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Junge Jazztalente im BWM Doppelkegel

Susi Lotter und Marina Schlagintweit, zwei der Preisträgerinnen des diesjährigen BMW Young Artist Jazz Award, stellten am 14. Dezember in einem kontrastreichen Doppelkonzert neue Ensembles und Kompositionen vor.

Text und Fotos: Christina M. Bauer

Es kommt nicht oft vor, dass im architektonisch kaum übersehbaren Doppelkegel der BMW Welt im Norden Münchens jemand ein Konzert spielt. Am 14. Dezember fand dafür nun gleich ein abendliches Doppelkonzert statt. Grund dafür war der vom Unternehmen erneut ermöglichte BMW Young Artist Jazz Award, den dieses Jahr Susi Lotter, Marina Schlagintweit und Moritz Renner entgegennehmen durften. Die Auswahl der Preisträger übernahm eine Jury aus Vertretern der Medien- und Kulturszene. Den Juryvorsitz hatte Musikjournalist Oliver Hochkeppel, mit ihm stimmten Festival- und Programmmacherin Christiane Böhnke-Geisse, die Musikjournalisten Roland Spiegel und Andreas Kolb sowie Heike Lies vom Kulturreferat ab. Der Preis brachte den jungen Leuten neben der Dotierung bereits mehrere Auftritte im Herbst ein, die sie im Jazzclub Unterfahrt und bei den Leipziger Jazztagen spielten. Nun kam im Dezember für zwei Künstlerinnen noch ein gemeinsames Konzert im Doppelkegel dazu. Beide sind Absolventinnen der Hochschule für Musik und Theater München, die in den vergangenen Jahren bereits eine Menge Jazztalente hervorgebracht hat.

Komponistin und Klavierkünstlerin Marina Schlagintweit stellte im Doppelkegel ein noch relativ neues Ensemble vor, in dem sie acht junge Künstlerinnen und Künstler um sich versammelt hat. In den Kompositionen wurde ein breites Spektrum an Ideen und stilistischen Einflüssen verarbeitet. Mit facettenreicher Klangmalerei und Rhythmuswechseln zeigte sich "Fluoreszenz", das davon abgesehen Raum für ein kapriziöses Trompetensolo von Matthias Lindermayr und ein atmosphärisches Flötensolo von Nancy Meier bot. Teils schon veritable Sound-, Melodie- und Rhythmuspartikel verschalteten sich in schneller Abfolge immer wieder neu ineinander zur originellen, hektischen Komposition "Electromobility", in der außerdem ein dramatisches, ins Zeitgenössische weisendes Violinsolo seinen Platz fand. Als warme Jazzballade erwies sich dagegen "Fortune Cookie", mit grazilen Soli an Flügelhorn und Posaune. Die detailliert ausgearbeiteten Ensemblestücke integrierten insgesamt Einflüsse von Jazz über zeitgenössische Musik bis zu dezent eingesetzten Elementen aus House und Techno sowie elektronischer Musik. Um das überzeugend rüberzubringen, waren in der insgesamt relativ jazztypischen Besetzung einige im Jazz seltener anzutreffende Instrumentalstimmen wie Violine, Querflöte und Live Electronics im Einsatz.

In der zweiten Konzerthälfte standen bei der Band von E- und Kontrabassistin und Komponistin Susi Lotter moderne Stücke zwischen Soul, Jazz und Funk im Vordergrund. Neben reinen Instrumentalstücken wie der sensiblen, souligen Komposition "August" mit durchsichtigen, perlenden Solopassagen von Pablo Struff am Konzertflügel und der zurückhaltenden, etwas verträumten Jazzballade "Waves" spielte die Band vor allem Songs, die den jungen Sänger Aiken Kantriai mit seinen grazilen, hellen Vocals ins Rampenlicht rückten. Zu den Songs und Lyrics hat der Künstler, der Lotters Quartett zum Quintett erweitert, selbst einiges beigesteuert. Sie widmeten sich neben romantischen Motiven auch kritischen Themen wie Konflikten und Einsamkeit. Schwermut brachte die durchdachte Stilmischung dabei aber keineswegs mit sich, vielmehr eine abwechslungsreiche Spannbreite von souliger Ballade bis zum lässigen Funk mit Jazzeinfärbung. Wie zuvor Schlagintweit mit ihren integrierten Klavierharmonien zeigte sich Bassistin Lotter vor allem als Ensemblespielerin, ließ Rhythmen, Sounds und Melodielinien in die Kompositionen einfließen und trat nur sehr vereinzelt solistisch in Erscheinung.

In beiden Konzerthälften konnten sowohl im gut aufeinander abgestimmten Ensemblespiel als auch in den reichlich vorhandenen improvisierten Soloparts im Wesentlichen alle beteiligten Musikerinnen und Musiker glänzen. Etwas mehr solistischen Raum hätten am Ende aber die beiden Komponistinnen auch selbst einnehmen dürfen.

Fotos 1 und 2: Marina Schlagintweit (Foto 1 Mitte) und ihr Ensemble

Fotos 3 und 4: Bassistin Susi Lotter (Mitte) mit ihrer Band feat. Sänger Aiken (vorn)

Argomento Kurzkritik

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