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Selbstorga-Orientierung #3: Klare und anpassbare Regeln

(Alle bereits veröffentlichten Artikel dieser Serie zu Selbstorganisation findest du hier (Si apre in una nuova finestra). Über zukünftige Veröffentlichungen erfährst du über meinen Newsletter (Si apre in una nuova finestra) 😊) 

Vor einiger Zeit habe ich ein ehrenamtliches Team begleitet, besser selbstorganisiert zusammenzuarbeiten. Das Team war hoch motiviert, das Miteinander war entspannt … und trotzdem kam das Team nicht wirklich ins Tun. Was fehlte, waren klare Zusammenarbeitsregeln. Als diese etabliert waren, konnte das Team plötzlich viel mehr umsetzen. 

Wenn wir in einem selbstorganisierten Team keine klare Zusammenarbeitsstruktur haben, herrscht Verwirrung.  Es gibt einseitige Erwartungen aneinander statt gemeinsam beschlossener Regeln. Das Team weiß nicht, woran es sich gemeinsam (!) orientieren soll und beschäftigt sich mehr mit sich selbst als mit dem gemeinsamen Zweck. In der Regel entstehen informelle Hierarchien, die nicht hilfreich sind und zu Frust führen.  Oft hat eine fehlende Zusammenarbeitsstruktur auch negativen Einfluss auf das Miteinander und kann Konflikte provozieren.

Sich von bewährten Ansätzen inspirieren lassen

Wenn ihr in die Selbstorganisation startet, dann empfehle ich sehr, euch viel Mühe zu machen, sinnvolle Zusammenarbeitsregeln zu gestalten.  Dabei muss nicht jede:r das Rad neu erfinden. Es gibt viele Organisationen, die zum Teil  Jahrzehnte lang an ihren Selbstorga-Strukturen gefeilt haben. Davon kann man sich viel abschauen und dann für sich selbst testen, was passt und was man für die eigene Organisation abändern möchte. Zu den recht bekannten Selbstorga-Modellen Soziokratie und Holokratie lassen sich zum Beispiel sehr viele Ressourcen (Bücher, Videos, ….) finden.  Interessant könnten außerdem folgende Bücher sein:  Agile Organisationentwicklung (Oestereich/Schröder), Brave New Work  (Dignan) und der Loop Approach (Klein/Hughes). 

Entscheidungsformen

Ich empfehle, sich besonders mit sinnvollen Entscheidungsformen auseinanderzusetzen. Ich habe bei vielen Teams, die in die Selbstorganisation starten, beobachtet, wie sie versuchen, alles zusammen zu entscheiden und dafür reflexartig auf Mehrheitsentscheid und Konsens  zurückgreifen. Das lähmt und führt nicht zu guten Ergebnissen.

Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, viele Entscheidungen in die Verantwortlichkeit von Rollen zu legen. Und damit, dass gelegentlich Entscheidungen zwischen zwei Rollen entschieden werden, wenn das Thema die Verantwortungsgebiete beider Rollen betrifft.  Dann muss nur noch wenig im Team gemeinsam entschieden werden.  Das ist sehr effizient, kann aber natürlich zum Verlust wichtiger Perspektiven führen.  Hier muss jedes Team für sich entscheiden, wie viel gemeinsame Entscheidungen es treffen möchte, und wie sehr es auf Einzelentscheidungen baut.

Für gemeinsame Entscheidungen empfehle ich sog. Konsent-basierte Verfahren (nicht mit Konsens zu verwechseln). Diese sind lösungsorientiert, perspektiven-integrierend und effizient.  Bei diesen Entscheidungsverfahren wird nicht gefragt, ob alle für einen Vorschlag stimmen, sondern ob es einen Einwand gibt. Ein Einwand bedeutet, dass der Vorschlag nicht sicher genug ist, ihn auszuprobieren.  Gibt es einen Einwand, hat die Einwandeinbringerin die Verantwortung, mit der vorschlagenden Person eine andere Lösung zu entwickeln.  

Auf diesem Grundprinzip basierend gibt es verschiedene Konsent-Variationen. Deren Beschreibung würde den Umfang dieses Artikels sprengen. In den oben genannten Quellen werden sie dir aber auf jeden Fall begegnen.

Wichtig ist: Die Konsent-Verfahren brauchen Übung. Sie erfordern oft ein ganz anderes Denken und Miteinander Umgehen als in klassischen Hierarchien oder auch in Mehrheits/Konsens-Verfahren. Eine geübte, starke Moderation ist für das Gelingen entscheidend.

Eine andere Möglichkeit, in der Selbstorganisation Entscheidungen zu treffen, ist der sog. Beratungsentscheid.  Dabei darf eine Person selbstständig eine bestimmte Entscheidung treffen, muss sich aber vorher Rat holen bei Menschen, die von der Entscheidung betroffen wären und Menschen, die dazu Expertise haben.

Und natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, als Team Entscheidungen zu treffen. Probiert aus, was für euch passt. Die Hauptsache ist, dass ihr klar geregelt habt, wie Entscheidungen bei euch getroffen werden.

Anpassungsfähigkeit

Eines der wichtigsten Kriterien für erfolgreiche Selbstorganisation ist für mich, dass das Team seine Zusammenarbeitsstruktur leichtfüßig anpassen kann. Das für mich beste Verfahren dafür ist das sogenannte Governance-Meeting.  

Im Governance-Meeting wird der sogenannte Integrative Entscheidungsprozess (IDM), ein Konsent-Verfahren, genutzt, um Änderungsvorschläge für die Zusammenarbeitsregeln zu bearbeiten.  Dabei werden alle potenziellen Einwände in einen Vorschlag integriert. Ein Entscheidungsprozess ist abgeschlossen, wenn das Ergebnis „sicher genug ist, um es auszuprobieren“.  Das Governance-Meeting findet alle paar Wochen statt und dauert üblicherweise 1-2 Stunden.

Andere Teams nutzen z.B. Retrospektiven. Das ist eine Methode aus der agilen Sotfwareentwicklung, bei der lösungsorientiert die Zusammenarbeit reflektiert wird. Sie kann von einer Stunde bis zu einem Tag dauern. 

Wenn es keinen klaren Weg gibt, wie die Zusammenarbeitsstruktur im Team verändert werden kann, stagniert ein Team schnell und/oder es wird auf informellem Weg versucht, Veränderungen durchzudrücken. Das führt schnell zu Frust und Konflikt.

Struktur vs. Kultur

Ein Hinweis zum Schluss: Strukturelle Veränderungen in Richtung Selbstorganisation können ganz schön herausfordernd sein, wenn man jahrelang an eine ganz andere Arbeitsweise gewöhnt ist. Deshalb ist es wichtig, auch in die Innere Dimension, d.h. Teamkultur, zwischenmenschliche Kompetenzen und individuelle Haltung, zu investieren. Mehr dazu findest du in den vorherigen Artikeln dieser Serie:

Selbstorga-Orientierung #1: Innere und Äußere Dimension beachten (Si apre in una nuova finestra)

Selbstorga-Orientierung #2: Ausreichend psychologische Sicherheit vor größeren strukturellen Veränderungen (Si apre in una nuova finestra)

Und wenn ihr euch in eurem Team für die Entwicklung wirksamer Selbstorga-Regeln Begleitung wünscht, dann meldet euch gerne bei mir (Si apre in una nuova finestra).  Mit meiner Erfahrung und Leidenschaft für Selbstorganisation unterstütze ich euch gerne, aus eurer Zusammenarbeit das Beste herauszuholen.

Du hast Gedanken zu diesem Artikel? Dann schreib mir gerne an mail@lynvonderladen.de (Si apre in una nuova finestra) Ich freue mich über Rückmeldungen 😊

 Herzliche Grüße

Lyn

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(Foto von Dylan Gillis auf Unsplash)

Über Lyn von der Laden

Als Coach und Beraterin für Zusammenarbeit (Si apre in una nuova finestra) begleite ich Teams und Organisationen, ihre Zusammenarbeit wirksam, anpassungsfähig und freudvoll zu gestalten.

Außerdem schreibe ich auf Steady regelmäßig über meine Herzensthemen, z.B. über Selbstorganisation, psychologische Sicherheit oder die Bedeutung des Nervensystems für wirkungsvolle Teamarbeit. 

Argomento Selbstorganisation

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