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Hast du dir das ausgedacht?

Ich erzähle meinem Vater von einer Stelle im Roman, an dem ich arbeite:

Der Protagonist entrümpelt die Wohnung seines verstorbenen Vaters und findet Dinge, die ihm selbst gehören, Kleinigkeiten: eine bestimmte Tasse, ein T-Shirt, eine CD, die er glaubte, vor Jahren verloren zu haben, überhaupt handelt es sich um Gegenstände, die verschwunden sind, woraufhin er die Theorie entwickelt, sein eigener Vater habe ihn immer wieder und über Jahre hinweg beklaut.

“Hast du dir das ausgedacht?”, fragt mich mein Vater.

“Vielleicht”, antworte ich.

“Dem Nermin haben sie”, sagt er, “von seinem Haus die Dachziegel geklaut. In Bosnien. Er hatte das gerade fertiggebaut.”

“Was?!”

“Ja, über Nacht. Nermin und seine Familie schliefen in dem Haus, als es entziegelt wurde.”

“Enziegelt.”

“Stell dir vor, du wachst auf und hast kein Dach mehr über dem Kopf.””

“Wann war das?”

“Ist doch egal, wann.”

“Denkst du dir das aus?”

“Deinem Onkel wollten sie doch das Radio aus dem Auto klauen!”

“Und?”

“Ging nicht, er saß noch drin. Da haben sie sich entschuldigt und dann das nächste aufgebrochen.”

“Ich baue das in meinen Roman.”

“Gut.”

“Gut.”

“Tschüß, Papa.”

“Ja, ja.”