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Noltes Notizen | 24. Februar 2023

Liebe KLup-Freund:innen,

nach einigen Urlaubstagen melde ich mich wieder zurück - und das angesichts eines Monats, in dem einiges auf dem Programm steht. Schon in der kommenden Woche werde ich in Dresden sein, wo die Deutsche Bischofskonferenz zu ihrer Vollversammlung zusammenkommt. Zwischen dem Ad-Limina-Besuch in Rom samt diversen Störmanövern und dem geplanten Abschluss des Synodalen Wegs eine Woche später dürfte da ordentlich Storm in der Tapete sein. 

Dabei ist klar: Die Kulisse könnte herrlicher kaum sein: Museum Albertinum, Brühlsche Terrassen, Frauenkirche, Residenzschloss, Kathedrale „Sanctissimae Trinitatis“,  Semperoper, Zwinger – angesichts solcher barocker Pracht und prächtiger Kultur trägt Dresden zweifellos zurecht den Namen Elbflorenz (Foto oben. pixabay). Doch toskanische Leichtigkeit dürfte die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz dieser T­age im äußers­ten Osten der Republik weniger prägen als eine mächtige Kaltfront aus Rom, die auch hinter den Fassaden für ordentlich Zug sorgen dürfte.

Dieses Treffen der Diözesan- und Weihbischöfe aller 27 deutschen Bistümer ist einmal mehr eines unter massivem Druck. Zudem soll nur eine Woche später in Frankfurt das große Reformprojekt Synodaler Weg zum Abschluss gebracht werden – mit einer Tagesordnung randvoll brisanter Themen, die in zweiter, also voraussichtlich finaler Lesung behandelt werden.

Da wird es um die Beteiligung von Laien nicht nur an Beratungen, sondern auch an Entscheidungen gehen, ebenso um den Zölibat, Weiheämter für Frauen, Laienpredigt, Segensfeiern auch für homosexuelle Paare und um den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt. Jedes einzelne dieser Themen ist unter den Bischöfen höchstumstritten – während Reformen in diesen Punkten bei wohl den meisten Laien-Delegierten der Synodalversammlung unverhandelbar sind, soll der Synodale Weg ein Erfolg werden.

Eklat von Frankfurt

Kleine Rückblende: Bei der jüngsten Synodalversammlung  im September 2022 hatte es einen Eklat gegeben, als der Grundtext über eine Reform der Sexualmoral an der Sperrminorität der Bischöfe scheiterte. Auch wenn der Schock darüber bis in deren eigene Reihen reichte und es nach mehreren internen Krisenrunden bei dieser einen Ablehnung blieb – die Nervosität dürfte angesichts der Dresdner Tagesordnung erneut hoch sein.

Erst in der vergangenen Woche hatten vier Frauen aus dem deutlich konservativen Spektrum ihren Rückzug vom Synodalen Weg verkündet: die Professorinnen Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Marianne Schlosser sowie Dorothea ­Schmidt („Maria 1.0“) legten ihr Mandat nieder. Sie beklagten eine weitere Entfernung der katholischen Kirche in Deutschland von der Weltkirche und nicht minder von der kirchlichen Lehre. Überdies würden   „wiederholt Interventionen und Klarstellungen von Seiten vatikanischer Stellen und des Papstes“.

Für diese „Klarstellungen“ hatten Anfang des Jahres fünf aus dem deutlich konservativen Spektrum stammende Männer gesorgt. Die Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Bertram Meier (Augsburg), Stefan Oster (Passau) und Rainer Maria Woelki (Köln) hatten in einem nicht mit ihren deutschen Mitbrüdern abgesprochenen Brief  vom Vatikan wissen wollen, ob sie verpflichtet seien, an einem Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten, den der Synodale Weg beschlossen hatte. 

Das hatte Rom mit päpstlicher Anordnung verneint und überdies sämtliche Bestrebungen verboten, ein solches Gremium aus Bischöfen und Laien auf Bundesebene einzurichten. 

Ob dieses Vorgehen einzelner Bischöfe in der Vollversammlung in Dresden thematisiert wird, ist fraglich. Fakt ist, dass ein Synodaler Ausschuss – oder später ein entsprechender Rat – in Frankfurt zur Abstimmung steht. Wie werden sich die Bischöfe dann verhalten? Nach dem Abstimmungs-Desaster im Herbst 2022 dürfte geboten sein, ein solches Fiasko bereits in Dresden zu verhindern. Doch ob das gelingt?

Ärger mit Rom

Schließlich hat der Vatikan in der Zwischenzeit mächtig den Druck erhöht. Beim Ad-Limina-Besuch hatten Kurienverantwortliche wie Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer (Glaubenslehre) und Marc Ouellet (Bischöfe) massive Kritik am deutschen Reformprojekt geäußert und sogar einen zeitweisen Stopp gefordert. Das hatten die deutschen Bischöfe gleichwohl abgelehnt.

Erst vor wenigen Wochen dann sorgte Papst Franziskus selbst für große Irritation, als er in einem Interview dem Synodalen Weg attestierte, von einer Elite veranstaltet zu werden, nicht aber vom Volk Gottes. 

Georg Bätzing wies Form und Inhalt ungewöhnlich deutlich zurück: „Diese Art, Kirchenführung durch Interviews wahrzunehmen, halte ich für äußerst fragwürdig“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Erfahrung in Prag

Eine weitere, neue Erfahrung zwischen dem Vatikan einerseits und den Synodalversammlungen hierzulande kommt hinzu: das europäische Treffen der Delegierten im Rahmen des weltweiten synodalen Prozesses, den der Papst angestoßen hat. 

Auch bei dieser Beratung von knapp 600 Delegierten aus 39 Ländern war der deutsche Weg mit seinen Anliegen immer wieder Thema, die Vorbehalte allerdings ebenso. Die Methode dort: Texte hören, sie aber nicht diskutieren – sondern alle halbe Stunde geistlich vertiefen.

Und schließlich kommt Druck von vorn nach Dresden: Der Synodale Weg soll am 11. März in Frankfurt abgeschlossen werden. Iniitiert worden war er nach einstimmigem Beschluss der Bischofskonferenz als Reaktion auf die MHG-Missbrauchsstudie. 

Ob er ein Erfolg wird und was diesen Erfolg auszeichnet, hängt auch von der Vollversammlung der Bischöfe ab. Soviel ist klar: Ein Glanzstück ist nicht zu erwarten. Daran ändert auch die prächtige Kulsise des Elbflorenz nichts.

Ich werde selbstverständlich aktuell von den Beratungen berichten - nächste Woche um diese Zeit nicht zuletzt im nächsten Newsletter.

Euch bis dahin alles Gute, einen besinnlichen ersten Fastensonntag und Gottes Segen für die 40 Tage, die nicht ohne Grund eine "Gnadenzeit" genannt werden ...

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)