Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Lesende,
vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle über Gute Vorsätze (Si apre in una nuova finestra) geschrieben. Es waren gute Gute Vorsätze, ich behalte die für 2023. Für „Der Hase im Pfeffer“ habe ich noch keinen Entschluss gefasst, wie es damit in Zukunft weitergeht. Der Wochenrückblick fällt heute nochmal aus. Wie es nächste Woche weitergeht, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur: Die Auszeit gerade tut mir gut und ich merke, wie mich das vergangene Jahr, das nur sehr wenige „echte“ Pausen bereithielt, geschlaucht hat.
Vielleicht erlebe ich gerade, was andere als „Activist Burnout“ beschrieben haben. Es ist ein Gefühlsgemisch aus Erschöpfung, Überforderung und Schuldgefühlen. Gleichzeitig mehr tun, allem gerecht werden wollen, während es sinnlos erscheint, irrelevant. Ich habe alles gesagt, mehrfach. Wenn ich den Wochenrückblick schreibe, wiederhole ich mich und denke: was bringt das alles? Aber ich denke auch: Das muss auch noch mit rein, das kannst du nicht auslassen. Wie klein Vieles erscheint angesichts dessen, was beispielsweise in Iran, Afghanistan, der Ukraine geschieht. Was ist es wert, berichtet zu werden? Und wer bin ich das zu entscheiden?
Viele von euch haben mir liebe E-Mails geschrieben oder auch persönlich gesagt, wie sehr sie den Wochenrückblick schätzen, dass er informativ ist, eine gute Zusammenfassung und ein wertvoller Überblick. Ich danke euch dafür. Ich nehme das mit in meine Überlegungen und hoffe, bald eine Entscheidung treffen zu können, die sich gut und richtig anfühlt. Dann höre ich auch endlich auf, in diesem Newsletter um mich selbst zu kreisen.
2023 soll das Jahr werden, in dem die Bundesregierung das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, damit trans*, inter* und nicht-binäre Menschen endlich ohne bürokratische, psychiatrische und medizinische Demütigungen über ihren Geschlechtseintrag bestimmen dürfen. Der Gegenwind ist enorm und pessimistisch (realistisch!) wie ich bin, fürchte ich, dass das langersehnte Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung auch in diesem Jahr nicht Wirklichkeit werden wird. Die SPD hat bereits in der Vergangenheit dagegen gestimmt und von CDU, CSU und AfD gibt es auch in der Opposition mächtige Gegner. Doch die Bundesfamilienministerin erklärte diese Woche (Si apre in una nuova finestra), dass sie hofft, dass „es hier schnell vorangeht und wir diesen Prozess vor der parlamentarischen Sommerpause in 2023 abschließen können“. Ich hoffe es auch!
Und wenn ich schon beim Hoffen bin: Ich hoffe, dass 2023 das Jahr wird, in dem die Revolution im Iran siegen wird, in dem Putin, Erdoğan, Netanjahu, Orban und Co. ihre Macht verlieren, in dem J.K. Rowling, Jeff Bezos und Elon Musk pleite gehen, in dem der Paragraf 218 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wird, in dem weltweit die Todesstrafe abgeschafft wird, in dem Deutschland die Qualzucht von Haustieren verbietet, in dem Periodenprodukte auf öffentlichen Toiletten kostenfrei werden, in dem alle Lager an den EU-Außengrenzen geschlossen und alle Menschen in Würde und Sicherheit leben dürfen. Ich hoffe, dass es das Jahr wird, in dem nicht nur die Ersatzfreiheitsstrafe in Deutschland abgeschafft wird, sondern auch das Strafsystem insgesamt neu gedacht wird, in dem privater Waffenbesitz verboten und ein Tempolimit beschlossen wird. Ich hoffe 2023 wird das Jahr, in dem Berlin endlich den Volksentscheid umsetzt und Große Wohnungskonzerne enteignet und ich hoffe es wird das Jahr, in dem alle Menschen, die in Deutschland leben, auch hier wählen dürfen.
Ich könnte wahrscheinlich ewig so weitermachen, aber für heute reicht mir das. Wie immer: Danke fürs Lesen. Passt gut auf euch und aufeinander auf, möge 2023 extra gut zu euch sein!
Alles Liebe
Ulla