Ein halbes Jahr nach dem Ende des Integrationsbetriebes MDS - eine gemischte Bilanz
Das Unternehmen Westfalenfleiß kündigte Ende 2023 an, dass seine Tochtergesellschaft MDS, ein integratives Dienstleistungsunternehmen für Catering und Events, sich zum 30. Juni 2024 vom Markt zurückziehen wird. Diese Nachricht sorgte in der Stadt und den örtlichen Medien für Aufsehen. Von der Entscheidung sind 37 Menschen mit Behinderungen und 17 weitere Mitarbeiter betroffen. Auch die Politik diskutiert verschiedene Rettungskonzepte und sucht nach einem neuen Träger. In Kinderhaus kämpften die Bürger besonders um den Erhalt des beliebten inklusiven Cafés, das ebenfalls geschlossen wurde. Mitte 2024 wurden die Stellen wie angekündigt abgebaut.
Der öffentliche Druck auf Westfalenfleiß, das nach dem Ausstieg der Lebenshilfe zu 100 Prozent der AWO Westliches Westfalen gehört, wuchs. Das Unternehmen erklärte, es fühle sich verantwortlich, den betroffenen Menschen bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu helfen. Geschäftsführerin Hannelore Böhnke-Bruns betonte in der Presse, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Probleme am Arbeitsmarkt hätten, da überall gut ausgebildete und motivierte Kräfte gesucht würden. „Wir sind überzeugt, dass am Ende niemand ohne Arbeitsplatz dastehen wird“, sagte sie.
Wir fragten nach, was aus dieser Aussage geworden ist. Der Westfalenfleiß-Pressesprecher Sebastian Deppe antwortete, dass „der überwiegende Teil eine neue Anstellung bekommen habe“, nannte jedoch keine konkreten Zahlen. Er erklärte,dass das Unternehmen umfangreiche Maßnahmen ergriffen habe, um die Beschäftigten in neue Anstellungen zu bringen.Dazu gehörten Kontakte zu Unternehmen, die frühzeitige Einbindung des Arbeitsamts, die Bereitstellung von Stellenausschreibungen zahlreicher Firmen und die enge Abstimmung mit der Stadt Münster. Zudem besetzte Westfalenfleiß offene Stellen mit betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wo dies möglich war. Wer Interesse an einer neuen Anstellung hatte, fand laut Deppe einen passenden Arbeitsplatz. In Einzelfällen führten persönlicheEntscheidungen oder unterschiedliche Erwartungen nicht zu einer neuen Anstellung.
Es bleibt die Frage, zu welchen Konditionen die neuen Anstellungen erfolgten. Nach unseren Informationen haben sich die Bedingungen für viele ehemalige MDS-Beschäftigte verschlechtert. Mitarbeiter, die bei der Provinzial „geparkt“ wurden, sind zwar von den Alexianern übernommen worden, jedoch ohne Anerkennung der bei MDS geleisteten Dienstjahre. Dies hatte negative Auswirkungen auf das Weihnachtsgeld. Zudem bieten die Alexianer nur befristete Arbeitsverträge für ein Jahr an, was für die betroffenen Beschäftigten eine unsichere Perspektive darstellt.
Das beliebte Café Gut Kinderhaus wird sehr wahrscheinlich nicht wieder öffnen. Münsters Bezirksbürgermeister Nord,Ralf Kiewit, bedauerte dies und erklärte, dass das Café auf absehbare Zeit mit Ausnahme von einzelnen Aktionen nichtweiterbetrieben werden könne. Einige Beschäftigte des Cafés haben jedoch in der Küche der Provinzial einen Arbeitsvertrag erhalten. (fb)
Bild: Bei MDS am Gustav-Stresemann-Weg waren in der Spitze bis zu 120 Menschen beschäftigt. Foto: Frank Biermann