich mit “Aldi profitiert doppelt”: Der Discounter erhöht die Preise selbst für seine billigsten Lebensmittel – und die, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, greifen trotzdem genau hier zu.

Aldi verdient an Armut, Lidl natürlich ebenso.

In der Branche ein offenes Geheimnis: Man muss nicht in Wahrheit billig oder sogar “der Billigste” sein – man muss es die Menschen nur glauben lassen. Tja, und wer ein solches Geschäftsmodell hegt und sein Image pflegt, der findet dann wahrscheinlich sogar Werbung wie diese gelungen.

Und damit komme ich zur Lüge, die sich zu allem Überfluss hinter dieser Werbung von Aldi Nord verbirgt.

Mit Hilfe der Preisanalysten bei Smhaggle haben wir uns nämlich den Preis für des beworbenen Brot mal genauer angeschaut. Aktuell gelte laut Aldi (Si apre in una nuova finestra) sogar: 1,75 € sei ein “Dauertiefpreis”.

Original-Aldi-Link zum Haferbrot für 1,75 Euro. Angeblich Dauertiefpreis.
Dauer? Tief? Wir haben den Preisverlauf des Brots analysiert und eine Preislüge von Aldi Nord aufgedeckt.

Laut den Experten bei Smhaggle stimmt weder Dauer noch Tief:

  • Im Januar 2022 kostete das Brot 1,69 Euro.

  • Im August 2022 lag der Preis schon bei 1,99 Euro.

  • Und im Januar 2025, also noch vor wenigen Wochen, kostete das Brot 1,95 Euro.

Dauer?! Tief?!

Trotzdem aber diese Werbung, die nun behauptet: “-10%”…

Verbraucherschützer Armin Valet bestätigt: “Die Preise für viele Preiseinstiegsartikel sind überproportional gestiegen und belasten besonders Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Ganz abgesehen von den enormen Kostensteigerungen in anderen lebensnotwendigen Bereichen.”

Immerhin spielt das Thema Lebensmittelpreise im Bundestagswahlkampf eine kleine Rolle. Manche fordern eine Preisbeobachtungsstelle, andere wollen die Mehrwertsteuer von 7 auf 5% senken oder gleich ganz streichen.

Ich sage voraus: Nichts davon wird auch nur mittelfristig irgendetwas grundsätzlich an der Situation ändern. Aber alle Fachleute, mit denen ich seit Jahren für Recherchen über die Themen Preise und irreführende Werbung spreche sind sich einig, zusammengefasst:

Abstimmung mit den Füßen ist das einzige, worauf Händler hören. Ein Laden wird beim Mogeln erwischt? Ok, dann gehe ich da vorerst nicht einkaufen. Ein anderer macht sich über Armut lustig? Ok, dann gehe ich da erst einmal nicht mehr einkaufen. Kleinvieh macht Mist! Man muss nicht alles hinnehmen, wir sollten uns nicht sogar an Geschmacklosigkeiten gewöhnen. Und es gibt Gratis-Tools, die bewusstes Einkaufen super einfach machen:

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