05.02.2021 "Dieser Femizid hätte verhindert werden müssen"
15-jährige Schülerin wurde vergewaltig und erwügt
War es ein Femizid, wurde die 15-jährige Schülerin in einer Augustnacht vermutlich vergewaltigt und danach erwürgt: Weil sie eine junge Frau war, die einem Gewalttäter unterlegen scheint? Die Mutter und große Schwester der Getöteten treten im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder als Nebenklägerinnen auf. "Dieser Feminzid hätte verhindert werden müssen", sagt ihre Rechtsanwältin Christina Clemm. Rechtsanwalt Sven Peitzner fügt hinzu, dass Mädchen und Frauen nicht sicher seien, gerade auch vor einem Mann, der bereits ab dem Jahr 2001 wegen Vergewaltigung in der Psychiatrie 13 Jahre lang behandelt wurde.
2020 soll Bekim H. die 15-jährige Schülerin Noelle u.a. ermordet haben. Wir schildern den tragischen Todesfall, sprachen mit dem Staatsanwalt im Prozess und den beiden Anwält*innen der Familie der Getöteten zum Prozessauftakt Ende Januar 2021.
War die Tötung der 15-jährigen Noelle ein Femizid? Musste sie sterben, weil sie ein Mädchen war? Warum war der Täter auf freiem Fuß, obwohl er 2001 bereits eine Frau vergewaltigt hatte und nach 13 Jahren Psychiatrie als nicht mehr gefährlich für die Allgemeinheit eingestuft wurde? Zählen zur "Allgemeinheit" auch die Mädchen und Frauen und deren körperliche Unversehrtheit? Das fragen sich die Mutter Noelles und die ältere Schwester der Getöteten, die als Nebenklägerinnen im Prozess im Kriminalgericht Moabit sitzen, Auge in Auge mit dem angeklagten mutmaßlichen Täter. Jede Woche sterben allein in Deutschland lt. TAZ drei Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner. Die Zeitung bezeichnet den Schutz der Frauen vor Gewalt als "blinden Fleck der Gesetzgebung":
https://taz.de/Femizide-in-Deutschland/!5728408/ (Si apre in una nuova finestra)Ist aber die juristische Aufarbeitung der mutmaßlichen Vergewaltigung und Tötung Noelles - und vor allem die strafrechtliche Vita des Angeklagten geeignet, um einen Femizid anzunehmen oder dem 42-jährigen Angeklagten permantenten Frauenhass zu unterstellen? Oder ist es ein Versagen der Behörden, die auch nicht reagiert haben sollen, als der mutmaßliche Täter Monate vor der tödlichen Gewalttat mehrere Männer attackiert haben soll?
Eine Petition von Weact mit den Adressatinnen Justizministerin Lambrecht und Familienministerin Giffey zählt am 05. Februar 2021 118.632 Unterschriften. Motto: "Femizide in Deutschland stoppen"
"Mehr als 115.000 Frauen waren 2019 Opfer von Partnerschaftsgewalt. Gerade in Corona-Zeiten befürchten Zivilgesellschaft und Politik, dass die Zahl sogar deutlich steigen könnte. Dennoch wird das strukturelle Problem nicht anerkannt. Diese Morde sind Femizide: Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind."
https://weact.campact.de/petitions/femizide-in-deutschland-stoppen (Si apre in una nuova finestra)Der Prozess um den angeklagten Mord an der 15-jährigen Gymnasiastin wollen Mutter und Schwester und ihre Anwält*innen dazu nutzen, aufzuklären und zu appelieren: "Dieser Femizid hätte verhindert werden müssen!", sagt Rechtsanwältin Christina Clemm. Nebenklagevertreter Peitzer betont im Interview mit Gerichtsreporter Morling: "Das Problem ist, dass ein 15-jähriges Mädchen nicht sicher ist..."