Was ist Kultur? – Willkommen bei der Kulturzeit Limburg-Weilburg
Wenn ich ChatGPT frage, erhalte ich folgende Antwort zu dieser Frage: Kultur umfasst die Gesamtheit der materiellen und immateriellen Errungenschaften, Traditionen, Normen und Werte einer Gesellschaft, die ihr Denken, Handeln und Fühlen prägen. Sie zeigt sich in Sprache, Kunst, Religion, sozialen Strukturen und alltäglichen Verhaltensweisen. Kultur ist dynamisch und verändert sich durch Austausch und Einfluss von neuen Ideen und Technologien.
Damit heiße ich euch herzlich willkommen beim Newsletter Kulturzeit Limburg-Weilburg. Dieser Newsletter möchte in regelmäßigen Abständen die Kultur unserer Region beleuchten, zeigen, was das Leben hier kulturell bereichert und wo die Herausforderungen für Kultur im ländlichen Raum liegen. Kultur ist manchmal laut und sichtbar, in Form von Theaterstücken, Chorfestivals oder Lesungen. Doch oft geschieht sie im Kleinen, ohne große Aufmerksamkeit, und dennoch erfüllt sie unser Leben, bildet Gemeinschaften und schafft Verbindungen.
Was bedeutet mir selbst Kultur? Seit über 20 Jahren bin ich Mitglied in einem Theaterverein, mache seit vielen Jahren Vorstandsarbeit und bin seit 2021 auch Vorsitzende. Vom klassischen Theater bis hin zu neuen Wegen und Experimenten sind wir sehr breit aufgestellt. Wichtig ist uns, dass Theater allen offen steht, egal, welchen gesellschaftlichen, soziologischen oder kulturellen Hintergrund jemand mitbringt. Jeder darf Theater spielen. Daher setzen wir in der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft ein Zeichen und sagen „Wir sind bunt und jeder ist willkommen“. Wir setzen ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion und nutzen das Theater, um Brücken zur Demokratie zu schlagen und Kinder sowie Erwachsene für aktuelle Themen zu sensibilisieren.
Doch Kultur ist für mich nicht nur das eigene Engagement im Verein. In meiner Zeit als freie Journalistin habe ich die vielfältige Kultur im Landkreis erleben dürfen, ich habe viele Ehrenamtler kennengelernt, viele Veranstaltungen besucht. Das gemeinsame Gestalten, Zusammenkommen und etwas in den eigenen Kommunen anzubieten, war Bestreben der Menschen, die sich engagiert haben. Damit dies auch eine Zukunft hat, müssen wir darüber sprechen, das Engagement sichtbar machen und uns vernetzen. Denn die Zeit wird immer schnelllebiger, wir konkurrieren mit Streamingdiensten und einem Überangebot an Veranstaltungen.
Vor allem in der Zeit der Pandemie hat die reiche Kulturlandschaft gelitten. Das Zusammenkommen und Auftreten war nicht mehr möglich, es war schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Die Kulturlandschaft hat sich dadurch verändert. Umso wichtiger ist es, jetzt verstärkt darauf aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie vielfältig Kultur ist. Daher ist es entscheidend, gemeinsam neue Wege zu finden und die kulturelle Vielfalt unserer Region zu feiern.
Dazu möchte dieser Newsletter ganz herzlich einladen. Er möchte auf Veranstaltungen zurückblicken, auf Events hinweisen und mit Menschen ins Gespräch kommen. Hier erhaltet ihr exklusive Interviews und spannende Einblicke in die Kulturszene.
„Der zerbrochene Krug“ – Bad Camberger Festspiele
Einen festen Platz in der kulturellen Landschaft des Landkreises haben die Bad Camberger Festspiele (Si apre in una nuova finestra), die jedes Jahr im Sommer den Amtshof zur großen Freilichtbühne umgestalten. Eine ganze Woche lang spielen sie fast jeden Abend und nehmen die Zuschauer mit. In diesem Jahr präsentierten sie „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist und aus dem Amtshof wurde eine Gerichtsstube um 1685 in Huisum , einem fiktiven, niederländischen Ort. Zum ersten Mal führte Wolf-Dieter Knapp Regie und ihm ist eine großartige Premiere gelungen. Dieser Theaterabend hat sehr viel Spaß gemacht. Sehr gerne genieße ich jedes Jahr aufs Neue das Ambiente und die Aufführungen.
Das Lustspiel bot genügend Stoff für einen unterhaltsamen, lustigen Theaterabend. Dorfrichter Adam muss über eine Tat Gericht sitzen (einen zerbrochenen Krug), die er selbst begangen hat und so agiert er in einer Art und Weise, um von sich selbst abzulenken und den Verdacht erst gar nicht in seine Richtung entstehen zu lassen. Wie wir uns alle denken können, gelingt ihm dies nicht und am Ende flüchtet er aus seiner Gerichtsstube.
Die Darsteller haben sich diesem Thema mit viel Leidenschaft angenommen und großartig gespielt, vorneweg Jürgen Erhardt als Dorfrichter Adam, Thomas Rothenbächer als bückelnder Schreiber Licht und Svenja Zielke als Yve Rull, die mehr über die Tat weiß, als wie sie berichten möchte. 15 Darsteller auf der Bühne und zahlreiche Akteure hinter der Bühne trugen zum Erfolg bei.
Doch das Vorwort der beiden Vorsitzenden Eckehard Hindrischedt und Christine Anis lässt aufhorchen. “Dieses Jahr war es knapp, doch letztendlich hat es mit den Festspielen geklappt. Regisseure gehören mittlerweile zu einer bedrohten Art und es wird immer schwieriger, jemanden zu finden, der diese zeitaufwendige und nervenaufreibende Aufgabe übernimmt.”
Dieser kurze Eingangssatz gibt nur einen kurzen Eindruck davon wieder, dass es Menschen bedarf, die sich engagieren, um etwas auf die Beine zu stellen. Daher möchte ich an dieser Stelle die Möglichkeit nutzen, einen kleinen Blick hinter die Bühne zu werfen. Es ist großartig, was die Darsteller leisten. Doch auch fern der Bühne greifen so viele Rädchen ineinander, dass auch diese ins Licht gehoben werden sollten. Es geht bereits vorher los, wenn zahlreiche Hände mit anpacken, um den Amtshof in eine große Theaterbühne zu verwandeln. Und an den Abenden selbst sind viele aktiv, um an der Kasse die Besucher willkommen zu heißen, für das leibliche Wohl zu sorgen oder auch im Technikwagen für Ton und Licht verantwortlich zu sein. Neben den Darstellern auf der Bühne sind dies zahlreiche Aktive, die mitwirken. Auch ihnen gebührt ein großes Lob, denn sie tragen zum gesamten Gelingen der Veranstaltung bei. Es braucht die Menschen, die auf der Bühne stehen und die Besucher unterhalten, aber es braucht auch die vielen helfenden Hände drumherum, damit so ein Event veranstaltet werden kann. Und wenn ihr sagt, das Schauspiel ist nicht euer Metier, dann vielleicht ein Engagement im Hintergrund. Am Ende erhaltet ihr Gemeinschaft, Miteinander und Geselligkeit. Das ist viel Wert. Ich spreche aus Erfahrung ;-)
Nachgefragt!
Beim Vorstand von den Bad Camberger Festspielen habe ich nachgefragt, was für sie Kultur bedeutet und Nadine Kairies (Schriftführerin) hat mir meine Fragen beantwortet. Vielen Dank dafür!
Was bedeutet Kultur für dich/euch?
Selbst regelmäßig und begeistert in Kultur- und insbesondere Theaterveranstaltungen aller Art unterwegs, wissen wir Kreativität, Originalität, den Wert des gemeinschaftlichen Gestaltens und Erschaffens mit all seinen motivierenden Höhen und manchmal kräftezehrenden Tiefen zu schätzen. Deswegen ist "Kultur" für uns nicht nur reine Unterhaltung oder ein bisschen "Theater machen", sondern ein Auftrag, selbst wenn wir uns in einem vergleichsweise kleinen Wirkungskreis in Bad Camberg bewegen. Es ist unser Anspruch, den Menschen in und um Bad Camberg ein Kultur- und Freizeitangebot zu bieten, das theaterbegeisterten Besuchern, den schon länger Vereinsaktiven, aber auch neuen Mitgliedern gleichermaßen einen Anreiz bietet, "Kultur zu schaffen" und mitzumachen. Wir möchten Spaß, aber auch Qualität bieten, die ständig weiterentwickelt wird und neue Impulse setzt. Das fängt bei der Jugendarbeit an, geht über Workshops und Seminare für Darsteller, der Kostüm- und Maskenbildner, der Kulissenbauer und Techniker bis hin zu den Regisseuren. Wir verstehen Vereinskultur aber nicht nur im Sinne eines künstlerischen Werts, sondern möchten als Team Dinge bewegen und Zusammengehörigkeit fördern - und das ohne Alters- oder Sozialgrenzen.
Mit welchen Herausforderungen kämpft ihr im Verein Bad Camberger Festspiele?
Obwohl wir aktuell einen vergleichsweise hohen Mitgliederstand haben, leiden wir wie vermutlich die meisten lokalen Vereine unter Mitgliederschwund und —beteiligung. Die Ursachen liegen u.a. an der Altersstruktur und/oder Zeitgründen: von jung bis alt nehmen die passiven Mitglieder und Kündigungen zu (Schule, Studium [meist verbunden mit Umzügen], anderen Hobbies mit mehr Priorität, Familiengründung, aber auch Inaktivität aufgrund von Alter und Gesundheit).
Parallel wird es immer schwieriger vor allem Regisseure für unsere diversen Aufführungen zu finden. Die Herausforderung ist hier bspw. den verschiedenen Sparten von Jugendbühne und Erwachsenen-Theater gerecht zu werden. Dazu kommt akuter Zeitmangel, der die "Ehrenamtlichkeit" bei Vollzeit-Job oder Ausbildung und eigenem Privatleben manchmal zur Belastung macht.
Was würdet ihr euch für euren Verein wünschen?
Der Verein genießt insgesamt einige Privilegien, die der Organisation der jährlichen Festspiele oder bspw. des Schauspielstudios zugute kommen. Allen voran die Möglichkeit, dass wir Proben- und Aufführungsorte in der Regel über die Stadt Bad Camberg kostenfrei nutzen können. Auch unterstützen sich die lokalen Vereine gegenseitig nach dem win-win-Prinzip hinsichtlich Equipment oder Einsätze.
Wenn wir uns etwas wünschen könnten, wäre das ein Mehr an aktiven Mitgliedern, die sich noch stärker einbringen möchten. Aber auch ein Mehr an städtischer Unterstützung und Vereinsförderung, so dass wir unser kulturelles Angebot erfolgreich aufrecht erhalten können.
Vorschau 😊
Gerne möchte ich Euch zum Schluss auf interessante Termine aufmerksam machen. Am kommenden Samstag, den 31. August, lohnt sich ein Besuch in Limburg, denn gleich zwei Veranstaltungen zeigen, wie bunt und vielfältig Kultur sein kann.
Bunte Töne Festival
Das Bunte Töne Festival der Lebenshilfe Limburg Diez e.V. ist ein Musik-Festival für Menschen mit und ohne Handicap. Es findet rund um die Pusteblume im Herzen von Limburg statt.
Alle sind eingeladen. Alle sind herzlich willkommen.
Es gibt den ganzen Tag ein tolles Musikprogramm.
Das Musikprogramm ist ganz verschieden. So verschieden, wie die Menschen sind.
Alle verbindet die Freude an der Musik. Die Menschen, die zuhören und die Menschen, die Musik machen. Die Musik ist das Thema des Tages.
Das Festival dauert von 12:30 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Den gesamten Ablauf findet ihr auf der Homepage der Lebenshilfe (Si apre in una nuova finestra).
Kennt ihr eigentlich die FETZE?
Das ist die Jugendfreizeitstätte in Limburg. Man findet sie in der Bahnhofstraße 1 in Limburg und sie nicht nur eine wundervolle Begegnungsstätte und Anlaufstelle für die gesamte Bandbreite der Jugend. Sie ist auch eine Kulturschmiede.
Dadurch dass der Flohmarkt von Limburg ausfällt, entschieden die Jugendlichen kurzerhand das alles selbst in die Hand zu nehmen. So wird am 31.08.24 ein FETZIGER MINIFLOHMARKT stattfinden. Und nicht nur das!
Nach einem intensiven und wundervollen Workshop mit Kaddy Kupfer, zum Thema Poetry Slam, haben sich eine Gruppe Nachwuchskünstler gefunden. Diese wundervollen Menschen möchten natürlich auch präsentieren, was entstanden ist. Das heißt am gleichen Tag, geht es nach dem Miniflohmarkt in ein WORTGEFETZE, dass sich gewaschen hat. Zusammen mit Kaddy Kupfer wird die nächste Generation Poet*innen ihre ersten Schritte auf die Bühne wagen.
Somit verbindet die FETZE diese beiden Intensionen und gestaltet einen wundervollen Tag voller Begegnungen, guten Gesprächen, schönen Worten und ganz viel Musik und Miteinander. Alle sind eingeladen teilzuhaben und Wertschätzung für die Zukunft von Limburg zu teilen. Der Erlös der beiden Aktionen kommt zu 100% bei den Jugendlichen an und soll die Verluste des ausgefallenen Limburg Flohmarktes kompensieren. Ziel ist es, die Weihnachtsfeier der Fetze, trotz der ausbleibenden Einnahmen zu ermöglichen.
Zum Schluss
Ihr kennt Kulturinteressierte? Dann schickt diesen Newsletter gerne weiter. Ihr habt Termine, auf die aufmerksam gemacht werden soll? Dann schickt mir diese bitte und ich nehme sie mit auf. Ihr möchtet Euch mit mir über Kultur unterhalten? Dann lass uns gerne treffen! Lasst uns gemeinsam zeigen, wie vielfältig Kultur ist. Was bedeutet Kultur für Euch? Lasst uns gemeinsam entdecken, was Limburg-Weilburg zu bieten hat!
Liebe Grüße,
Eure Heike