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Folge #5 - Duality - Teil 3

Wieder in Deutschland und zurück nach Mexiko

Das tat ich. Gleich fünf mal reiste ich erneut nach Mexiko.

Diese weiteren fünf Mexiko-Reisen sollten mich allerdings auch nicht näher dort heranbringen.

Bis auf die sechste. Im Oktober 2023. Auch diese Reise brachte mich an wundervolle Orte mit tollen Menschen, jeder Menge Inspiration (und vor allem Transpiration), die ich mit meinen Kameras einfangen konnte. Auch wenn es wieder nicht das war, weswegen ich eigentlich nochmal nach Mexiko wollte.

Was ich allerdings erneut gefunden und mit zurück nach Deutschland gebracht habe, war eine weitere Virusinfektion. Diesmal mit Influenza. Die am Folgetag nach meiner Rückkehr in Deutschland ausbrach und sich ein weiteres Mal in einer Gehirnentzündung niederschlug.

Diesmal kam ich in die Universitätsklinik, Essen - und konnte, auch durch die vorliegenden Arztberichte der Klinik in Mexiko, wesentlich gezielter behandelt werden. Ein weiteres Koma und ein weiterer Ausfall meines Gehirns waren dennoch wieder mal unvermeidlich.

Ein wenig mehr Klarheit

‚Dank’ diesen war ich jetzt jedoch endlich in der Lage, mein persönliches Projekt ‚Duality’ zum Abschluss zu bringen. Ich konnte die bislang verschlossene Tür öffnen. Und zumindest mir selber die Frage beantworten, was diese Dualität aus Leben und Tod ist, die in Mexiko wie ganz selbstverständlich überall thematisiert wird.

Denn im Gegensatz zum dritten Koma konnte ich unmittelbar im Anschluss an das vierte Koma ein Bewusstsein dafür entwickeln. Ich wusste, dass ich nicht mehr, wie noch die Tage zuvor im warmen, farbenreichen Mexiko war, sondern jetzt im winterlich trüben Deutschland. Ich wusste, dass ich tot war und im Jenseits - und nicht etwa in einen Traum. Wusste, wie es dort aussieht, wie es sich anfühlt. Ich war da. Und konnte es abgleichen mit den drei vorigen Besuchen, in dieser hinter dem Leben liegenden Welt.

Meine Fotografien bis zu diesem Zeitpunkt dokumentierten das Leben in Mexiko in seiner ganzen Pracht und Farbigkeit. Obgleich der Tod in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen als visuelles Sujet häufig enthalten war. Jedes der Bilder erzählt eine eigene Geschichte, vermittelt die Lebensfreude, die bunte Vielfalt und das Wesen Mexikos. Das Leben dort.

Ich bin auf jeder meiner Reisen ganz bewusst mit vielen unterschiedlichen Kameras durch Mexiko gereist, habe mein Lichtequipment weiter modifiziert, so dass ich überall in Studioqualität produzieren konnte, ohne mich in meiner Mobilität einschränken zu müssen.

Ich habe mit den unterschiedlichsten Menschen gesprochen, mein kulturelles und geschichtliches Hintergrundwissen durch den Besuch von Museen, Bibliotheken und anderen kulturellen Begegnungsstätten vertieft, um weiter zu ergründen, was die überall sichtbare Verbindung zum Tod in Mexiko bedeutet, um dies ebenfalls mit meinen Bildern verweben zu können und sie plastisch zu machen.

Aber: Gelungen ist es mir nicht. Ganz im Gegenteil. Aus technischer Sicht habe ich zwar nichts an den Fotografien zu beanstanden, ebenso wenig aus emotionaler oder kompositorischer Sicht: Die Bilder wirken weder konstruiert noch zeigen sie nur die typischen Klischees, sondern erzählen Geschichten, laden ein zum Entdecken, geben echte Situationen wider und vermitteln Lebensfreude beim Betrachten. Aus fotografischer und persönlicher Sicht sind die Bilder einwandfrei.

Ein neuer Denkansatz

Aber genau darin lag meines Erachtens der Denkfehler, der das Konzept in der Umsetzung zunichte machte: Die Bilder sind ein Spiegelbild meiner Kenntnisse und meines Fachwissens in der Fotografie, in der Bildkomposition, in der Vermittlung von Emotionen, in der Darstellung sehenswerter Blickpunkte… mittels Fotos. Sie zeigen die Vielfalt, die Lebendigkeit und das Wesen Mexikos. Sie zeigen das Leben in Mexiko.

Aber ignorieren genau dadurch komplett das eigentliche Thema: Die Dualität zwischen Leben und Tod in Mexiko, um die es mir eigentlich ging. Und eben darum, genau diese zu zeigen.

Doch jetzt hatte ich eine zusätzliche Erfahrung, auf die ich nun auch sicher zurückgreifen konnte:

Die meiner eigenen Aufenthalte in dieser Afterworld. Denn in eben diesem dualen Zustand - zwischen Leben und Nicht-Existenz, also Tod - gibt es kein Richtig oder Falsch. Kein Schwarz oder Weiß. Die einzige Klarheit ist die, dass es dort vordergründig keine gibt, aber gleichzeitig jedes Detail enthalten ist. Es ist weder Leben, noch Tod. Sondern das Jenseits. Und die dem innewohnende Dualität.

Bilder und Motive anderer Künstler und Kunstrichtungen, welche dualistische Prinzipien umsetzen, sei es durch Verstärkung der Kontraste, durch Nutzung von Komplementärfarben, durch Darstellung von Gegensätzen gibt es viele: Bilder über das Leben – aus der Perspektive des Lebens. Und es gibt Bilder und Motive, die sich mit dem Tod auseinandersetzen (zwangsläufig nicht aus dieser Perspektive). Die ihn symbolisieren, ihn als metaphorisches Element integrieren.

Nur die Dualität in der Umsetzung, das echte Jenseits, wird - ebenfalls zwangsläufig - vernachlässigt. Weil es nur wenige Menschen gibt, die das Jenseits erlebt (oder besser gesagt: überlebt) haben und noch weniger, die sich vor, während und danach, damit auseinandergesetzt haben, um diese einzigartige Erfahrung zu ergründen oder sichtbar zu machen. Und niemanden, der einen Fotoapparat dabeihatte, wenn er dort war.

Obwohl ich diese Welt - das Jenseits - viermal durch meine temporären ‚Gehirnausfälle‘ selber erlebt hatte, war sie für mich dennoch schwer bis unmöglich zu erfassen, zu begreifen und verbal oder künstlerisch umzusetzen. Erst das letzte Koma und den bewusst erlebten Aufenthalt in dieser Welt danach hat mir einen Rahmen gegeben, den ich viel simpler und minimalistischer mit den vorhandenen Mitteln füllen konnte als (von mir zumindest) erwartet. 

Argomento Interpretationen.

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