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Ich habe losgelassen

Ich tippe und lösche. Tippe wieder und lösche erneut. Es ist schwer. Und überfällig. Aber eben trotzdem schwer. Eigentlich hätte ich diesen Text schon vor einer ganzen Weile schreiben sollen. Aber manche Dinge brauchen Zeit. Jetzt bin ich mutig.

Foto von Matt Flores (Si apre in una nuova finestra) auf Unsplash (Si apre in una nuova finestra)

Ich habe mir vorgenommen, jetzt regelmäßig mutig zu sein. Und erkenne doch, wie unrecht ich mir damit tue. Den ich bin mutig, verdammte Hacke!!! Mit drei Ausrufezeichen dahinter. Ich war es, all die Monate und Jahre lang. Ich habe in den letzten Jahren Dinge erlebt, die ich niemandem wünschen möchte. Ich bin so oft durch meine Angst gegangen. Nicht, weil ich mir vorgenommen hatte, mutig zu sein. Sondern, weil ich keine Wahl hatte. Das Leben hat von mir Mut verlangt. Immer und immer wieder. “Nee, sorry, darauf habe ich jetzt aber echt keine Lust!” war keine Option. Ich musste da durch.

Ich habe diesen Text also völlig falsch begonnen. Ja, ich habe mir vorgenommen, mutige Entscheidungen zu treffen. Mutig zu sein, nicht nur im Großen, wo ich muss. Sondern auch da, wo es Alternativen gibt.

In meinem nächsten Text wird es um einen meiner krassesten Glaubenssätze geben. Einen meiner krassesten ehemaligen Glaubenssätze. Ich habe ihn nämlich losgelassen - nach über 40 Jahren! Seitdem bringe ich mir jeden Tag den Beweis für das Gegenteil. Kostet Mut, keine Frage! Aber bringt mir ein unfassbar tolles Gefühl der Zufriedenheit.

Ich schweife ab, verzeiht mir. Ich tippe - und plötzlich sprudeln die Worte aus mir heraus. Der Druck ist weg. So macht Schreiben Spaß. Ich wünschte, das hätte auch früher so sein können. Konnte es aber nicht, ich stand mir selbst im Weg. Jetzt funktioniert das Schreiben wieder. Der Grund dafür so banal, wie auch traurig: ich habe losgelassen.

Die Dinge dürfen im Fluss sein

Eigentlich wollte ich euch heute mitteilen, dass Steady irgendwann in den nächsten Monaten zu Ende gehen wird. Dass sich das Kapitel schließt. Weil ich mir selbst so sehr im Weg stehe. Und jetzt sprudeln die Worte. So, als würden sie mir beweisen wollen, dass ich falsch liege. Vielleicht ist es aber auch nur der Imposter, der mir frech den Stinkfeiner zeigt und sich ins Fäustchen lacht. Wer weiß das schon. Klar ist aber: als ich die Möglichkeit ins Auge gefasst hatte, hier die Pforten zu schließen, kam die Freude am Schreiben zurück.

Aber ich weiß, sie ist unberechenbar. Sobald ich wöchentlich liefern muss, zieht sie sich zurück. Ein ehrliches Fazit: ich habe mir mit Steady (zumindest so, wie ich es aufgezogen habe), das falsche Format gewählt. Selbstkritik - manchmal schmerzhaft, eigentlich immer hilfreich. Zumindest dann, wenn es nicht darum geht, sich Schuldgefühle aufzuhalsen und zu zerfleischen, sondern im nächsten Schritt immer zu fragen: was kann ich daraus lernen?

In dieser Lebensphase war einfach nicht mehr drin

Das tut mir leid. Zu viele Knoten waren da in meinem Kopf. Zu viele Herausforderungen in den letzten Monaten, die mich ausgebremst haben. Zu viel “du müsstest eigentlich” und das Gefühl, nicht mehr hinterher zu kommen. Damit soll Schluss sein.

Es darf leicht sein

Ist einer meiner neuen Glaubenssätze. Ich habe ihn ganz bewusst gewählt. Und feiere ihn, jeden einzelnen Tag. Vermutlich auch darüber bald ein Text. Nicht nur über das Loslassen dessen, was uns nicht gut tut. Sondern auch darüber, wie wir das Gute neu in unser Leben holen können. Bin da vermutlich Expertin wider Willen. Aber da habe ich wirklich was weiterzugeben.

Und ehrlich: ich freue mich darauf! Genau so zu schreiben wie jetzt, war immer mein Ziel. Texte, bei denen es aus mir heraus sprudelt. Ich habe die Rechnung halt ohne meinen dämlichen Imposter gemacht. Der hat mir regelmäßig ein Bein gestellt und mich gebremst. Ich staune, dass das möglich war. Dass jemand wie ich, der so gerne schreibt, plötzlich so still wird. Jedes Wort auf die Goldwaage legt. Sich selbst zensiert. Und somit permanent ein “du solltest eigentlich” im Nacken hat, das jede Woche ein bisschen schwerer wiegt.

Es wird noch Texte von mir geben. Texte, die unbedingt raus wollen und bei denen ich das Gefühl habe, etwas Gutes und Wichtiges weitergeben zu können. Aber Steady wird (zumindest in dieser Form) nicht auf Dauer sein.

Ob ich es ganz einstampfe?

Vermutlich irgendwann. Dieses Jahr werde ich aber definitiv noch für euch schreiben mit dem Gefühl von Freude und voller Überzeugung, das Richtige zu tun. Wie es im neuen Jahr weiter geht, werden wir sehen, ok? Es wird Neues in meinem Leben (auch beruflich) geben und manchmal kann es sinnvoll sein, etwas altes dafür aufzugeben, um nicht zu viel gleichzeitig in den Händen halten zu müssen.

Jetzt freue ich mich darauf, euch noch mit ein paar Herzenstexten versorgen zu können. Danke, dass ihr so treue Leser*innen seid. Danke, dass ihr mir auch in schweren Zeiten die Stange gehalten habt. Ich hoffe sehr, meine Texte können euch etwas zurückgeben.

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