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Guten Morgen, Überhang!

Die Sonne geht auch heute auf, dessen bin ich mir sicher. Nun ist es genau genommen gar kein Auf- und kein Untergang, aber solche Feinheiten scheren ja schon längst nicht mehr: Alles eine Frage der Perspektive.

Auch wenn im Ergebnis immer das Gleiche bei herauskommt: Mal ist es hell, mal ist es dunkel. Aber woran liegt das? Könnte es nicht auch sein, dass uns nur ein Netzwerk böser Wesen glauben machen will, dass es morgens hell und abends dunkel wird? Die einfache - und nach allem menschlichen Wissen korrekte - Antwort hat zwei Buchstaben und lautet: Nö.

Aber gewöhnen Sie sich schonmal dran. Wissen und Gewissheiten, beides wird in den kommenden Wochen vielfach in Frage gestellt werden. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Und die Welt ist ja tatsächlich kompliziert.

Menschen lieben Strohhalme, die ihnen erklären, warum die Welt doch ganz anders sein könnte. Vor allem dann, wenn diese Strohhalme dazu führen, ihnen zu signalisieren: Ihr könnt ja gar nichts dafür. Gerne kombiniert mit einem Versprechen: Ich sorge dafür, dass es besser wird, ohne dass Du etwas dafür tun musst. Es ist das Hängematten-Versprechen. Und produziert Enttäuschungen, an denen aber dann wieder andere Schuld sein können.

Mitunter beschleicht mich ein Verdacht: Könnte es sein, dass ein Teil unserer gesellschaftlichen Diskurse in erster Linie demografiebedingt so aus dem Ruder läuft? Dass die gesellschaftliche Überalterung mit all ihren Effekten dazu führt, dass ältere Menschen retrospektiv auf ihr Leben schauen, dass ihnen nicht alles geglückt ist, was sie gerne für sich erarbeitet hätten? Dass jüngere Menschen auf deren Leben schauen und sagen: dieses Niveau werden wir eh nicht mehr erreichen? 

Es ist einfach, Menschen zu versprechen, dass sie gar nichts tun müssten, damit es — was immer das konkret sein mag — besser wird. Realistisch ist davon wenig. 

Ich sprach dieser Tage mit einem Deutschen, der im Irak geboren ist. Er berichtete: seine Frau sei in großer Sorge, dass sie demnächst das Land verlassen müssten. Es ging, natürlich, um die AfD. Die beiden leben ihr Leben ziemlich deutsch, sind dankbar gegenüber diesem Land und dem, was es ihnen ermöglicht hat. Sie sind fleißige Menschen, er ist selbständig, arbeitet an fünf Tagen pro Woche je zehn Stunden. Ihre Kinder sind ihr Leben — und sie sollen es gut haben. Noch nie habe ich ihn wirklich jammern oder meckern hören. Was ihn in Berlin auffallen lässt. 

Der gebürtige Iraker teilt das Schicksal vieler anderer Einwohner dieses Landes: Egal wie hart er arbeitet, er wird sich kaum jemals Wohneigentum leisten könnnen. Und auch deshalb will ich heute einen Blick werfen auf diese Problematik, die in Deutschland vielen Menschen Kopfzerbrechen und Sorgen bereitet: den Wohnungsbaumarkt — und die höchst eigenwilligenBauförderungsversprechen der Wahlkämpfer.

Vier Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl. Kommen Sie gut durch die ersten Tage der Wahlversprechenseinlösung auf der anderen Seite des Atlantiks. Für den Wiedergänger in Washington haben wir noch genug Gelegenheiten in den kommenden Jahren.
Falk Steiner

 

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Argomento Tiefgang

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