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Die Komfortzone feiern

In der Komfortzone zu sitzen ist schlecht. Zumindest bekomme ich diesen Eindruck, wenn ich all den Motivationstrainern zuhöre, die auf Social Media um zahlungskräftige Kundschaft buhlen.

Und klar, über sich hinaus zu wachsen, den Rahmen dessen zu verlassen, den man als machbar hält - das ist schon ein ziemlich tolles Gefühl. Natürlich ist es schön, immer ein bißchen mehr zu schaffen. Natürlich ist es großartig, Neues zu wagen und plötzlich Dinge zu tun, die vorher unvorstellbar waren. Natürlich bringt uns das weiter, immer ein bißchen weiter zu gehen in Gedanken und Taten. Zu schauen, was möglich ist (meistens nämlich viel mehr, als wir glauben).

Photo by Yerlin Matu (Si apre in una nuova finestra) on Unsplash (Si apre in una nuova finestra)

Aber, was wir beim Feiern der Komfortzone oft völlig vergessen:

Um die Komfortzone verlassen zu können, brauchen wir festen Boden unter den Füßen.

Wir brauchen eine Basis, einen sicheren Hafen. Wir müssen gestärkt sein und bei Kräften. Es ist gut, sich von Zeit zu Zeit in unbekanntes Gewässer zu schmeißen und mit dem Schwimmen herauszufordern. Aber damit das klappt, damit es kein Raubbau wird an Körper und Seele, damit wir wirklich davon profitieren können und nicht nur irgendwie durchkommen - damit all das der Fall ist, brauchen wir einen festen Stand. 

Unseren Platz in einem Leben, in dem es uns gut geht. Ein Leben, in dem unsere Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. Ein Leben jenseits permamenter Überforderung, Schlafmangel oder Sorgen. Denn die eigene Komfortzone zu verlassen, kostet Kraft. 

Gerade Krisenzeiten zeigen, dass wir es fast immer irgendwie schaffen. Natürlich: wenn wir ins Wasser fallen, dann schwimmen wir. Notfalls auch gegen den Strom und in eiskaltem Wasser. Weil untergehen einfach keine Option ist. Aber eben: in Krisenzeiten!

Völlig andere Ausgangslage, als sich freiwillig herauszufordern!

Versteht mich nicht falsch: ich bin eine große Freundin davon, groß zu denken. Ich liebe es, Neues zu tun. Ich katapultiere mich regelmäßig aus meiner Komfortzone hinaus: freiwillig, weil ich bereit bin dafür und das Bedürfnis habe, über mich hinaus zu wachsen. Aber ich weiß auch, ich kann zurückkehren in ein Leben mit Ruhe. Vor allem kann ich aber auch entscheiden, dass mir das alles zu viel wird und ich in ohnehin schon anstrengenden Zeiten nicht noch mehr Herausforderung brauche. Ich kann in meiner Komfortzone sitzen bleiben und es mir gut gehen lassen: mit gutem Gefühl und ohne Angst, etwas im Leben zu verpassen. 

Die Welt ist voll von Abenteuern. Sie laufen nicht davon und ich muss niemandem etwas zu beweisen. Wer die Komfortzone verlassen will, braucht einen festen Stand. Alles andere ist entweder einer Krise geschuldet (wir haben also keine Wahl) oder Raubbau an uns selbst.

Herausfordernde Zeiten gerade

Mein Ziel aktuell ist daher nicht, mich noch mehr im Leben herauszufordern. Ich lerne meine Komfortzone zu schätzen. Ich feiere sie, jeden einzelnen Tag. Je mehr das Leben an meinen Grundfesten rüttelt, umso mehr  weiß ich diesen sicheren Hafen zu schätzen. Den Ort, an dem ich ganz bewusst Kraft tanken kann und gute Gefühle. Natürlich: ich beginne zu planen für etwas weniger turbulente Zeiten. Dass ich mich selbst wieder herausfordern werde, steht fest. Aber eben: herausfordern, nicht überfordern.

Die eigenen Komfortzone von Zeit zu Zeit zu verlassen, kann horizonterweiternd sein. Aber es weder Selbstzweck, noch müssen wir irgendwem etwas beweisen. Wir dürfen in Ruhe irgendwo sitzen und es uns gut gehen lassen.

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