Wer darf ein Sachbuch schreiben? - Tipps für den Start
Liebe Sachbuchautorinnen und -autoren,
eigentlich hatte ich euch heute ein paar Tipps zur ansprechenden Gliederung eines Sachbuches versprochen.
Aber mich erreichte die Email von Tanja aus unserer Let Me Edutain You! -Community, die gerade am Konzept ihrer ersten Sachbuchidee feilt.
Und diese Frage zum Mindset für Sachbuchauto*rinnen interessiert sicher auch noch einige unter euch, um Zweifeln die Stirn zu bieten.
„Darf ich als Laie überhaupt ein Sachbuch schreiben, wenn ich in dem Thema nicht ausgebildet bin, nicht studiert habe oder mich nur aus Büchern informiert habe?“ (Tanja M.)
Die Antwort darauf ist: Ja!
Denn gesetzlich kann dir als „Fachlaien“ keiner verbieten, über ein bestimmtes Thema zu schreiben.
Allerdings:
Es kommt natürlich bei der Leserschaft und beim Verlag besser an, wenn der Autor oder die Autorin eine entsprechende Qualifikation verfügen – denn das Buch muss ja auch im Buchmarketing gegen Konkurrenz bestehen. Und über jedes Thema werden viele Bücher geschrieben.
Es gibt aber leider auch immer mehr Sachbücher von Autor*en, die ihre Informationen irgendwo aus dem Internet einsammeln, aber selbst gar keine Erfahrungen gemacht haben. Solche Bücher wirken fast immer unauthentisch und finden weniger Käufer.
Jedoch mit deinen Selbstzweifeln bist du nicht allein:
„Schlechte Autoren haben eher Selbstvertrauen, während die guten eher Selbstzweifel haben.“
Charles Bukowski
Dein Buch wird eher ein Erfolg werden, wenn du über dein Herzensthema schreibst oder es aus dem „aus dem Effeff“ beherrschst. Erfahrung kann dabei vielfältig erworben werden: Vielleicht bist du ehrenamtlich tätig, pflegst seit vielen Jahren ein Hobby oder bist als Coach oder Berater*in unterwegs und kannst über wichtige Insider-Einblicke berichten.
Ich habe gestern morgen mit meiner “TOXIN” Koautorin der Thrillerautorin Kathrin Lange über das Thema diskutiert, die sich am Sachbuch versucht und schon zahlendes Mitglied hier in der Sachbuchwerkstatt ist. Wir kamen darauf, dass die Bezeichnung „Laie“ oder „Amateur“ sehr wenig über die Sachkenntnis aussagt, die durchaus professionelles Niveau haben kann.
Laut Wikipedia: Ein Amateur (französisch, von lateinisch amator ‚Liebhaber‘) ist eine Person, die – im Gegensatz zum Profi – eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen bzw. Geld für ihre Leistung zu erhalten
Dagegen wird der Begriff „amateurhaft“ abwertend im Sinne von „nicht auf professionellem Niveau“ gebraucht. Aus diesem Grund wird zur Beschreibung einer zwar als Amateur ausgeübten, aber dennoch als professionell anzusehenden Leistung häufig der Begriff der „Semi-Professionalität“ verwendet.
Du wirst grundsätzlich ein gutes Sachbuch schreiben können, wenn du
1. tiefgreifende persönliche Erfahrungen gemacht hast (eine Krankheit, ein Wendepunkt im Leben, eine Reise etc.)
2. Coach und/oder Trainer*in bist
3. Das Thema seit Jahren aktiv beruflich oder als Hobby ausübst
4. Das Thema deine große Passion ist
5. … und natürlich, wenn Du Experte oder Expertin mit beruflichen Hintergrund im Thema stehst (Diese Gruppe gehört hier natürlich auch dazu J )
Es DARF also jede/r ein Sachbuch schreiben.
Die wichtigere Frage ist aus meiner Sicht, ob du ein Sachbuch schreiben KANNST :-)!
Schreiben kann man lernen. Schreiben muss man jedoch auch lernen. Und dazu brauchst du Wissen über das Schreibhandhandwerk. Und auch Durchhaltevermögen - denn es dauert mindestens 6 bis 8 Monate und auch zum Teil noch länger mit Recherche bis zum Manuskript.
Ein paar Empfehlungen zum Start, die du berücksichtigen solltest, wenn du ernsthaft darüber nachdenkst, ein Sachbuch zu schreiben.
Tipp 1: Sei ehrlich zu dir und schätze das Projekt realistisch ein
Frage Dich, ob du wirklich etwas Besonderes oder Ureigenes zu erzählen hast:
Wenn du das bejahen kannst: Bin ich bereit, viel meiner Lebenszeit und Freizeit mit der Familie zu opfern, in langwierige Recherche und Schreibarbeit zu investieren?
Natürlich muss ich auch oft mit mir und dem Schweinehund kämpfen. Bei mir ist das eher eine „lazy cat“, die mit “selektiver Partizipation” auf der Tastatur lümmelt, während draußen die Sonne lacht oder Freunde mit mir ausgehen wollen, aber meine Deadline zur Manuskriptabgabe drückt. (Mein Kater Kasper ist leider im letzten Jahr verstorben - aber in Gedanken besucht er mich noch ;-)…
Oder, wenn Bekannte und Verwandte mir raten: „Schreib doch mal was richtig Schönes, so einen Bestseller, mit dem du richtig Schotter verdienst!“"
Wenn es dir wirklich egal ist, ob du damit einen Cent verdienst, und du einfach nur unbedingt über dein Herzensthema schreiben willst. Dann bist du bereit, für dein Buch.
Tipp 2: Prüfe, ob du realistisch die Zeit im Alltag aufbringen kannst, um dein Sachbuch zu schreiben
Dazu ein einfaches Rechenexempel nach Adam Riese: Für ein Sachbuch planst du etwa 200 Normseiten ein. Eine Normseite besteht aus 1.800 Zeichen zu 30 Zeilen und 60 Anschlägen pro Zeile. Zu den Anschlägen bzw. Zeichen pro Zeile zählen auch Leerzeichen dazu. Vorher ist die Recherche wichtig. Wie Du recherchierst, dazu habe ich in diesem Artikel (Si apre in una nuova finestra) schon einige Tipps gegeben.
Klugscheißer-Empfehlung: Als angehende/r Autorin sollte eine einzige Normseite oder 1.500 Zeichen pro Tag machbar sein. Damit bist du dann nach 200 Tagen, also zwischen sechs- bis sieben Monaten mit dem Schreiben durch …:-)
Wunschdenken – oder vorstellbar?
Ich schaffe das außerhalb von heißen Schreibphasen auch nicht immer: ein Hauptjob als Pressesprecherin, viele unerledigte Dinge schwirren mir täglich durch den Kopf. Schwer, dabei immer auf sein Buch fokussiert zu bleiben.
Ich schreibe oft morgens ab 5 Uhr vor der Arbeit oder aktuell gern abends bis in die Nacht, wenn das Haus ruhig ist und keine Folgetermine drücken.
Eule und Lerche zugleich…passt nicht wirklich.
Kannst du Dinge gedanklich ausblenden für dein Schreiben und dein Buch zur Priorität machen?
Die Pomodoro-Technik hilft: 10 Minuten schreiben sind besser als null Minuten und dann gleich nochmal nach 5 Minuten Pause!
Tipp 3: Erst denken, dann schreiben. Schreibe mit klarem Kopf!
Bevor du deine Texte für Artikel und Kapitel tatsächlich schreiben kannst, musst du vorher eine Reihe anderer Dinge durchdenken: Was könnte ein gutes Thema sein? Was ein guter Aufhänger? Was wollen die Leserinnen und Leser wissen? Wie viel weiß ich selbst zu diesem Thema, was muss ich noch recherchieren? Welche Quellen kann ich anzapfen?
Wenn die konzeptionelle Buchidee erarbeitet wurde, werden die Texte fast immer sofort signifikant besser. Klarheit im Kopf führt zu klaren Texten!
Dein Buchkonzept kannst du mit mir als deiner Sparringspartnerin immer gern durchsprechen und auf Tauglichkeit testen (mit Abo als Mitglied der Sachbuchwerkstatt).
Schreibe nicht einfach zusammen, was deine Leser*innen auch woanders finden könnten. Dein Sachbuch soll Ausdruck deiner Persönlichkeit sein, dann bekommt dein Leser bei dir etwas, was er so nirgendwo anders finden kann
Es geht immer um deinen individuellen Blick auf das Thema, deinen persönlichen Standpunkt, deine Problemlösungen und darüber hinaus auch – ganz wichtig! – um deine damit verbundenen Emotionen. Dein Sachbuch soll Ausdruck deiner Persönlichkeit sein, dann erhält dein Leser bei dir etwas, was er so nirgendwo anders finden kann. Dann vertraut er dir!
Bei besonders gut gelungenen Passagen in meinen Sachbüchern, bekomme ich hinterher von Freunden oft das Feedback, dass sie mich aus dem Text mit Stimme sprechen hören. Dann habe ich meinen Ton besonders gut getroffen :-).
Tipp 4. Trau dich verständlich zu schreiben!
Zugegeben, die ersten Sachbuchtexte, die ich von Autoren oder Autorinnen aus der Wissenschaft lese, die zu mir in die Pressestelle oder ins Coachwriting kommen, sind zuweilen schwer verdaulich und voller Fachchinesisch. Aber das hat mit fehlendem Talent nichts zu tun, sondern fast immer mit fehlender Klarheit im Kopf, worüber sie eigentlich genau in welcher Reihenfolge für wen schreiben wollen. Drauflos schreiben führt selten zu guten Texten.
Oft höre ich von der Vorstellung, als Autor*in anders schreiben zu müssen als sonst, irgendwie „kompetent“ oder „seriös“. Aber in Wahrheit ist das Buch auch nur ein ganz normales Kommunikationsmittel, das unsere Botschaft zum Publikum bringen soll.
Trau dich also einfach und verständlich zu schreiben! Das bedeutet nicht, dass du genau so schreiben solltest, wie du sprichst. Aber in puncto Einfachheit kannst du dir ruhig von deiner sonstigen Kommunikation eine Scheibe abschneiden, wenn du dein Buch schreibst
Praxistipp: Nimm dich mit dem Handy auf, während du einem Freund etwas erklärst!
Tipp 5: Stecke viel Zeit und Liebe in Exposé und Leseprobe
Viele Erstautor*innen denken, dass man zuerst das gesamte Buch fertigschreibt und dann das Manuskript an einzelne Verlage schickt. Beim Sachbuch funktioniert das aber anders. Die Verlage möchten zwei Dinge: Ein Exposé und eine Leseprobe von 20 bis 30 Seiten.
Das Exposé ist sozusagen der Businessplan für dein Sachbuch. Es sollte nicht mehr als zwei Din-A4-Seiten umfassen und neben einer gut formulierten Inhaltsangabe wichtige Fragen beantworten zu Inhalt, Seitenzahl, Zielgruppe, eigener Expertise und Marketing.
Stelle dich darauf ein, als Erstautor*in eher Monate als zwei Wochen daran zu arbeiten. Dazu wird es auch noch einen gesonderten Newsletter geben.
Tipp 6: Suche dir Unterstützung, wo nötig
Eine Literaturagentur kennt die Vorlieben der Verlage und kann dich beim weiteren Prozess optimal unterstützen. Weiterhin können Lektorat, Korrektorat und Testleser im Prozess zum Buch helfen. Auch dazu wirst du hier in weiteren Newslettern noch mehr Informationen bekommen.
Wenn du magst:
Schicke mir eine Nachricht an susanne_thiele@gmx.de, warum du bisher dein Sachbuch, deinen Ratgeber oder dein Fachbuch noch nicht geschrieben hast …
Ich verlose:
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Update von meinem Schreibtisch:
Ich sitze in meinem Schreibzimmer inmitten von vielen Stapeln von wissenschaftlichen Studien und Fachbüchern und habe für ein neues Sachbuch mein Exposé bereits fertig.
Aktuell arbeite ich intensiv an dem parallelen Recherchieren und Schreiben einer Rohfassung für einen ca. 25-seitigen Probetext, den meine Literaturagentin gerne lesen möchte. Dann geht es weiter zur Verlagssuche.
Ich arbeite erstmals in einem Sachbuch-Tandem (Schreib-Buddy) mit einer Autorin, die einen ganz anders gelagerten Ratgeber zur „Altersvorsorge für Frauen“ schreibt. Spannendes Thema!
Das gegenseitige wertschätzende und kritische Feedbackgeben bringt unseren Arbeitsprozess von Woche zu Woche effektiv voran.
Mehr über meine Bücher und mich findest du auf meiner Autorinnenseite www.susanne-thiele.de (Si apre in una nuova finestra).
Termine Community-Treffen (Si apre in una nuova finestra)
Das nächste On (Si apre in una nuova finestra)line-Communitytreffen findet statt per Zoom
am Mittwoch, den 17. April um 19 Uhr.
Thema: Mach den Test: Taugt deine Idee für ein Sachbuch?
Zugang zur Veranstaltungen gibt es kostenlos mit einem Paid-Abo. Noch kein Paid-Abo? Dann schnell hier upgraden. Es gibt noch einige weitere Vorteile.
Zum Schnuppern lade ich dich gern einmal als Gast ein. Dann melde dich bei Interesse bitte vorher auch bei mir an unter susanne_thiele@gmx.de (Si apre in una nuova finestra).
Für eure Planung hier auch schon die kommenden monatlichen Community-Termine 2024 per Zoom im Überblick (geplant jeden dritten Mittwoch im Monat):
Mittwoch, 15. Mai 2024 um 19:00 Uhr
Mittwoch, 19. Juni 2024 um 19:00 Uhr
Juli - Sommerpause
Mittwoch, 21. August 2024 um 19:00 Uhr
weitere folgen…
Inspiration aus meinem Sachbuch-Regal
Erst lesen, dann schreiben! Hier sind ein paar Vorschläge für Sachbücher, die dich thematisch inspirieren könnten oder von denen wir etwas über das Schreiben von Sachbüchern lernen können:
1. “On Writing: A Memoir of the Craft" von Stephen King - King teilt in diesem Buch seine persönlichen Erfahrungen und Ratschläge zum Schreiben von Romanen und Sachbüchern. (Deutsch oder Englisch)
2. “Bird by Bird: Some Instructions on Writing and Life" von Anne Lamott - Lamott bietet in diesem Buch inspirierende Einblicke in den Schreibprozess und wie man ihn angeht, mit viel Humor und persönlichen Anekdoten. (Deutsch oder Englisch)
3. “Big Magic: Creative Living Beyond Fear" von Elizabeth Gilbert - Gilbert ermutigt die Leser, ihre kreative Seite zu entdecken und zu pflegen, egal ob beim Schreiben oder in anderen künstlerischen Bereichen. (Deutsch oder Englisch)
4. “Steal Like an Artist: 10 Things Nobody Told You About Being Creative" von Austin Kleon - Kleon zeigt in diesem Buch, wie man sich von anderen Künstlern inspirieren lassen kann, um seine eigene Kreativität zu entfalten.
Habt ihr eigene Empfehlungen für uns in der Community?
Beim nächsten Mal…
beschäftigen wir uns aber wirklich :-) mit der Gliederung deines Sachbuchs, mit der du deine Leser und Leserinnen verständnisvoll und logisch durch dein Buch führst.
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Dann wünsche ich euch weiterhin inspiriertes Schreiben an euren Buchprojekten und freue mich auf unser nächstes Treffen am Mittwoch!
Eure Susanne