Norwegischer Jazz: Liv Andrea Hauge Trio
Liv Andrea Hauge, Georgia Wartel Collins und August Glännestrand zeigten sich bei ihrem Konzert im Jazzclub Unterfahrt am 18. Dezember als sensibel interagierendes, einfallsreich improvisierendes Trio und als hervorragende Solist(inn)en.
Text und Foto: Christina M. Bauer
Am Konzertflügel Jazzharmonien mit Klarheit und Eleganz und eine eingängige, fast popmusikalisch anmutende Melodie, am Kontrabass sonores, warmes und präzises Spiel mit einfallsreichen Soloparts und damit verknüpft ein subtiles Rhythmusgeflecht mit wirkungsvollen Percussionelementen: Gleich mit der ersten Komposition etablierten Liv Andrea Hauge, Georgia Wartel Collins und August Glännestrand einige wesentliche Elemente ihres Konzerts. Die drei jungen Norweger sind jede und jeder für sich ausgezeichnete Solist(inn)en, die sich zu einem bemerkenswerten Trio zusammengefunden haben. Ihr Auftritt im Jazzclub Unterfahrt in München war Teil einer Tournee, die ihnen der Zenith Award des Europe Jazz Network dieses Jahr eingebracht hat. Hauge hat für ihr Trio Stücke komponiert, in denen es aber immer weite Räume für improvisierte und solistische Passagen gab. Die verstanden die drei einfallsreich zu nutzen, bewiesen Sinn für ein sensibles Zusammenspiel, durchdachte Dynamik und Dramaturgie.
Die Komposition "Istid" (deutsch: Eiszeit) etwa ging von anfänglich frei schwirrenden Melodieschnipseln und dezent gesetzten perkussiven Sounds über in ein melodisches Thema, das sich im weiteren Verlauf veränderte und in einem lockeren Ineinandergreifen geräuschhaft improvisierter Parts auflöste, bis sich Wartel Collins am Bass und Glännestrand an der Percussion in eine spannungsgeladene Duo-Improvisation hineinspielten und schließlich ganz grazil Hauge am Klavier wieder mit einsetzte. Traumwandlerisch zeigte sich "We are" mit lyrischer Melodik, zarten Harmonien und einer quasi-meditativen Solopassage an der Percussion. Die folkloristisch anmutende Jazzkomposition "Gullregn" (deutsch: Goldregen) hat Hauge einem ihrer Idole, Keith Jarrett, gewidmet. Leicht und intuitiv wechselten die Musiker zwischen Komponiertem und immer wieder neu und anders ausgeloteten Improvisationen und gestalteten fließende Übergänge zwischen den Stücken. Ein spannendes junges Trio, das die etablierten Sphären des nordischen Jazz um frische Ideen erweitern kann.

Foto: Georgia Wartel Collins, Liv Andrea Hauge und August Glännestrand (v.r.) im Jazzclub Unterfahrt am 18.12.2024