Horro-rar
Hallo.
Appetit auf ein weiteres Häppchen „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos)? Wie Ende August versprochen schicke ich Dir ab und zu eine E-Mail mit weiteren Einblicken in die Welt der Medien, wenn es häufig gestellte Fragen oder einen anderen Anlass gibt.
Heute geht es um Geld. 💸 Und, nein, es ist kein Spendenaufruf!
Der aktuelle Aufhänger (Mediensprech: Das meint, dass Journos an etwas anknüpfen, das gerade passiert ist oder passieren wird) ist der Honorarreport von Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten (Si apre in una nuova finestra). Dort bin ich als Selbstständige Mitglied, leite gemeinsam mit einer Kollegin die Regionalgruppe Leipzig.
In dem Report (Si apre in una nuova finestra) wird aufgedröselt, was freiberuflich - also für viele verschiedene Redaktionen - tätige Medienmenschen verdienen:
➡️ im Schnitt 25 Euro pro Stunde und 200 Euro pro Tag.
Bei Tageszeitungen am wenigsten, beim Fernsehen am meisten. Lokaljournos liegen knapp über dem Mindestlohn.
Während bei Angestellten die Unternehmen die Anteile für Kranken-, Renten-, Pflegeversicherung noch vor Auszahlen eines Lohns abziehen, müssen Freie die Beiträge zur Sozialversicherung von ihren Honoraren ⬆️ zahlen. Hinzu kommen Kosten für das Büro, die Verwaltung, Mobilität, Eigenwerbung, Weiterbildung. Außerdem müssen sie Rücklagen für Urlaubstage, Krankheit, Auftragsausfälle, Alter bilden. (Über Miete, Lebensmittel… - die normalen Lebenshaltungskosten - schreibe ich jetzt nicht, weil das ja auch für Angestellte gilt.)
🤔 Du musst nicht lange rechnen. Bei vielen Kolleg:innen reichen diese Honorarsätze nicht, um davon alle Ausgaben zu zahlen. Sie subventionieren ihre Arbeit – mit einem Nebenjob, mit Text-Aufträgen aus der freien Wirtschaft, mit dem Einkommen eines gut verdienenden Partners. Wird jetzt nochmal anschaulicher, was ich zur Pressefreiheit (Si apre in una nuova finestra) geschrieben habe?
Festangestellte Journos verdienen übrigens laut des Honorarreports bei einer 40-Stunden-Woche monatlich durchschnittlich etwa 3.500 Euro brutto. Bei einem bekannten Jobportal heißt es, es seien brutto etwa 46.100 Euro im Jahr (Si apre in una nuova finestra). Das Einstiegsgehalt liegt niedriger. Es gibt regionale Unterschiede und einen ausgeprägten Gender Pay Gap (Si apre in una nuova finestra) im Journalismus. Frauen erhalten also rund 17 Prozent weniger Gehalt als Männer. (Si apre in una nuova finestra) (Auch bei der Gewerkschaft ver.di (Si apre in una nuova finestra) bin ich übrigens Mitglied.)
Zum Vergleich: Im Durchschnitt verdienen deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 51.876 Euro brutto im Jahr. Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt von Vollzeitbeschäftigten mit akademischem Abschluss (Si apre in una nuova finestra)liegt etwas höher: bei 57.500 Euro. Viele Journos haben studiert oder anderweitig viel Zeit und Geld in ihre Ausbildung gesteckt - allerdings in der Regel ohne, dass sich diese Investition später finanziell lohnt.
Da ich gelegentlich Studierende auf ihren Job vorbereite, sehe ich häufig lange Gesichter, wenn wir über ihr zu erwartendes Einkommen sprechen. Ja, ohne sehr viel Idealismus ist es schwer.
Meiner Meinung (Si apre in una nuova finestra) nach ganz schön erstaunlich, dass Journos sich für deutlich weniger Geld als Andere auch noch regelmäßig beschimpfen, bedrohen (Si apre in una nuova finestra) lassen müssen. Was denkst Du?
Wenn Du Fragen hast, her damit! Antworte bitte auf diese Mail.
Viele Grüße von Insa
Wer hier schreibt?
Ich bin Insa van den Berg (Si apre in una nuova finestra).
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.
Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.
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