Das plant Merz als Erstes im Kanzleramt
Aus Dutzenden oder Hunderten Dokumenten die Nadel im Heuhaufen finden? Wie ich KI-gestützt herausfand, was Friedrich Merz als Erstes im Kanzleramt vorhat.

CDU-Kanzlerkandidat Merz wird sich einen Kickertisch ins Büro stellen, wenn er ins Bundeskanzleramt einzieht. Das hat mir eine Künstliche Intelligenz von Google recherchiert.
Angekündigt hat Merz das vor zwei Monaten bei einem launigen Talk (Si apre in una nuova finestra) mit Markus Söder auf dem YouTube-Kanal der CDU Deutschlands (kurz vor Schluss ab Minute 35.32). Nun bin ich zwar politisch interessiert, doch schaue ich nicht regelmäßig Videos von Parteien, eher seltener von der CDU und noch seltener bis zum Schluss. Meine Quelle sind eher hervorgehobene Ausschnitte auf Social-Media-Kanälen.
Und neuerdings häufiger von der KI (Künstlicher Intelligenz). Denn diese Aussage von Merz habe nicht ich entdeckt, sondern der Dienst NotebookLM von Google. Eine Gegenrecherche mit klassischem Googeln und über Perplexity zeigte mir, dass diese Kicker-Aussage offensichtlich keine anderen Medien aufgegriffen haben. Warum sollten sie auch, es waren ja noch zwei Monate bis zur Wahl, die Ankündigung ist eher boulevardesker Slapstick, und wahrscheinlich haben viele Journalisten Besseres zu tun, als Parteivideos bis zum Schluss zu schauen.
Jetzt aber rückt der Einzug ins Kanzleramt näher. Sobald die Wahlnacht durch ist, die Stimmen gezählt sind und Konstellationen für Koalitionen durchdiskutiert werden, stürzen sich Medien und Politik darauf: Wer spricht mit wem? Das Detail mit dem Kickertisch könnte als „lustiger“, Silicon-Valley-liker, menschelnder Aufhänger dienen.
Wie findet die KI so ein Zitat?
Die Lösung ist NotebookLM. Das Tool von Google bekommen Nutzer des Workspace-Angebots von Google seit ein paar Tagen obendrauf zu ihrem Mailpostfach und Google Drive. Alle anderen können den Dienst für 21,99 Euro im Monat separat buchen. Man bekommt dafür eine Chatmöglichkeit mit Gemini, der KI von Google. Und NotebookLM stellt zusätzlich einen individuellen Speicherbereich für Spezialwissen zur Verfügung.
Das können bis zu 300 Dokumente sein. PDFs, Word-Texte, einkopierte Artikel und Links. Und jetzt kommt’s: Auch YouTube-Videos lassen sich als Links ergänzen. Und MP3-Podcasts. In diesem Fall habe ich einfach das Wahlprogramm der CDU, Links zu langen Artikeln im Web mit Aussagen von Merz, teilweise Artikel hinter Bezahlschranken kopiert und eingefügt, zu denen ich Zugang habe. 22 Quellen befand ich für relevant, fürs Erste hatte ich sie nur überflogen. Dann fragte ich die Google-KI NotebookLM: „Was hat Merz Ungewöhnliches oder Kurioses gesagt?“
Das Ergebnis waren Hinweise auf jugendliche Rabaukenjahre in der Biographie Merz’, dass er mal schulterlange Haare getragen hat und eben auch, dass der Kicker im Büro das erste wäre im Bundeskanzleramt. Eine große Wissenssammlung aus Dokumenten, Videos und Tondateien wird plötzlich befragbar. Samt angezeigten Links zur hinterlegten Quelle.
Wer sich immer wieder Themen erschließen möchte, findet dank NotebookLM ein sinnvolles Werkzeug für die Hausarbeit, die Seminarvorbereitung oder das anstehende Interview. Oder einen Artikel, der mit einer Anekdote oder etwas Kuriosem einsteigen soll. 300 Quellen zu durchsuchen und zu befragen, das hat früher Stunden und Tage an Arbeit bedeutet. Zumal wenn Videos und Podcasts dazu gehören. NotebookLM findet die Nadel im Heuhaufen. Wenn man mit den richtigen Fragen danach sucht.